„Weite ihre Herzen im Geiste von Achtung und Toleranz“

Aufruf von Kirchenpräsident Schad zum Sonntag Reminiszere

Evangelische Kirche der Pfalz

20. Dezember 2015

Speyer (lk). Kirchenpräsident Christian Schad hat die pfälzischen Kirchengemeinden dazu aufgerufen, der bedrängten und verfolgten Christen im Gebet zu gedenken. Anlässlich des Sonntags Reminiszere (lateinisch: „gedenke“) am 1. März sagte der Kirchenpräsident: „Die Lage der Christinnen und Christen hat sich in den vergangenen Jahren weltweit drastisch verschlechtert. Insbesondere in Nordkorea werden Menschen christlichen Glaubens massiv verfolgt. Der Vormarsch des sogenannten Islamischen Staates in Teilen Syriens und des Irak hat zu einer Massenflucht unbeschreiblichen Ausmaßes geführt. Die Flüchtlinge haben ihre Heimat und oftmals auch ihre Familien für immer verloren. Ihre Kirchen und Klöster wurden zerstört – und damit das kulturelle Erbe der Christen, die seit dem zweiten Jahrhundert nach Christus dort leben und die Kultur bereichern.“

Selbst vor den Toren Europas können Christen nicht überall ihren Glauben frei bezeugen. Christian Schad erinnert an die Situation in der Türkei, wo die Entwicklung hin zu einer positiven Religionsfreiheit noch weite Wege vor sich hat. „Einzelne Entwicklungen in der türkischen Rechtsprechung machen uns Mut“, so der Kirchenpräsident. Allerdings seien nach wie vor Einschränkungen gewisser Grundrechte und Diskriminierungen – etwa in der Berufswahl – zu beklagen. Seit 1870 sei die Zahl aller syrisch-orthodoxen Christen um 94 Prozent in der Türkei gesunken! Damit verschwände – so wie bereits in Antiochien – ein Teil der ältesten Christenheit ein für allemal. 100 Millionen der um ihres Glaubens willen bedrängten Menschen weltweit seien Christen. In über 50 Ländern dieser Erde würden sie verfolgt. Viele seien nach ihrer Flucht vor Bedrängung und Verfolgung schwer traumatisiert. „Lasst uns für unsere Glaubensgeschwister beten – und zugleich hier, bei uns, eine Kultur des Willkommens leben und Flüchtlinge bei uns herzlich aufnehmen“, so der Kirchenpräsident.

Nachdem die EKD mit ihrem Materialheft zum Sonntag Reminiszere im vergangenen Jahr die Lage der Christen auf der Arabischen Halbinsel zum Thema gemacht hat, steht in diesem Jahr die Türkei im Mittelpunkt. "Auch in der Türkei können orthodoxe, katholische und evangelische Glaubensgeschwister ihren Glauben nicht in voller Freiheit leben", schreibt der Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. „Lassen Sie uns deshalb in diesem Jahr für die Christinnen und Christen in der Türkei beten und ihre Situation vor Gott bringen.“

Den Sonntag Reminiszere in besonderer Weise der Fürbitte für bedrängte und verfolgte Christen zu widmen, geht auf einen Beschluss der EKD-Synode aus dem Jahr 2008 zurück, der 2010 bekräftigt wurde.

Hinweis: In dem Materialheft der EKD werden folgende Bausteine für ein Fürbittgebet im Gottesdienst am 1. März vorgeschlagen:

„Barmherziger Gott, wir denken heute vor dir an unsere Geschwister im Glauben in der Türkei. Wir sorgen uns um sie und beklagen, dass nicht alle dort ihren Glauben in Freiheit leben können.

Wir bitten dich für diejenigen, die andere bedrücken: Weite ihre Herzen im Geiste von Achtung und Toleranz. Verwandle ihren Hass und ihre Ablehnung in Verständnis und Akzeptanz.

Wir bitten dich für die Mächtigen und Einflussreichen: Schenke ihnen Mut, für Religionsfreiheit und Solidarität einzutreten. Stärke Ehrlichkeit und Unbestechlichkeit. Wecke Verantwortung für den Schutz von Minderheiten.

Wir bitten dich für alle Christen in der Türkei: Bewahre sie in festem Glauben an deinen Sohn Jesus Christus. Sei ihre Zuflucht in Zeiten der Not, ihre Hoffnung in Bedrängnis, ihr Trost in Angst und Trauer. Mach Menschen weiterhin bereit, als Geistliche Verantwortung zu übernehmen. Stärke gelingendes Miteinander verschiedener Religionen und Kulturen.

Wir bitten dich für uns selber: Zeige uns Wege, unsere Verbundenheit mit unseren christlichen Geschwistern in der Türkei zu leben. Eröffne Möglichkeiten, auch aus der Ferne zu helfen. Stärke unsere Fürbitte für bedrängte Christinnen und Christen in aller Welt.

Wir vertrauen auf dein Erbarmen und preisen deine Güte durch Jesus Christus, unseren Herrn.

Amen.“

Weitere Informationen und Materialien sind im Internet unter http://www.ekd.de/fuerbitte zu finden.

Evangelische Kirche der Pfalz
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