Bunres Jubiläumsjahr der evangelischen Frauen: „Geschlechterthemen sind hochaktuell“

Evangelische Landeskirche in Baden

20. Januar 2016

Karlsruhe. 100 Jahre Evangelische Frauen in Baden feiert die Evangelische Landeskirche im Jahr 2016. Der Jahresbeginn habe mit gleich zwei Geschlechterthemen gezeigt, „wie hochaktuell diese auch heute noch sind“, betonte Anke Ruth-Klumbies, Leiterin der Geschäftsstelle der Evangelischen Frauen in Baden, am Mittwoch (20. Januar) gegenüber der Presse. Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh würdigte vor allem das breite Engagement der Frauen in der Kirche. In Baden sind rund zwei Drittel der kirchlichen Ehrenamtlichen Frauen. 40 Prozent der rund 1000 badischen Pfarrer sind weiblich. Unter dem Motto „Über mich hinaus“ bietet das Jubiläumsjahr 2016 ein vielfältiges Programm. Auftakt ist ein Frauen-Preacher-Slam am 13. Februar um 19 Uhr in der Heidelberger Peterskirche, den Abschluss bildet ein großes Jubiläumsfest am 8. Oktober in Karlsruhe.

Der „Evangelische Frauenverein für Innere Mission in Baden e.V.“ hatte sich am 12. Juli 1916 aus mehr als 50 Frauenvereinen gegründet – zwei Jahre vor dem aktiven und passiven Wahlrecht für Frauen in Deutschland und mitten im Ersten Weltkrieg. Zwei Jahre später entstand in Freiburg die Vorläuferin der heutigen Evangelischen Hochschule als „Evangelisch-soziale Frauenschule“. Bereits 1915 hatte die Landeskirche Baden als erste Frauen zur theologischen Prüfung zugelassen. Doch erst seit 1962 tragen Theologinnen die Amtsbezeichnung Pfarrerin und nochmal neun Jahre später, 1971, kam die rechtliche Gleichstellung: Frauen wurden – 1974 endlich ohne Zölibat - zum Gemeindepfarramt zugelassen. Hilde Bitz wurde als erste Frau in der Paul-Gerhard-Gemeinde in Mannheim in ihren Dienst eingeführt.

„Frauen haben die Männerkirche herausgefordert: Wie männlich ist Gott? Was heißt in der Theologie gerechte Sprache? Feiern Frauen andere Gottesdienste?“ Das Gespräch über diese Fragen habe, so Landesbischof Cornelius-Bundschuh, „unseren Horizont erweitert und unsere Kirche entscheidend verändert und erneuert“. Die Frauen hätten von Anfang an gesellschaftliche Veränderungen wahrgenommen und der Kirche einen Zugang dazu eröffnet: „Sie haben Impulse gesetzt im sozial-diakonischen Bereich, in der Bildung und Ausbildung von Frauen, im Engagement für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung.“ Der Weltgebetstag, das Engagement für alleinerziehende Mütter und – sehr früh – in der Müttergenesung habe wichtige Akzente gesetzt. „Bitte, gehen Sie diesen Weg weiter, wir brauchen Sie“, so Cornelius-Bundschuh.

Es seien auch heute oft die Frauen, „die kreativ Ideen entwickeln, wo Schwierigkeiten zu meistern sind, und die neugierig Neues wagen, sich vernetzen und neue Formen des kirchlichen Engagements an neuen Orten erfinden“, so der Landesbischof. Wo heute Frauen und Männer unter der Mehrfachbelastung in Familie, Beruf und als pflegende Angehörige Unterstützung brauchten, brächten die Evangelischen Frauen ihre Erfahrung und ihr Know-how mit ein.

