Verbindlichkeit, lebenslange Verlässlichkeit, Verantwortung

EKD-Ratsvorsitzender äußert sich zur Diskussion der neuen Orientierungshilfe

27. Juni 2013

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Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat Kritik an der Erweiterung des Familienbegriffs durch ein Positionspapier der Kirchenspitze scharf zurückgewiesen. „Wir können und dürfen als evangelische Kirche unsere Augen nicht vor der gesellschaftlichen Realität verschließen“, sagte Schneider am Donnerstag in Hannover dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Wir sind dazu aufgerufen, diese gesellschaftliche Realität zu gestalten und für diese gesellschaftliche Realität Orientierung zu geben.“ In der evangelischen Kirchen waren zuletzt konservative Stimmen laut geworden, die Änderungen an der vor einer Woche veröffentlichten Schrift zu Ehe und Familie forderten.

In der Orientierungshilfe fordert die EKD, alle Familienformen anzuerkennen und zu stärken und schließt dabei auch etwa Patchworkfamilien und homosexuelle Partnerschaften ein. Damit nehme die EKD keinen Kurswechsel vor, „wohl aber einen Perspektivwechsel, der dringend nötig ist“, unterstrich Schneider. Das Augenmerk müsse sich zuerst auf die „Qualität gelebter Beziehungen und nicht auf den Status“ richten.

Das Miteinander in der Familie solle in einer bestimmten Weise gestaltet werden. Schneider: „Wir sagen heute: 'Verbindlichkeit, lebenslange Verlässlichkeit, Verantwortung und Sorge füreinander, Geschlechtergerechtigkeit.'“ Diese Form des Zusammenlebens brauche eine rechtliche Ordnung wie die Ehe, erklärte der EKD-Ratsvorsitzende weiter. Die Ehe „soll auch das Leitmodell bleiben. Allerdings: Alleinerziehende, Patchworkfamilien und gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften, die nach den eben genannten Vorstellungen leben, gehören in gleicher Weise gewürdigt.“

Konservative Protestanten und Katholiken kritisieren das Papier mit dem Titel „Zwischen Autonomie und Angewiesenheit - Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken“, weil es in ihren Augen die Ehe zwischen Mann und Frau entwertet und die Ökumene schwer belastet. (epd)