Haushalt beschlossen, Flüchtlingshilfe verstärkt, religiöse Gewalt diskutiert

Herbsttagung der Landessynode zu Ende gegangen

Evangelische Landeskirche in Württemberg

26. November 2015

Stuttgart. Die Herbsttagung der Württembergischen Evangelischen Landessynode ist am Donnerstag, 26. November, in Stuttgart zu Ende gegangen. Neben dem Haushalt 2016 wurden dabei ein Gesetz zur neuen „Verbundkirchengemeinde“ beschlossen sowie das kirchliche Engagement für erneuerbare Energien bekräftigt. Schwerpunktmäßig haben sich die 98 Synodalen außerdem mit der Menschenrechts- und Verfolgungssituation in Syrien, im Irak und in weiteren Krisengebieten beschäftigt sowie über religiöse Gewalt als Herausforderung für Kirche und Gesellschaft diskutiert.
 
„Verbundkirchengemeinde“

Ein neues Instrument zur Entlastung von Kirchengemeinden und für schlankere Strukturen hat die Landes¬synode mit der sogenannten „Verbundkirchengemeinde“ geschaffen. Darin zusammengeschlossene Gemeinden bleiben eigenständige rechtliche Körperschaften, teilen sich aber viele Aufgaben wie z. B. die Finanzverwaltung. Auch für die Pfarrerinnen und Pfarrer ist eine „Verbundkirchengemeinde“ attraktiv, weil es nur noch einen Kirchengemeinderat gibt. Außerdem hat die Synode beschlossen, das Amt des „Co-Dekans“ im Kirchengesetz festzuschreiben. Damit gibt es in großflächigen Regionen, in denen Protestanten in der Minderheit sind, die Möglichkeit, den Dekan zu entlasten. Auch für fusionierte Kirchenbezirke kommt ein „Co-Dekan“ in Frage.
 
Klimaziele und Atomausstieg

Kurz vor Beginn des UN-Weltklimagipfels in Paris bekräftigte die Landessynode das Ziel, eine „klimaneutrale“ Landeskirche zu werden und dafür ihre eigenen Klimaschutz- und Energiesparanstrengungen zu verstärken. Die Synode steht zum Atomausstieg und dazu, den Kohlendioxidausstoß innerhalb von zehn Jahren um 25 Prozent zu senken.
 
„Aktuelle Stunde“: Religiöse Gewalt als Herausforderung für Kirche und Gesellschaft

Anlässlich der neuen Welle terroristischer Gewalt diskutierte die Synode in einer „Aktuellen Stunde“ die Herausforderungen, die von zunehmender religiöser Gewalt und Terror für Gesellschaft und Kirche ausgehen. Einig waren sich die Synodalen darin, dass angesichts islamistischer Bedrohung Hass und Angst zu widerstehen sei und jede Scharfmacherei gegen Muslime und Flüchtlinge vermieden werden müsse. Die Menschen, die zu uns kämen, brächten nicht den Terror, sondern würden vor ihm fliehen. Terroristische Ideologie falle vor allem da auf fruchtbaren Boden, wo junge Menschen keine Perspektiven hätten. Hier müsse Kirche ansetzen, indem sie Bildung und Beschäftigungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche biete, für Demokratie eintrete, sich gegen Ausgrenzung wehre und Integration lebe, so der Konsens in der Synode.
 
Ein besonderes Augenmerk legten die Synodalen auf den christlich-islamischen Dialog und den Ausbau des Islamunterrichts an Schulen, um dieses Feld nicht Extremisten zu überlassen. Ziel müsse sein, mit Muslimen im Gespräch zu bleiben und ihnen zu vermitteln, dass sie einen Platz in dieser Gesellschaft haben.
 
Verfolgungssituationen in Syrien, im Irak und anderen aktuellen Krisengebieten

„Viele syrische Christen haben die Hoffnung auf eine Zukunft in ihrem Land verloren“, berichtete Kirchenrat Klaus Rieth. Ihre Lage habe sich durch das Vorrücken des Islamischen Staats (IS) weiter verschlechtert. Auch im Irak würden Christen weiter verfolgt. Dort lebten nur noch rund 300.000 Christen von vormals 1,2 Millionen. „Wir erleben das Ende einer langen christlichen Epoche in der Region“, erklärte Rieth. Die Landeskirche finanziert Wohncontainer für Flüchtlinge in den kurdischen Gebieten im Irak sowie Schulmaterial für jesidische und christliche Kinder. Auch in anderen Weltregionen würden Christen verfolgt, etwa in Eritrea, wo sie seit Jahren unter starkem Druck der repressiven Regierung stünden. „Hinter jeder Zahl verbirgt sich ein persönliches Schicksal, ein Mensch aus Fleisch und Blut“, erinnerte Rieth die Synodalen. „Wir können ihr Schicksal immer wieder öffentlich benennen und wir können für sie beten.“
 
Haushalt 2016

Bereits am Dienstagabend hatten die Synodalen den landeskirchlichen Haushalt 2016 einstimmig beschlossen. Darin sind für die kommenden beiden Jahre u. a. 13,2 Millionen Euro für die Flüchtlingshilfe vorgesehen. Die Kirchensteuereinnahmen werden 2016 auf 680 Millionen Euro veranschlagt.
 
Wort des Landesbischofs

Begonnen hatte die Herbsttagung der Landessynode am Montag mit einem Aufruf von Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July angesichts der Terroranschläge von Paris. Dabei wies der Bischof darauf hin, dass es hauptsächlich Aufgabe der Politik sei, nach Lösungswegen zu suchen, während die Gesellschaft über das Wie des künftigen Zusammenlebens nachdenken müsse. Gleichwohl würden die Kirchen sich aktiv in diesen Diskurs einbringen. „Dabei halten wir daran fest, dass politische und nicht militärische Lösungen diese Krise letztlich befrieden können. Wir mischen uns ein und stärken gerade die Kräfte, die auf einen friedlichen Ausgleich der Menschen unterschiedlichen Glaubens setzen“, so July. „Gleichzeitig lassen wir uns vom Terror des IS nicht die Fratze der Intoleranz aufpressen und uns nicht bis zur Unkenntlichkeit verbiegen. Im Gegenteil: Wir bekennen uns kenntlich zu unserem Glauben und handeln entsprechend.“
 
Die Landessynode kommt das nächste Mal zur Frühjahrstagung vom 10. bis 12. März 2016 zusammen. 
 
 
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