Gottvertrauen hilft aus der Lähmung

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm predigt im Gedenkgottesdienst für die Opfer des Amoklaufs im Münchner Dom

Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern

31. Juli 2016

In der Trauer, im Erschrecken und in der Sorge, wie es weitergehen soll nach dem Amoklauf in München kann neues Gottvertrauen und die Gemeinschaft mit andern Menschen helfen, so der bayerische Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm heute im Münchner Dom. Den Gedenkgottesdienst nach dem Amoklauf feierte er gemeinsam mit Kardinal Reinhard Marx und weiteren Vertretern der christlichen Kirchen, der muslimischen sowie der jüdischen Gemeinde.

Bedford-Strohm warb für ein Vertrauen, „was uns von der Lähmung in eine neue Freiheit führt, die am Ende das schlimme Ereignis, das uns heute zusammenführt, zum Ausgangspunkt einer neuen Kraft werden lassen kann.“

Doch Bedford-Strohm benannte auch notwendige Konsequenzen nach dem Amoklauf: Politiker sollten „nach rechtsstaatlich tragfähigen Wegen“ suchen, das Risiko weiterer Gewaltakte zu begrenzen. Es sollte „Frühwarnsysteme“ geben, um „medizinische und soziale Anzeichen für mögliche Gewalttaten“ rechtzeitig zu erkennen. Die Medien sollten unterscheiden zu lernen, „wo sie ihre Informationspflicht erfüllen und wo  sie zu einer möglichen Hysterie beitragen, die niemandem hilft“. Kirchen und Religionsgemeinschaften hätten die Pflicht, für „die Seele der ganzen Gesellschaft zu sorgen" und „Quellen der Zuversicht erschließen“, so Bedford-Strohm.

Während der Stunden des Amoklaufs sei der Tod „aus dem Nichts heraus“ für viele Menschen sehr nahe gekommen und habe Angst und Erschrecken ausgelöst. Doch vielleicht könne dieses Erschrecken auch „Ausgangspunkt für eine neue Klugheit im Umgang mit unserem Leben sein“, fügte der Landesbischof hinzu, „ein neues Bewusstsein für das wunderbare Geschenkt des Lebens“. Darum, so seine Ermutigung am Schluss: „Es ist nicht selbstverständlich, dass wir leben, dass wir unsere Lieben bei uns haben. Eure Zeit ist endlich. Deswegen, werft sie nicht weg. Nehmt die Zeit aus Gottes Hand und nutzt sie. Lebt bewusst und vergesst nicht, zu danken!“

München, 31. Juli 2016
Johannes Minkus, Pressesprecher