Podium zu moderner Sklaverei

Schutzräume für Betroffene von Menschenhandel schaffen

Evangelische Landeskirche in Baden

22. Januar 2015

Karlsruhe. Menschenhandel als moderne Form der Sklaverei gilt neben dem Waffen- und Drogenhandel als größte Einnahmequelle der organisierten Kriminalität. Fast 36 Millionen Menschen, besonders Frauen und Kinder, seien Schätzungen zufolge weltweit in irgendeiner Form von Menschenhandel betroffen, sagte Uta Arngard Engelmann, Studienleiterin der Evangelischen Akademie Baden, gestern in Karlsruhe einleitend auf einer Podiumsveranstaltung über Menschenhandel, die von der Evangelischen Landeskirche in Baden veranstaltet wurde.

Angesichts dieser Zahlen sprach sich Jochen Cornelius-Bundschuh, Landesbischof der Evangelischen Kirche in Baden dafür aus, mehr in kirchliche und diakonische Beratungsarbeit zu investieren. Die Kirche sei auf mehreren Ebenen angesprochen. So gelte es in der Region, konkrete Perspektiven zu entwickeln, wie etwa Schutzräume für die Betroffenen im Blick auf Zwangsprostitution und die Ausbeutung von Frauen im Pflegebereich. Es sei aber auch notwendig, die vielfältigen Formen des nahen und fernen Menschenhandels wahrzunehmen. Cornelius-Bundschuh nannte als Beispiel die Produktion von „billigen Kleidern“.

Der Sozialwissenschaftler Theodor Rathgeber (Kassel) sprach von einem „Geschäftsmodell Menschenhandel“. Rund 24 Prozent hätten mit sexueller Ausbeutung zu tun, der weitaus größere Teil drehe sich jedoch um Formen der Arbeitsausbeutung abseits des Skandals. Er hoffe auf die Unterstützung der Kirchen mit ihren Einrichtungen, weil sie international vernetzt seien. Er wünsche den Kirchen in Sachen Menschenhandels „mehr Sinn für das Rebellische“. Damit griff er den Beitrag der Theologin Annette Merz (Groningen) auf, die neben viel Selbstkritik an das sozialkritische Potential der Anfänge des Christentums und die „biblische Befreiungsgeschichte“ erinnert hatte.

Der Karlsruher Sozialbürgermeister Martin Lenz begrüßte es, dass mit der Veranstaltung das Thema Menschenhandel „jenseits der Skandalisierung“ aufgriffen wurde. Indem man Bewusstsein für das Problem schaffe, sei man auf dem besten Weg, auf eine gemeinsame Handlungsebene zu kommen, auch wenn das Problem nicht von heute auf morgen zu lösen sei.

Der Abend stand im Kontext des Musical-Projektes „Amazing Grace“, das am 8. Februar 2015, sowohl um 14 Uhr als auch um 19 Uhr, in der Karlsruher Schwarzwaldhalle mit mehr als 400 Mitwirkenden aufgeführt wird und sich ebenfalls mit dem Thema Sklaverei und Menschenhandel beschäftigt. Cornelius-Bundschuh äußerte die Hoffnung, dass die biblische Befreiungsgeschichte „ein anderes Lied singen kann“, wie auch dieses Musical deutlich mache. „Wir sollten darin einstimmen und kleine konkrete Projekte finden, die wegweisend für neue Perspektiven in Sachen Menschenhandel werden können."

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