Kirchen und Kultusministerium unterzeichnen Rahmenvereinbarung zur Zusammenarbeit in neuen Ganztagsschulen

Kirchen präsentieren Praxishilfe und gelungene Beispiele aus dem Alltag

Evangelische Landeskirche in Württemberg

27. April 2015

Stuttgart/Rottenburg/Freiburg/Karlsruhe. 27. April 2015. Die Kirchen in Baden-Württemberg und das Kultusministerium haben eine Rahmenvereinbarung zur Kooperation an den neuen Grundschulen mit Ganztagsangebot geschlossen. Kultusminister Andreas Stoch MdL unterzeichnete das Dokument am Montag in Stuttgart. „Ganztagsgrundschulen können von der Zusammenarbeit mit kirchlichen Organisationen sehr profitieren. Ich freue mich, dass die Kirchen das wichtige Projekt Ganztagsschule engagiert und kompetent unterstützen.“

Die Vereinbarung bildet die Basis für ein Engagement kirchlicher Verbände an Ganztagsgrundschulen. Die Schulen können einen Teil der ihnen für den Ganztags­betrieb zugewiesenen Lehrerwochenstunden in Geld erhalten, um damit Angebote außerschulischer Partner zu ermöglichen. „Die Kirche will bei den Menschen sein. Wenn sich die Kinder immer länger in der Schule aufhalten, dann gehen auch wir als Kirche dorthin“, sagte Ordinariatsrätin Ute Augustyniak-Dürr von der Diözese Rottenburg-Stuttgart. „Die Kirchen sind religiös-konfessionell positioniert, mit ihren Angeboten an der Ganztagsschule aber für alle Schüler offen“, zitierte Oberkirchen­rat Christoph Schneider-Harpprecht von der Evangelischen Landeskirche in Baden aus dem Papier. Die Kirchen verstünden sich als Anwälte der Pluralität in der Gesellschaft.

Im Rahmen der Vertragsunterzeichnung stellten die Kirchen eine Praxishilfe für ihr Engagement an den Grundschulen vor. Das Heft „Kirche und (Ganztags-) Grundschule als Partner“ bietet Basisinformationen und Beispiele gelungener Zusammenarbeit vor Ort. Es wird an die Schulen und Kirchengemeinden versandt. „Mit dieser Initiative ermuntern wir die Verantwortlichen vor Ort, nach Chancen der Kooperation zu suchen“, betonte Ordinariatsrätin Susanne Orth von der Erzdiözese Freiburg. Mit ihren Angeboten wollten die Kirchen einen Beitrag zur Lebens­orientierung der Kinder leisten und sie zu sozialer Verantwortung ermutigen. „Ob Kinderchor, Jungschar an der Schule oder interreligiöse Begegnungen: Uns geht es darum, dass Kinder im Lebensraum Schule sich auch mit Sinn- und Wertfragen aus­einandersetzen“, unterstrich Oberkirchenrat Werner Baur von der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.

Hinweis: Die Praxishilfe steht im Internet unter www.ganztag.de bereit und kann per Bestellung an info@ganztag.de kostenlos bestellt werden.
 


Zitate

„Die Bildung eines Menschen umfasst weit mehr als das was Schule leisten kann. Alltagsbildung und außerschulische Bildung ergänzen nicht nur, sondern entlasten Schule. Diese Chance muss die Ganztagsschule ergreifen. Wir als Kirchen sind zur Kooperation bereit und eröffnen Begegnungsräume und Lernfelder. In der Evangeli­schen Landeskirche in Württemberg wurde im Jahr 2012 das Projekt „Kirche – Jugendarbeit – Schule“ eingerichtet, das Beratung und Begleitung für die engagier­ten Menschen vor Ort bietet. Wir erleben an vielen Orten einen Aufbruch in der schulbezogenen Kinder- und Jugendarbeit, bereits jede vierte Schule kooperiert mit uns. Ob Kinderchor, Jungschar an der Schule oder interreligiöse Begegnungen: Uns geht es darum, dass Kinder im Lebensraum Schule sich und ihre Gaben ausprobie­ren können und im Lebensvollzug mit Sinn- und Wertfragen auseinandersetzen.“

