Bundesweite „Woche für das Leben“ in Hamburg eröffnet

Bischöfin Fehrs: „Palliativ- und Hospizarbeit ausbauen und intensivieren“

Nordkirche

20. April 2015

Zum Auftakt der „Woche für das Leben“ in Hamburg hat Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), dazu aufgerufen, die Palliativ- und Hospizarbeit auszubauen und zu intensivieren. „Würdiges Sterben braucht diesen Raum der Individualität. Es braucht Zeit, Zuneigung, Gespräch, Beziehung. Immer also den Dialog, mit und ohne Worte. Es braucht, dass wir uns aussetzen und nicht fliehen“, sagte die Bischöfin heute (18. April) zum Abschluss einer Podiumsdiskussion in der Katholischen Akademie zum diesjährigen Leitthema „Sterben und Würde“.

„Kein Mensch weiß vorher, was ihn oder sie im Moment des Sterbens bewegt“, sagte Kirsten Fehrs, „was jemand fühlt und wie er es bewertet, ob er nicht vielleicht doch länger leben will, obwohl andere es als Qual sehen. Kein Mensch weiß von einem anderen, wie er stirbt. Und deshalb kann man es auch nicht sagen.“ Es liege Würde darin, „das Sterben eines Menschen unbeschreiblich sein zu lassen“, betonte die Bischöfin: „Ich kann als Seelsorgerin nahe sein, ich kann die Hand halten oder die Wut mitfühlen, kann Segen sprechen. Den letzten Schritt aber geht jeder Mensch für sich.“ Die Kirchen sollten dazu ermutigen, sich dem eigenen Sterben zu stellen und diesen Teil des Lebens nicht aus der eigenen Perspektive auszublenden: „Eine Art ‚ars moriendi im Jahre 2015‘, die den Mut hat, zu wissen, dass mein Leben endlich ist, trotz aller Medizin. Die Auseinandersetzung mit dem Tod darf nicht erst auf dem Sterbebett beginnen.“

Mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Hamburger Hauptkirche St. Katharinen hatten am Vormittag der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, die „Woche für das Leben“ eröffnet, die bundesweit vom 18. bis zum 25. April 2015 stattfindet. Unter dem Jahresthema „Sterben in Würde“ befasst sich die Aktion mit der gesellschaftlichen und politischen Debatte um assistierten Suizid sowie dem Umgang mit schwerstkranken und sterbenden Menschen.

„In Würde sterben zu dürfen, heißt eben nicht, alle Optionen zu haben, um sich jederzeit selbst töten zu können, betonte der Ratsvorsitzende der EKD in seiner Predigt. „In Würde zu sterben heißt, nie aus der Beziehung zu Gott und den Menschen herauszufallen“. Notwendig sei eine Kultur, „in der über dem Schmerz und der Trauer, über dem Abschied nie die Ahnung von offener Zukunft und neuem Leben verloren geht“, sagte Bedford-Strohm. „Die Humanität einer Gesellschaft misst sich doch gerade daran, wie man mit alten, kranken, schwachen und schwerkranken Menschen umgeht“, betonte Kardinal Reinhard Marx, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, „sie verdienen in besonderer Weise unsere Zuwendung – und nicht den Giftbecher.“

An dem Eröffnungsgottesdienst wirkten außerdem Bischöfin Kirsten Fehrs, (Sprengel Hamburg und Lübeck der Nordkirche) und Erzbischof Stefan Heße (Erzbistum Hamburg) mit. Im Anschluss daran hatten Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm und Kardinal Reinhard Marx in der Katholischen Akademie in einem Podiumsgespräch mit Dr. Michael de Ridder (Notfallmediziner und Geschäftsführer a. D. Vivantes Hospiz Berlin) und Prof. Dr. Armin Nassehi (Professor für Soziologie an der Universität München) über das Leitthema „Sterben in Würde“ der diesjährigen „Woche für das Leben“ diskutiert.

Die „Woche für das Leben“ ist seit mehr als 20 Jahren die ökumenische Aktion der evangelischen und katholischen Kirche für den Schutz und die Würde des Menschen vom Lebensanfang bis zum Lebensende. Themenheft, Info-Flyer und weitere Informationen zur „Woche für das Leben“ stehen im Internet unter www.woche-fuer-das-leben.de zur Verfügung.

www.nordkirche.de