Für Pfarrerin Anke Ruth-Klumbies, seit Anfang 2014 Leiterin der Geschäftsstelle der Evangelischen Frauen in Baden, hat der Jahresbeginn 2016 gleich zwei außerordentliche Geschlechterthemen gesetzt: Seit dem 1. Januar 2016 gilt die Quote von 30 Prozent bei neu zu besetzenden Aufsichtsratsposten – „ein großer politischer Erfolg“, der das Führungshandeln, ist sie sicher, verändern werde.

Auf einer ganz anderen Ebene hätten die „bestürzenden massenhaften sexuellen Übergriffe auf Frauen in Köln, Düsseldorf und Stuttgart“ an Silvester das Thema Gewalt an Frauen in den Blickpunkt gerückt. Dies sei mitnichten allein ein Migrantenthema, wie Studien des Bundesfamilienministeriums belegen. Gewalt gegen Frauen dürfe nicht islamisiert werden und eine Religion unter Generalverdacht stellen. Sie lobte die von Frauen gestartete, differenzierte Kampagne #ausnahmslos. Das Verstörende, dass es sich bei den Tätern an Silvester überwiegend um Männer aus dem Migrantenmilieu handelte, dürfe nicht beiseitegeschoben werden. Es gelte besonnen zu bleiben und Maßnahmen zu entwickeln, die „gemeinsames Lernen in Geschlechtergerechtigkeit ermöglichen“.

Das Jubiläumsjahr nutzen die Evangelischen Frauen mit einem bunten Strauß von sehr unterschiedlichen Veranstaltungen und Angeboten:

Elf Frauen werden ihre „Himmlischen Liebesgrüßen“ am Samstag, 13. Februar 2016, um 19 Uhr in der Heidelberger Peterskirche mit viel Witz um die Wette slammen – beim Frauen-Preacher-Slam. Es moderiert die Slam-Liebhaberin und Theologin Christina Brudereck (www.youtube.com/watch?v=yWITZ__rLV4), entscheiden wird am Ende das Publikum.

Ein wissenschaftliches Symposium zur Geschichte der evangelischen Frauen in Baden eröffnet Irmgard Schwaetzer, Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), am Freitag, 4. März, um 19.30 Uhr in der Alten Aula der Universität Heidelberg.

Unter der Schirmherrschaft von Gerlinde Kretschmann treffen sich am Samstag, 25. Juni, katholische und evangelische Frauen aus Baden und darüber hinaus zum ökumenischen Frauenkonzil in Konstanz. Tischrednerinnen beim Frauenmahl zu dessen Abschluss sind beispielsweise Bundestagspräsidentin a.D., Rita Süßmuth, und Reformationsbotschafterin Margot Käßmann. Im Sommer wird zudem die Internetseite frauengeschichte-baden.de freigeschaltet, die Meilensteine der Evangelischen Frauen auch aus der ganz persönlichen Sicht einzelner Frauen schildern wird. Ab November zieht dazu auch eine Wanderausstellung durch die Gemeinden in Baden.

Unter dem Motto „Deine Arbeit – deine Stimme“ steht der Frauen-Sing-Tag am Samstag, 17. September, an der Evangelische Hochschule Freiburg. Am Tag danach blicken die Frauen in den Kirchengemeinden mit dem jährlichen Frauen-Sonntag auf eine 100jährige Tradition zurück.

Den Jubiläumstag am Samstag, 8. Oktober, im Bürgerzentrum Südstadt in Karlsruhe eröffnet ein Festgottesdienst mit Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh. Es folgt ein bunter, auch schauspielerischer Reigen durch 100 Jahre Geschichte. Präsentiert wird dort auch die Festschrift „Erinnerungen und Perspektiven“, die bei der Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig erscheinen wird. Am 11. November 2016 verleiht „Gratia“, eine vor zehn Jahren gegründete Gemeinschaftsstiftung von Frauen für Frauen, den Marie-von–Marschall-Preis 2016 an Fraueninitiativen in Baden und in Partnerkirchen weltweit. 

Die Evangelische Kirche in Baden
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