Für humanitäre Korridore gegen das Sterben im Mittelmeer

Westfälische Landeskirche unterstützt Pilotprojekt in Marokko

Evangelische Kirche von Westfalen

11. November 2015

Westfalen. Tausende Flüchtlinge sind auf dem Balkan unterwegs, meist unter unmenschlichen Umständen. Andere sind darüber etwas in den Hintergrund des öffentlichen Interesses gerückt. Doch nach wie vor machen sich viele auf die lebensgefährliche Reise von Afrika über das Mittelmeer. Allein in diesem Jahr sind dabei schon weit über 2.000 Menschen ertrunken. Die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW) unterstützt gemeinsam mit ihren Partnern in Italien und Nordafrika ein Pilotprojekt, das besonders gefährdeten afrikanischen und syrischen Flüchtlingen über „humanitäre Visa“ eine legale und sichere Einreise nach Europa ermöglicht.

Dazu wird in jetzt in Marokko und in Kürze auch im Libanon ein Versuch gestartet. Er soll zeigen, dass Asylsuchende ein Einreisevisum erhalten können, ohne sich in die Hand von Schleusern zu begeben. Dies ist im Rahmen geltender Gesetze möglich: Die entsprechende Verordnung der Europäischen Union sieht – abweichend von den üblichen Einreisevoraussetzungen – die Möglichkeit vor, Visa mit beschränkter Gültigkeit zu erteilen. Bedingung dafür ist, dass „der betreffende Mitgliedsstaat es aus humanitären Gründen des nationalen Interesses oder aufgrund internationaler Verpflichtungen für erforderlich hält“. Das bedeutet: Unter bestimmten Voraussetzungen könnten Flüchtlinge in einem afrikanischen Land über die Botschaft eines EU-Landes ein Einreisevisum dorthin erhalten. Das Pilotprojekt konzentriert sich zunächst auf besonders verletzliche Menschen auf der Flucht wie unbegleitete Kinder und Teenager sowie besonders gefährdete Frauen.

Die Hilfsorganisation „Mediterranean Hope“, die vom Bund der evangelischen Kirchen in Italien  getragen und von der westfälischen Landeskirche unterstützt wird, bereitet dies derzeit zusammen mit der katholischen Gemeinschaft Sant’ Egidio in Marokko vor. In Kooperation mit der Evangelischen und der Katholischen Kirche in Marokko helfen Anlaufstellen vor Ort besonders gefährdeten Asylsuchenden, über die italienische Botschaft ein vorläufiges humanitäres Visum zu erhalten.

Mediterranean Hope organisiert den Flug nach Italien. Dort können die Flüchtlinge dann Asyl beantragen. Das Projekt ist zunächst auf 1.000 Personen begrenzt. „Wir wollen zeigen, dass ein solcher humanitärer Korridor funktionieren kann“, erklärt dazu Oberkirchenrat Dr. Ulrich Möller, der zusammen mit den italienischen Partnern in Marokko verhandelte und das Projekt in der westfälischen Landeskirche maßgeblich vorangetrieben hat. Entsprechende Gespräche hat Mediterranean Hope inzwischen auch bereits mit Verantwortlichen im Libanon aufgenommen.

„Die humanitären Visa sind lebensrettend gerade für die besonders verletzlichen Flüchtlinge. Wenn Deutschland und andere EU-Länder sich Italien anschließen und eine sichere Passage ermöglichen, wird auf diese Weise Schleppern und Menschenhändlern mittelfristig die Geschäftsgrundlage entzogen. Deshalb sind wir überzeugt, dass die Idee der humanitären Korridore wegweisend ist“, so Möller.

Die EKvW unterstützt „Mediterranean Hope“ aktuell mit 216.000 Euro; 2014 waren es bereits 108.000 Euro.


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