Einheit in versöhnter Verschiedenheit

Evangelische Kirchengemeinschaft wurde 1973 verwirklicht

16. März 2013

Abendmahlskelche

Vierzig Jahre ist es her, dass die evangelischen Kirchen in Europa evangelische Kirchengemeinschaft verwirklicht haben. Nach mehr als 400 Jahren der Trennung. Durch die Leuenberger Konkordie entstand ein Zusammenschluss lutherischer, reformierter, unierter und vorreformatorischer Kirchen der Böhmischen Brüder und der Waldenser.

Nach intensiven Bemühungen um die Annährung kamen Vertreter 46 evangelischer Kirchen 1973 auf den schweizerischen Leuenberg bei Basel. Dort unterzeichneten sie am 16. März das wohl wichtigste europäische Dokument der innerprotestantischen Ökumene des 20. Jahrhunderts: Mit der Leuenberger Konkordie wurde die Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft trotz bleibender konfessioneller Unterschiede geschaffen.

In dem Text heißt es dazu:  „Angesichts wesentlicher Unterschiede in der Art des theologischen Denkens und des kirchlichen Handelns sahen sich die reformatorischen Väter um ihres Glaubens und Gewissens willen trotz vieler Gemeinsamkeiten nicht in der Lage, Trennungen zu vermeiden. Mit dieser Konkordie erkennen die beteiligten Kirchen an, dass sich ihr Verhältnis zueinander seit der Reformationszeit gewandelt hat.“

Über Jahrzehnte hatten die Kirchen darum gerungen, angesichts der Lehrverurteilungen der Reformationszeit und bleibender theologischer Differenzen einen gemeinsamen Weg zu finden. Die bereits 1957 formulierten Arnoldshainer Abendmahlsthesen waren ein wichtiger Schritt auf diesem Weg zur Kirchengemeinschaft.

Denn in den acht Thesen gelang es den lutherischen, reformierten und unierten Theologen erstmals seit der Reformation ein gemeinsames Verständnis des Abendmahls zu formulieren. Konfessionelle Unterschiede wurden dabei nicht geglättet, konnten aber aus Sicht der Theologen nicht mehr dazu dienen, ein gemeinsames Feiern des Abendmahls auszuschließen. Diese „Einheit in versöhnter Verschiedenheit“ wurde zu einem historischen Meilenstein nach Jahrhunderten der Trennung und zu einem Modell für die Ökumene mit anderen Kirchen.

Gegenwärtig bilden 107 Mitgliedskirchen mit rund 50 Millionen Mitgliedern die „Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa“ (GEKE). Zu ihr gehören neben lutherischen, reformierten und unierteren Kirchen auch die vorreformatorischer Kirchen der Böhmischen Brüder und der Waldenser, methodistische Kirchen und europäisch geprägte protestantische Kirchen in Südamerika.

Geschäftsführender Präsident des Rates der GEKE ist seit vergangenem Jahr der braunschweigische Landesbischof Friedrich Weber. Am Rande der Vollversammlung der europäischen Kirchengemeinschaft in Florenz erklärte er: „Die innerprotestantische Ökumene ist in den letzten Jahrzehnten ein entscheidendes Stück vorangekommen.“ Die protestantische Einheitsvorstellung sei in der GEKE verwirklicht und habe auch jüngst zu regionalen Zusammenschlüssen von Kirchen geführt, etwa in Frankreich und in den Niederlanden.

Im Festgottesdienst der EKD aus Anlass des Jubiläums der Leuenberger Konkordie wird Weber am 17. März 2013 im Berliner Dom predigen. An der Gestaltung des Abendmahlsgottesdienstes sind unter anderem der Vorsitzende des Rates der EKD, Nikolaus Schneider, die stellvertretende Leitende Bischöfin der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Ilse Junkermann, der Berliner Bischof Markus Dröge für die Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK) und der Generalsekretär der GEKE, Bischof Michael Bünker, beteiligt.

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