„Helft uns, damit wir hier bleiben können!“

Bischof Hein besuchte die rum-orthodoxe Kirche im Libanon und in Syrien

Evangelische Kirche von Westfalen

02. November 2016

Junge Menschen wollen Syrien nicht verlassen. Dies haben Freiwillige, die sich in der sozialen Arbeit im syrischen Kloster St. Georg engagieren, gegenüber Bischof Dr. Martin Hein geäußert. Sie äußerten die dringliche Bitte: „Helft uns, damit wir hier bleiben können!" Hein hatte in der vergangenen Woche den Libanon und Syrien besucht. Anlass der Reise war das 25jährige Bestehen freundschaftlicher Beziehungen zwischen der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und der rum-orthodoxen Kirche von Antiochia. In einem Interview mit der landeskirchlichen Medienagentur „medio“ berichtete Hein über seine Eindrücke.

Keinen Frieden im Orient ohne Assad

Nach Einschätzung des Bischofs werde es ohne den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad keinen Frieden im Land geben. Die deutsche Außenpolitik täte gut daran, „keinen Bogen mehr um Assad zu machen“. Es sei nicht einleuchtend, auf der einen Seite mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin den Dialog zu suchen, Assad aber zu schneiden. „Die Kirche in Syrien lebt unter dem Schutz Assads“, sagte Hein. Ein syrischer Gesprächspartner habe ihm zu verstehen gegeben, dass es für die Menschen im Land nur die Wahl zwischen einem Teufel, den man kenne (Assad) und einem Teufel, den man nicht kenne (IS), gebe. So gesehen würde man sich lieber für den Teufel entscheiden, den man kenne.

Unmittelbare Eindrücke des Krieges / Unterstützung für Krankenhaus Al Hosn

In Syrien hatte Hein das Krankenhaus Al Hosn im Wadi al Nasara in der Nähe von Homs besucht. Hein schilderte eindrücklich seine Fahrt zum Krankenhaus Al Hosn im Wadi al Nasara, dem so genannten „Tal der Christen“, in dem 300.000 Christen leben. Diese Region sei durch die Assad-Armee vom IS zurückerobert worden und sei jetzt befriedet. Dennoch gebe es kaum noch Privatfahrzeuge, die einem begegnen und wenige Menschen auf den Straßen. Die Autobahn Richtung Homs sei leer gewesen. Im Krankenhaus selbst sei ein ohrenbetäubender Lärm zu hören, weil russische Kampfhubschrauber dauernd über das Krankenhaus hinwegfliegen zum Einsatz. „Ich habe dann auch draußen die fliegenden russischen Kampfhubschrauber gesehen. Da merken Sie dann unmittelbar, dass es sich um Krieg handelt“, so Hein wörtlich.

Das Krankenhaus werde schon seit längerem durch die kurhessische Syrienhilfe unterstützt. So habe man einen Generator zur Stromerzeugung finanziert, ohne den ein Krankenhaus nicht zu unterhalten sei. Hein hob hervor, dass in diesem Krankenhaus unterschiedslos Menschen jeglicher Konfession behandelt werden würden, Christen und Muslime. Beim jetzigen Besuch habe man ein Gerät zur Magenspiegelung sowie eine Geldspende überbringen können.

Gemeinsame Erklärung zur 25-jährigen Freundschaft / Patriarch bezeichnet EKKW als Kirche

Aus Anlass der 25-jährigen Freundschaft mit der rum-orthodoxen Kirche sei auch eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet worden, sagte der Bischof. In ihr werden unter anderem die internationale Gemeinschaft, der UN-Sicherheitsrat sowie alle relevanten Entscheidungsträger aufgerufen, den Weg des Dialogs für eine Lösung der Probleme in Syrien zu suchen. Theologisch bemerkenswert an dem Dokument sei zudem, dass die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck hier offiziell vom orthodoxen Patriarchen Johannes X als «Kirche» bezeichnet werde, was keine Selbstverständlichkeit sei.

Die Geschichte der antiochenischen Kirche sei tief in der christlichen Geschichte verankert, sagte Hein. In Antiochia, das heute zur Türkei gehört, waren die Anhänger der Lehre Jesu zum ersten Mal offiziell als «Christen» bezeichnet worden. Das Patriarchat der Kirche befindet heute sich in Damaskus in derselben Straße, in der Paulus getauft und zum Christen geworden sei.


Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck
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