Kirchenpräsident Jung würdigt 50 Jahre „Ostdenkschrift“ und Stuttgarter Schulderklärung der evangelischen Kirche

Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

30. September 2015

Darmstadt, 30. September 2015. Als „visionäre Schrift für Frieden und Versöhnung in Europa“ hat Hessen-Nassaus Kirchenpräsident Dr. Volker Jung die am 1. Oktober vor 50 Jahren erschienene „Ostdenkschrift“ der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewürdigt. Das Dokument sei „mitten im Kalten Krieg zwischen Ost und West für eine politische Annäherung und dauerhafte Aussöhnung eingetreten“. Nach Ansicht Jungs hat die Ostdenkschrift damit eine „Vorreiterrolle für die spätere Politik der Entspannung“ gespielt, auch wenn das Papier seinerzeit „außerordentlich umstritten gewesen“ sei.
Wesentliche Voraussetzungen dieser „Theologie der Versöhnung“ in der Ostdenkschrift hätten sich bereits in der vor 60 Jahren veröffentlichten „Stuttgarter Schulderklärung“ des Rates der EKD gefunden. An dieser habe der erste Kirchenpräsident der EKHN, Martin Niemöller, mitgewirkt, der auch als einer der ersten Kirchenvertreter Kontakte nach Polen aufgebaut habe. Die Versöhnungsarbeit mit Polen habe im Rahmen der Initiative „Zeichen der Hoffnung“ einen festen Platz in der EKHN und darüber hinaus, betonte Jung.

Nach Jung hat die Ostdenkschrift auf das millionenfache Leid durch die Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hingewiesen und öffentlich zum Thema gemacht. Dabei sei aber auch in Aufnahme der Stuttgarter Schulderklärung in der Nachkriegsgeschichte Deutschlands „klar benannt worden, dass die kriegerische und menschenverachtende Politik des deutschen Nationalsozialismus die Hauptursache für die späteren Vertreibungen gewesen ist“, so Jung Provozierend sei vor allem der Gedanke gewesen, „dass es nicht weiterführt, wenn auf festen Positionen beharrt wird und `Recht gegen Recht oder – noch deutlicher - Unrecht gegen Unrecht` gestellt wird“.

Jung wies darauf hin, dass in der damaligen Situation Deutschland durch die Zuwanderung von Menschen aus den früheren Ostgebieten vor großen Herausforderungen gestanden und Verantwortung für die Vertriebenen übernommen habe. Bei allen Unterschieden zur damaligen Situation mache der Blick auf diese „großartige Integrationsleistung“ doch auch angesichts „der aktuellen Flüchtlingssituation Mut, dass das Land und seine Menschen Verantwortung für diejenigen übernehmen kann, „die heute bei uns Schutz und neues Zuhause suchen“.

Darmstadt, 30. September


Ev. Kirche in Hessen und Nassau
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