Alptraum oder Fortschritt?

Debatte um Klon-Experiment geht weiter

17. Mai 2013

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Frankfurt a.M. (epd). Experten warnen vor einer Überbewertung des gelungenen Klon-Experiments in den USA. "Die Frage, ob man aus diesen Experimenten therapeutische Strategien ableiten kann, ist im Moment nicht beantwortbar", sagte der Medizinprofessor Eckhard Nagel, der auch Mitglied des Deutschen Ethikrates ist, am Freitag dem Internetportal "evangelisch.de".

Auch der Vize-Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Wolf-Michael Catenhusen, hält den Forschungserfolg bei den geklonten menschlichen Stammzellen für überschätzt. Einige Fachleute hielten die Studie nicht von klinischer Relevanz. Das bedeute, dass man in den nächsten Jahren nicht mit einer Anwendung beim Menschen rechnen könne. Bisher gebe es keine Anwendung embryonaler Stammzellen in der Medizin. Das seien alles Zukunftshoffnungen, sagte Catenhusen dem Sender WDR 5.

Nagel erklärte, in den letzten 15 Jahren sei deutlich geworden, dass das Klonen oder aber auch die Zerstörung von Embryonen für solche therapeutischen Ansätze nicht notwendig seien. Es gebe mittlerweile andere Erkenntnisse aus der sogenannten Reprogrammierung von Zellen.

Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach betonte dagegen die Chancen des gelungenen Experimentes: "Das ist kein Alptraum, sondern ein riesiger technischer Fortschritt", sagte der gesundheitspolitische Sprecher der "Passauer Neuen Presse". Es sei eine ernstzunehmende Möglichkeit, neue Organe für Menschen zu gewinnen. Deutschland sei gut beraten, nicht nur die Gefahren zu betonen.

In einem Experiment war es US-Forschern gelungen, menschliche Stammzellen aus einem eigens geklonten Embryo zu gewinnen. Die Gewinnung der Stammzellen ist in Deutschland verboten. Ein Import menschlicher embryonaler Stammzelllinien ist unter strengen Auflagen erlaubt.

Der Berliner Altbischof Wolfgang Huber schloss sich der Forderung nach einem weltweiten Verbot des Klonens von Menschen an. "Man muss von vornherein klarmachen, dass wir das nicht wollen", sagte Huber, der auch dem Deutschen Ethikrat angehört, dem "Tagesspiegel". "Deshalb sind energische Schritte zum weltweiten Verbot des Klonens von Menschen notwendig", ergänzte er: "Menschen nach einem von Menschen gemachten Bauplan zu entwerfen, heißt, sie ihrer Identität und Unverwechselbarkeit zu berauben."

Das Ziel heilige nicht die Mittel, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, im Deutschlandfunk. Die Stammzellforschung gehe über vertretbare Grenzen hinaus, "weil es sich um embryonale Stammzellen des Menschen handelt". Schon bei der künstlichen Befruchtung gebe es Probleme wegen der sogenannten überzelligen Embryonen. Aber bei der künstlichen Befruchtung solle ein menschliches Leben im Mutterleib heranwachsen. Dies sei eine völlig andere Dimension, als "dieses künstlich geschaffene Leben zu benutzen, um zu entkernen, woanders hinzupflanzen und dabei eben auch das Absterben in Kauf zu nehmen".

Unterstützung erhält Schneider von der Deutschen Evangelischen Allianz. "Tötungen von Menschen, selbst wenn das eines Tages anderen Menschen helfen und deren Lebensqualität steigern würde, ist ein Verstoß gegen die Menschlichkeit und bedarf der weltweiten Ächtung", erklärte der Generalsekretär des Dachverbandes konservativer Christen, Hartmut Steeb, im thüringischen Bad Blankenburg. Auch die für Forschungszwecke und die Herstellung von Embryonen notwendigen Eizellspenden von Frauen sei inakzeptabel, fügte Steeb hinzu. Wenn Eizellspenden und der Eizellhandel zur Einnahmequelle würden, sei "die Ausbeutung von Frauen nicht weit entfernt". Auch deshalb müsse solche Forschung verboten werden.