„Europa fordert von anderen Offenheit für Flüchtlinge und mauert sich selbst ein“

Statement des Vorsitzenden der Kammer für Migration und Integration der EKD, Kirchenpräsident Dr. Volker Jung, anlässlich des Weltflüchtlingstags

20. Juni 2013

Three young women

„Europa muss angesichts einer der größten Flüchtlingstragödien der letzten Jahrzehnte mehr tun als bisher und eine größere Zahl syrischer Flüchtlinge aufnehmen.“ Das hat der Vorsitzende der Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland, der hessen-nassauische Kirchenpräsident Dr. Volker Jung, anlässlich des Weltflüchtlingstages am 20. Juni gefordert. Rund 1,6 Millionen Menschen seien seit Beginn der Kämpfe aus Syrien geflohen und hätten in den mittlerweile völlig überlasteten Nachbarländern Zuflucht gesucht. Auch das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen habe an die Europäische Union appelliert, endlich syrische Flüchtlinge aufzunehmen. „Die von Bund und Ländern beschlossene Aufnahme von 5.000 besonders Schutzbedürftigen – unter ihnen unbegleitete Kinder, Schwerstkranke und Angehörige religiöser Minderheiten – ist hierbei ein wichtiger Schritt, wobei die Vorstellung einer nur vorübergehenden Aufnahme wenig realistisch ist“, sagte Jung.

Weiter drängte der Kirchenpräsident darauf, unabhängig von diesem Kontingent den Familiennachzug zu in Deutschland lebenden syrischen Staatsangehörigen zu ermöglichen. „Viele Syrer wenden sich in diesen Tagen verzweifelt an diakonische und kirchliche Beratungsstellen, weil sie Familienangehörige zu sich holen und so in Sicherheit bringen möchten. Das sollte jetzt schnell und unbürokratisch ermöglicht werden“, so Jung.

Besorgt sehe man auf die Lage syrischer Flüchtlinge in Griechenland, die dort oft menschenunwürdig behandelt würden. „Es braucht mehr Solidarität in der europäischen Flüchtlingspolitik“ betonte Jung und forderte ein Ende der Abschottungspolitik. „Dass die EU die Nachbarländer Syriens auffordere, ihre Grenzen für Flüchtlinge offen zu halten, sich selber aber zunehmend einmauere, unterminiere die Glaubwürdigkeit Europas“, warnte der Kirchenpräsident. „Europa will ein ‚Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts‘ sein. Für Flüchtlinge muss es das erst noch werden“, erklärte Jung.