Wenn sich der Kreis schliesst

Himmelfahrt ist das letzte Christusfest im Kirchenjahr

08. Mai 2013

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Der Himmel: das ist „das Blaue da oben über uns“ – so oder so ähnlich wird die Antwort lauten, die man auf die ganz allgemeine Frage erhält, was denn der Himmel sei und wie er aussieht. Aber die Frage hat natürlich ein größere Dimension, vor allem dann, wenn der Himmelfahrtstag näher rückt und die Frage nach dem Himmel ganz aktuell wird. Im Interview mit dem Monatsmagazin „chrismon“ erklärt Pastor Henning Kiene, was es mit dem Himmel auf sich hat.

Englischsprachige Menschen haben es leichter, denn das Englische unterscheidet zwischen den Begriffen „sky“ und „heaven“ – ersteres ist in der Tat „das Blaue da oben“, während letzteres den Himmel beschreibt, in den nach christlicher Tradition Jesus Christus aufgefahren ist. Und genau das feiern wir an Himmelfahrt, wenn auch auf ganz unterschiedliche Weise.

Es gibt wohl kaum einen anderen Feiertag in Deutschland, der so unterschiedlich begangen wird, wie der Himmelfahrtstag. Seit den 1930er Jahren ist er bei uns ein gesetzlicher Feiertag. Und in allen christlichen Kirchen ist Himmelfahrt ein besonderer Gedenktag, den viele Gemeinen mit besonderen Festgottesdiensten feiern, die – passend zur Jahreszeit – oftmals auch im Freien abgehalten werden. Viele andere dagegen feiern Himmelfahrt als eine Art „Herrentag“, an welchem Männer der unterschiedlichsten Altersgruppen fröhlich durch die Lande ziehen; ein mitgezogener Bollerwagen mit mehr oder minder starken alkoholischen Getränken sorgt für die passende Stimmung. „Vatertag“ nennt sich das und dabei sind nicht nur Väter, sondern auch solche, die es vielleicht einmal werden wollen.

Die Wurzeln des „Vatertages“ liegen übrigens in den USA; dort wird der Vatertag – ähnlich wie der Muttertag – als ein Ehrentag für Väter am 3. Sonntag im Juni gefeiert. In katholischen Ländern, so zum Beispiel in Italien und Spanien, wird der Vatertag am 19. März gefeiert, der eigentlich der Gedenktag von Josef ist, der für Jesus wie ein Vater gewesen ist.

Was also ist dieser 40. Tag nach Ostern nun eigentlich: Vatertag oder Himmelfahrt? Aus einer gesamtgesellschaftlichen Sicht heraus hat wohl der Himmelfahrtstag gegenüber der fröhlichen Sause an Bedeutung verloren. Arbeitnehmer schätzen Himmelfahrt in Verbindung mit einem Brückentag als verlängertes Wochenende. Doch damit tut man diesem Festtag Unrecht – Himmelfahrt ist viel mehr als die Reduzierung auf einen zusätzlichen Urlaubstag.

Himmelfahrt ist das letzte Christusfest im Kirchenjahr – nach Weihnachten, Karfreitag und Ostern. Es zeigt, dass nach dem Tod Christi und seiner Auferstehung noch etwas kommt. Im Neuen Testament kann man nachlesen, wie der auferstandene Christus während vierzig Tagen nach Ostern sich seinen Jüngern zeigt. Er wird auf den Platz zur Rechten Gottes erhoben und fährt auf in den Himmel. Weitere zehn Tage später ist Pfingsten: die Kirchen feiern die Ausgießung der heiligen Geistes. Manche nennen Pfingsten auch den Gründungstag oder Geburtstag der Kirche. Himmelfahrt und Pfingsten machen deutlich, dass Gott nicht mehr in der leiblichen Person des Christus auf der Erde gegenwärtig ist, sondern durch seinen Heiligen Geist.

Damit schließt sich ein Kreis: was Weihnachten mit der Geburt Jesu begonnen, das endet am Himmelfahrtstag. Der Tag läutet gewissermaßen ein neues Zeitalter ein: Gott ist mit seinem Heiligen Geist stets bei uns. Und weil das so ein zentraler Punkt des christlichen Glaubens ist, hat Himmelfahrt seine Spuren bis ins Apostolische Glaubensbekenntnis hinein hinterlassen: „aufgefahren in den Himmel, er sitzt zur Rechten des Gottes, des Allmächtigen Vaters.“

Den menschgewordenen Christus, der einst als wehrloses und schreiendes Kind in der Krippe zur Welt kam und später als Verbrecher gekreuzigt wurde – diesen „eingeborenen Sohn“ lässt Gott nicht im Stich, sondern setzt ihn zur "Rechten" ein, gibt ihm den Platz, der ihm eigentlich zukommt.

Die Geschichte endet nicht, sondern beginnt mit dem Himmelfahrtstag eigentlich erst richtig.