Oberkirchenrat Werner Baur / Evangelische Landeskirche in Württemberg

„In der Diözese Rottenburg-Stuttgart ist es uns wichtig, die Menschen dort aufzu­suchen, wo sie sind, in ihren verschiedenen Lebensräumen und Arbeitsfeldern. Seit 2012 gehen wir mit der Konzeption ‚Kirche und Schule‘ verstärkt auf Kooperationen mit den Schulen zu. Uns ist es dabei wichtig, dass wir einen Beitrag zu einer ganz­heitlichen, persönlichkeitsorientierten Bildung leisten, in der neben der individuellen Entwicklung auch die Gemeinschaftsfähigkeit im Vordergrund unserer Angebote steht. Unsere Erfahrungen ermutigen uns, mit den Akteuren unserer Jugendarbeit, in der Vernetzung mit der Kirchengemeinde vor Ort, mit der Caritas und anderen kirch­lichen Trägern die neue Ganztagsgrundschule dahingehend zu unterstützen, dass sie eine lebendige und weltoffene Schule sein kann.“

Ordinariatsrätin Ute Augustyniak-Dürr / Diözese Rottenburg-Stuttgart

„Die Ganztagsschule ist nicht nur ein Lernort, sondern wird zum Lebensraum für Kinder und Jugendliche. Das gelingt nur, wenn die Schule sich öffnet für Bildungs­angebote aus dem Freizeitbereich und für die Vielfalt außerschulischer Bildungs­träger. Kirchengemeinden und Verbände sind bereit, sich in die Ganztagsschule einzubringen. Es gibt eine Vielzahl positiver Beispiele dafür, wie Jugendarbeit und Schule sich aufeinander zu bewegen. Die Badische Landeskirche hat in dem Projekt ‚In Bewegung‘ Modelle entwickelt, die offen aufgenommen werden. Bei den Schülermentoren, Streitschlichtern, Chören und Musikgruppen oder im diakonischen Einsatz – die Angebote zielen darauf hin, die einzelnen Menschen mit ihren Gaben zu fördern, offene Begegnung zu ermöglichen und die Gemeinschaftsbildung zu stärken.“

Oberkirchenrat Prof. Dr. Christoph Schneider-Harpprecht / Evangelische Landes­kirche in Baden

„Ganztagsschulen sind Lern- und Lebensorte. Insbesondere bei Grundschulen ist es wichtig, dass es neben dem Unterricht auch andere Formen des Lernens und der Begegnung gibt. Hierfür braucht es Kooperationen mit außerschulischen Partnern. Als Erzdiözese unterstützen wir Kooperationen von kirchlichen Partnern vor Ort und Schulen. Besonders wertvoll sind Formen der kirchlichen Jugendarbeit an Schulen. Denn hier lernen Kinder und Jugendliche mit- und voneinander und übernehmen Verantwortung für sich und andere.“

Ordinariatsrätin Susanne Orth / Erzdiözese Freiburg

„Ganztagsschule als Teil der Gesellschaft – Gesellschaft als Teil der Ganztags­schule: Außerschulische Kooperationspartner ein MUSS für jede Ganztagsschule.“

Johanna Lohrer, Vorsitzende des Landesschülerbeirats Baden-Württemberg

„Bildung ohne Wertevermittlung ist nicht sinnvoll und nicht möglich. Daher brauchen wir an unseren Schulen Menschen, die sich klar zu den Werten unserer Verfassung und unserer Kultur bekennen. Hier spielen die Kirchen eine besondere Rolle. Deshalb empfehlen wir allen Elternbeiräten, Kooperationen zwischen Schule und Kirche zu unterstützen.“

Dr. Carsten T. Rees, Vorsitzender des 17. Landeselternbeirats Baden-Württemberg

„Wichtig ist das System Schule aus Sicht von Kindern und Jugendlichen zu betrach­ten. Sie müssen sich dort wohlfühlen. Deswegen gehört es selbstverständlich dazu, dass Schülerinnen und Schüler ihren Lebensraum Schule mitgestalten. Ebenso ist es aus Sicht der Schülerinnen und Schüler wichtig, mal raus aus der Schule zu kommen. Mit der neuen Rahmenvereinbarung wird dieser Ortswechsel durch die Kooperationen mit außerschulischen Partnern ermöglicht.“

Kerstin Sommer, Vorsitzende des Landesjugendrings Baden-Württemberg

„Der Landesschulbeirat (LSB) begrüßt, dass sich die Kirchen als Teil der kooperati­ven Verantwortung für Ganztagsbildung und als Kooperationspartner auf Augenhöhe insbesondere mit den Fragen der Lebens- und Werteorientierung für die betreffenden Kinder im Ganztagsbetrieb der Schulen einbringen wollen.“

Ingeborge Schöffel-Tschinke, Vorsitzende des Landesschulbeirats Baden-Württem­berg

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