Friedenskirchentag in vielfältigen Dimensionen

Deutscher Evangelischer Kirchentag (DEKT)

24. März 2015.

Das Programmheft für den Kirchentag in Stuttgart liegt vor. Auf 620 Seiten bündelt es die mehr als 2.500 Veranstaltungen, die in den vergangenen zwölf Monaten von weit mehr als 1.000 Ehrenamtlichen in so genannten Projektleitungen unter dem Dach der Losung "damit wir klug werden" (Psalm 90,12) erarbeitet wurden.

"Wir steuern zu auf einen Kirchentag in Zeiten, die so brutal, so kriegerisch sind, wie schon lange nicht mehr", sagte Kirchentagspräsident Andreas Barner bei der Vorstellung des Programmheftes in der Stuttgarter Liederhalle. "Wöchentlich verändert sich die Weltlage. Wir erleben einen Kirchentag nach Paris, nach Kopenhagen, nach Tunesien." Auch aus diesem Grund sieht er einen Themenschwerpunkt unter dem Titel "Frieden und Flüchtlinge". Eine Veranstaltung dazu ist beispielsweise der Hauptvortrag "Die Welt ist aus den Fugen" mit Kofi Annan, Bishop Nick Baines aus Großbritannien und Frank-Walter Steinmeier.

Ein weiterer Themenschwerpunkt heißt "Wirtschaft und Werte". Dieser soll auch zu kontroversen Diskussionen um Wachstum führen. Was sind die Grenzen, welche Notwendigkeiten gibt es? Der Friedensnobelpreisträger Kailash Satyarthi aus Neu-Delhi spricht darüber, welche Rolle Staat, Unternehmen und Konsumenten in der Gestaltung von Globalisierung und sozialer Entwicklung der Weltbevölkerung spielen, ganz konkret anhand des Beispiels Textil- und Baumwollindustrie. Melinda Gates, Gründerin der Bill & Melinda Gates Foundation, spricht unter anderem mit Dirk Messner, dem Direktor des Deutschen Institutes für Entwicklungspolitik und Claudine Ahianyo-Kpondzo vom West Africa Network for Peacebuilding zum Thema "Weltmeister oder Entwicklungsland? - Deutschland und die globalen Nachhaltigkeitsziele".

Die dritte Sammelüberschrift, die die Kontur dieses Kirchentages verdeutlicht, lautet "Demokratie und Daten". Dazu gehört auch eines der verstörendsten Themen, das heute unter dem Titel "Big Data" zusammengefasst wird. In der Hauptpodienreihe "Mensch, Technik, Demokratie" soll gefragt werden: "Wer kontrolliert wen? Demokratie und die Macht der Datensammler". Auf dem Podium diskutieren dazu in der Porsche-Arena unter anderem Bundesinnenminister Thomas de Maizière mit Sarah Spiekermann, Wirtschaftsinformatikerin aus Wien.

Bundeskanzlerin Angela Merkel stellt sich der Frage "Digital und klug?" und debattiert dabei mit einer ganzen Reihe von Expertinnen und Experten aus Wirtschaft und Gesellschaft. Welche neuen Wege zu kommunizieren, zu forschen, zu lernen, zu arbeiten, zu produzieren und zu konsumieren ergeben sich heute? Wie prägen diese Wege schon jetzt die Wirtschaft, das individuelle Leben und unsere Gesellschaft?

Ellen Ueberschär, Generalsekretärin des Kirchentages, erwartet für Stuttgart einen Friedenskirchentag in vielfältigen Dimensionen. "Frieden ist zu einer vielfältigen, ambivalenten Herausforderung geworden. Selten ist klar, welches der richtige Weg oder die richtige Überzeugung ist, die unsere Füße auf den Weg des Friedens richtet." Die Frage nach dem Frieden werde in Stuttgart neu gestellt: nach dem Frieden in der Welt, dem Frieden in der Gesellschaft und dem Frieden in der Kirche. Mit fünf großen Podienreihen zeige der Stuttgarter Kirchentag die theologischen, politischen, sozialen und technologischen Dimensionen des Themas auf: Schuld und Versöhnung, Europa in Beziehung, Migration und Menschenrechte, Globale Partnerschaft, Mensch, Technik, Demokratie.

"Dass sich gerade das Geistliche Zentrum auf die Spiritualität im Kontext von Gewalt und Frieden, auf Friedensethik angesichts von Terror und Gewalt konzentriert, ist ein deutliches Zeichen dafür, dass Frieden in unterschiedlichen Dimensionen zu suchen ist", betonte Ellen Ueberschär.

Und nicht zuletzt: "Der Stuttgarter Kirchentag wird aber auch ein großes Kulturfest", sagte Ueberschär. Die Konzerte mit den Wise Guys, Maybebop und Andreas Bourani gehören dazu. Ebenso der "Pop-Messias", eine zeitgenössische Überarbeitung des berühmten Händelschen Messias, aber auch die Kulturkirche mit den Arbeiten einer ganzen Reihe namhafter Intendantinnen.

Gabriele Wulz, Prälatin der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, freut sich insbesondere auf das Zentrum "Stuttgarts Reichtum: Kulturelle und religiöse Vielfalt". "Schön, dass sich die verschiedenen Religionsgemeinschaften auf den Kirchentag einlassen und das Programm mitgestalten. Besonders interessant finde ich die interkulturellen Stadtspaziergänge in Stuttgart Mitte, in Heslach und in Bad Cannstatt." Ein weiterer Höhepunkt für sie: "Das Zentrum Jugend bietet ein weites Feld von Aktivitäten zum Mitmachen. Sport spielt dabei eine wichtige Rolle. Lebensfragen von Jugendlichen finden ebenfalls Raum. Daneben gibt es sehr viele Möglichkeiten, sich auszuprobieren und Entdeckungen zu machen."

Das vollständige Programm zum Download als PDF sowie eine vollständige Programmsuche finden Sie unter www.kirchentag.de/programm.

Über den Kirchentag:
Der Deutsche Evangelische Kirchentag besteht seit 1949 und findet alle zwei Jahre in einer anderen deutschen Stadt statt. Der 35. Deutsche Evangelische Kirchentag in Stuttgart steht vom 3. bis 7. Juni 2015 unter der biblischen Losung "damit wir klug werden" (Psalm 90,12).

www.kirchentag.de