Leitfaden für ökumenisches Miteinander liegt vor

Text steht online zur Verfügung - Unterzeichnung ist beim Ökumenischen Kirchentag geplant

Evangelische Kirche der Pfalz

10. März 2015

Der „Leitfaden für das ökumenische Miteinander im Bistum Speyer und in der Evangelischen Kirche der Pfalz“ liegt jetzt in seiner Endfassung vor. Auf rund 65 Seiten werden vielfältige Perspektiven aufgezeigt, wie angesichts struktureller Veränderungen in beiden großen Kirchen die ökumenische Verbundenheit bewahrt und weiter gestärkt werden kann. Der Text mit dem Titel „Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe“ (Eph 4,5) wurde im Herbst vom Diözesanen Forum und der Landessynode beraten. In beiden Gremien wurde er positiv aufgenommen und als eine Chance zur Vertiefung der Ökumene gewertet. Auch in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Südwest wurde der Text vorgestellt. Jetzt steht er für alle Interessierten zugänglich im Internet.

Anregungen, aber auch Selbstverpflichtungen

Das Ziel des Leitfadens besteht laut Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann und Kirchenpräsident Christian Schad darin, dem ökumenischen Miteinander neue Impulse zu geben und so die gewachsene Ökumene weiter zu vertiefen. Getragen ist er von der Überzeugung, dass Ökumene nicht einfach ein Handlungsfeld neben anderen darstellt, sondern eine Grunddimension des ganzen kirchlichen Handelns in Bistum und Landeskirche ist.

Aus der Basis einer theologischen Grundlegung und einer Zusammenfassung der historischen Entwicklung enthält der Leitfaden eine Fülle von Anregungen für die ökumenische Arbeit vor Ort, und das für alle kirchlichen Handlungsfelder von A wie "ACK" bis W wie "Weltkirchliche Aufgaben, Mission und weltweite Ökumene". Doch die beiden großen Kirchen auf dem Gebiet der Pfalz und des Saarpfalzkreises gehen auch konkrete Selbstverpflichtungen ein, zum Beispiel für eine Bündelung der caritativen und diakonischen Arbeit vor Ort, die Erstellung eines Jahreskalenders aller ökumenischen Gottesdienste oder die Entwicklung gemeinsamer Positionen gegenüber den Kommunen und den beiden Landesregierungen. Die beiden Konfessionen verpflichten sich außerdem dazu, sich bei den offenen Fragen wie der wechselseitigen Zulassung zu Eucharistie und Abendmahl für konkrete Lösungen für die unmittelbar Betroffenen einzusetzen und weiterhin gemeinsam missionarisch und diakonisch Zeugnis für den christlichen Glauben zu geben.

Ein Kernstück des Leitfadens: „Ökumene in neuen Strukturen“

Mit den Regelungen zur „Ökumene in neuen Strukturen“ soll die ökumenische Verbundenheit im Leben der Pfarreien und Kirchengemeinden weiterhin einen festen Platz behalten. Dazu sind beispielsweise regelmäßige Treffen der hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorgesehen, bei denen die ökumenischen Aktivitäten besprochen und geplant werden. Hauptamtliche Mitarbeiter beider Konfessionen sollen zudem die Rolle des Beauftragten für ökumenische Belange übernehmen. Als Möglichkeit zur Vertiefung der Zusammenarbeit wird in dem Modell die Bildung von Ökumene-Ausschüssen angeregt. Auf der Ebene der Gemeinden sollen die Benennung ehrenamtlicher Ansprechpartner sowie regelmäßige Begegnungen zwischen Gemeindeausschüssen und Presbyterien der Ökumene neue Impulse geben.

Auch die sogenannten „heißen Eisen“ werden in dem Leitfaden angesprochen, auch wenn hier endgültige Lösungen nur auf weltkirchlicher Ebene oder teilweise auf Ebene der Bischofskonferenz gefunden werden können. In einer Reihe von Punkten wurden gleichwohl Annährungen erzielt, so zum Beispiel bei einer geänderten Regelungspraxis für ökumenische Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen, die im Kern vorsieht, dass die Verantwortung primär von den Verantwortlichen in den Pfarreien anhand bestimmter Kriterien wahrgenommen wird. Das Recht konfessionsverbindender Paare auf eine gemeinsame Feier der Trauung wird ebenso betont wie die Möglichkeit einer wechselseitigen Beteiligung an kirchlichen Amtshandlungen. In den Leitfaden werden auch praktische Beispiele gelungener Ökumene Eingang finden. Die Pfarreien und Kirchengemeinden sind dazu aufgerufen, Best-Practice-Erfahrungen mitzuteilen, die anderen als Inspiration dienen können.

Ein bundesweit einmaliges Projekt

Der ökumenische Leitfaden als verbindliche Vereinbarung über die Zusammenarbeit eines Bistums und einer Landeskirche hat bundesweiten Pilotcharakter. Die Vorarbeiten zu dem Projekt haben vor vier Jahren begonnen, dazu wurde eigens eine ökumenisch besetzte Arbeitsgruppe ins Leben gerufen. An Pfingsten 2015 wird der Leitfaden im Rahmen des Ökumenischen Kirchentags unterzeichnet und an die Dekaninnen und Dekane als Vertreter aller Pfarreien und Kirchengemeinden übergeben.

Ansprechpartner

Für das Bistum Speyer: Ökumene-Referent Dr. Thomas Stubenrauch, thomas.stubenrauch@bistum-speyer.de,

Für die Evangelische Kirche der Pfalz: Pfarrer Thomas Borchers, thomas.borchers@evkirchepfalz.de,


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