Landesbischof Bedford-Strohm: „Die Menschen brauchen jetzt Sicherheit“

Delegation der bayerischen Landeskirche besucht verfolgte Christen im Nordirak

Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern

09. September 2014

Die Einrichtung einer UN-Schutzzone für die verfolgten Christen und Jesiden im Irak hat Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm gefordert. Bei einem Solidaritätsbesuch in Erbil, Dohuk und umliegenden kurdischen Dörfern hat sich der Landesbischof über die Situation der Flüchtlinge sowie ihrer Gastgeber informiert und dabei auch Partnerorganisationen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern besucht.
 
Die Menschen bräuchten jetzt am dringendsten Sicherheit, berichtet der Landesbischof. „Manche haben nach drei oder vier Fluchterfahrungen in den letzten Jahrzehnten jedes Vertrauen verloren und wollen nur weg.“ Andere wollten zurück in ihre Dörfer. Doch während sie sich in den kurdisch kontrollierten Städten geschützt fühlten, hätten sie große Angst, in die zurückeroberten Dörfer in der Ninive-Ebene heimzukehren. Hier müssten Truppen der Vereinten Nationen für verlässlichen Schutz sorgen. Bedford-Strohm: „Der UN-Sicherheitsrat muss endlich handeln.“ Von der deutschen Politik erwarte er, dass sie durch Unterstützung politischer Versöhnungsprozesse und durch wirtschaftliche Zusammenarbeit zu einer zivilen Perspektive für den Irak und Kurdistan beitrage.
 
Damit die über eine Million Flüchtlinge in den kurdischen Gebieten mit dem Notwendigsten versorgt werden könnten, müsse „alles Menschenmögliche getan werden“, so der Landesbischof. Bei dem Besuch eines Flüchtlingslagers in Khanke habe er auch mit Jesiden gesprochen, die in letzter Minute von kurdischen Kämpfern Hilfe erhalten hatten. In diesem Lager hätten 60.000 Menschen Zuflucht gefunden. „Aber es fehlt an vielem.“ Bisher habe er gedacht, dass die humanitäre Versorgung der Menschen gesichert sei. Doch „das Geld reicht bisher nicht aus, um all die Menschen zu versorgen.“ Zudem werde der Winter als drohende Gefahr empfunden.
 
Die Vereinten Nationen und humanitäre Hilfsorganisationen leisteten bereits Großes. Auch die Diakonie Katastrophenhilfe und die Bayerische Landeskirche mit ihrer Soforthilfe von 500.000 Euro trügen zur Versorgung der Flüchtlinge bei, betont Bedford-Strohm. Aber die Christen und Jesiden von Mosul dürften auch dann nicht vergessen werden, wenn das Medieninteresse nachlasse. Die Menschen in Deutschland fordert er dazu auf, weiter für humanitäre Unterstützung zu spenden, politisch für den Schutz der Verfolgten im Irak einzutreten und für sie zu beten.
 
Diesen bedeute die Solidarität der Christen in Deutschland sehr viel. So sei ihm bei seinem Besuch viel Dankbarkeit begegnet. „Wir haben alle miteinander ein Gefühl gehabt, dass wir über die nationalen und kulturellen Grenzen hinweg Brüder und Schwestern sind.“
 
Seine zuvor geäußerte Einschätzung, dass ein Schutz der Menschen vor den IS-Milizen nur mit Waffengewalt möglich sei, habe sich leider erhärtet, berichtet der Landesbischof. 
  
Wenn Waffengebrauch ethisch als das kleinere Übel angesehen werde, dann „müssen die Akteure auch die Waffen haben, die dazu nötig sind.“ Ob die Peschmerga, wie er bei seinem Besuch häufig höre, ohne Ausrüstung mit modernen Waffen den Kämpfern des „Islamischen Staates“ nicht gewachsen wären, könne er nicht beurteilen. „Es ist für mich klar, dass eigentlich die UNO der richtige Akteur wäre. Nur ist sie bisher leider zum Schutz der Menschen vor der IS ausgefallen“. 
  
München, 9. September 2014

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