Adventsempfang der Nordkirche in Hamburg

Bischöfin Fehrs: Mit christlichen Werten gegen Zukunftsangst und Populismus

Nordkirche

07. Dezember 2016

Bischöfin Kirsten Fehrs hat dazu aufgerufen, christliche Werte und Traditionen neu zu entdecken. „Die Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln gibt uns die Kraft, in einer unübersichtlichen Welt zu bestehen und die Angst vor der Zukunft zu verlieren“, sagte die Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), heute (7. Dezember) bei ihrem traditionellen Adventsempfang in der Hamburger Hauptkirche St. Katharinen. Es sei heilsam, sich auf Werte wie Erbarmen, Liebe und Wahrhaftigkeit zu besinnen. Dies helfe auch gegen Populisten jeglicher Couleur.

Viele Menschen litten unter einer inneren Heimatlosigkeit und Entwurzelung, sagte die Bischöfin. „Aus Umfragen wissen wir, es ist vor allem die Furcht vor der Globalisierung, die Menschen in die Arme von Populisten oder extremistischen Parteien treibt. Weit verbreitet scheint demnach auch das Gefühl zu sein, dass man selbst, aber auch die Regierungen die Kontrolle verloren haben: Über die Wirtschaft, über die Grenzen, über die Entscheidungen, die das Leben der Einzelnen betreffen.“ Oft werde einfach den Flüchtlingen die Schuld an dieser Situation gegeben. Gegen all diese populistischen Vereinfachungen müssten die Kirchen ihre Stimme erheben und sich auf ihren Ursprung und ihre Stärken besinnen, um den Menschen Halt zu geben. „Am Anfang steht die Gemeinschaft, die in den Häusern das Wort Gottes, die gute Nachricht, weitergibt. Die das Wesentliche miteinander teilt, Essen und Gebete, Liebe und Tat. Eine Gemeinschaft, die Kranke besucht und Flüchtlinge aufnimmt und Obdachlose versorgt“, sagte die Bischöfin. „Unser Handeln ist in diesem Sinne tief in der Liebe verwurzelt und nicht leicht herauszureißen von den Stürmen der Zeit.“

Einer der wichtigsten Werte, die es derzeit zu bewahren gelte, sei die Wahrheit.

„Je mehr über die sozialen Medien Hasspostings und Falschmeldungen verbreitet werden, desto deutlicher wird: Wir müssen aktiv das Gespräch suchen, von Angesicht zu Angesicht. Ohne Wahrhaftigkeit, Ehrlichkeit und Respekt vor dem Nächsten kann keine Gesellschaft bestehen.“

Dr. Andreas Tietze, Präses der Landessynode der Nordkirche, hob in seiner Begrüßung den Einsatz von Kirche und Gesellschaft für eine lebendige und gelebte Demokratie hervor: „Ihre Bedeutung und ihre Werte müssen schon den Schulkindern vermittelt werden – und auch guter Religionsunterricht trägt dazu bei, dass ihnen diese Werte bewusst und lebenswichtig werden.“

Zu dem Adventsempfang kamen rund 560 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Medien, Sport und Gesellschaft, unter ihnen Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz, Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit, Staatsministerin Aydan Özoguz sowie Erzbischof Dr. Stefan Heße.

Erstmals eingeladen waren auch Flüchtlinge, die sich in Hamburg haben taufen lassen. Sie stammen vor allem aus dem Iran und aus Afghanistan. „Nicht wenige Flüchtlinge entdecken bei uns den christlichen Glauben. Sie bereichern unsere Kirchengemeinden. Ich danke allen Pastorinnen und Pastoren, die so engagiert Taufunterricht geben“, sagte Bischöfin Fehrs.

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