Symbol der Freiheit

Wolfgang Huber - Kolumne in der BZ

09. November 2007


Als ich am Morgen des 10. November 1989 in Berlin eintraf, fand ich die Mauer offen. Meine Freude war riesengroß! So schnell ich konnte, machte ich mich auf den Weg durch die jubelnde Stadt. Tausende kletterten am Brandenburger Tor auf die Mauer; einer machte dem nächsten Platz. Jeder wollte spüren, dass diese Mauer die Stadt nicht mehr teilte und die Menschen nicht mehr voneinander trennte.

Am späten Abend kam ich im überfüllten Europacenter an. Dort traf ich auf junge Leute aus dem sächsischen Vogtland. Sie wollten zu den ersten DDR-Bürgern gehören, die ungehindert West-Berlin betraten. Unwiderstehlich zog es sie zur Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, dem Symbol des freien Berlin. Sie waren dort nicht allein. Tausende hatten sich in der Kirche und um sie versammelt. Ein großer Dankgottesdienst wurde dort an einem der nächsten Tage gehalten. Bischof Kruse kam dazu eilends von einer Kirchenversammlung zurück. Der richtige Ort, um Gott für das Geschenk der Freiheit zu danken.

Neben dem Brandenburger Tor und dem Berliner Dom ist die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche die wichtigste Sehenswürdigkeit Berlins. Dort sind die Wunden des Krieges spüren. Und dort lässt sich das Geschenk der Freiheit und des Friedens sichtbar fassen. Der Neubau neben der Ruine lädt dazu ein, Gott dafür zu loben und zu danken.

1895 wurde diese Kirche eingeweiht; aber seit 1943 war davon nur noch eine ausgebombte Ruine übrig. Leidenschaftlich wehrten sich die Berliner dagegen, dass sie abgerissen wurde. Das war weise. Heute gehören der Neubau von Egon Eiermann und der alte Turm zusammen. Ohne den „hohlen Zahn“ ist die westliche City Berlins unvorstellbar. Diese Kirche erinnert wie keine andere an die wechselvolle Geschichte unserer Stadt und unseres Landes. Und man möchte singen: „Großer Gott, wir loben dich!“

Doch der Turm ist gefährdet. Steine bröckeln; aus Fugen werden Risse; die Standfestigkeit ist gefährdet. Er muss dringend saniert werden. Und zwar schnell. Denn wenn nichts geschieht, wird er eines Tages abgerissen. Das ist unvorstellbar! Es ist eine Gemeinschaftsaufgabe, das zu verhindern.

3,5 Millionen Euro werden gebraucht. Wenn alle zusammenstehen, ist das zu schaffen. Berliner Unternehmer signalisieren bereits Unterstützung. Ich hoffe, dass sich viele anschließen. Dieses einmalige Wahrzeichen wird gebraucht. Es ist nötig für unsere Stadt und für unser Land. Deshalb rufe ich alle Berlinerinnen und Berliner auf: Retten Sie den hohlen Zahn!