Sommertagung der Landessynode beendet

Synode plädiert für mehr öffentlich geförderte Beschäftigung Langzeitarbeitsloser - gibt auch 2014 eine halbe Million Euro für erfolgreiches Beschäftigungsgutschein-Projekt

Evangelische Landeskirche in Württemberg

05. Juli 2014

Stuttgart. Am Samstag ist die zweitägige Sommertagung der Württembergischen Evangelischen Landessynode im Stuttgarter Hospitalhof zu Ende gegangen. Die Synode appellierte an die Politik, mehr öffentlich geförderte Beschäftigung für Langzeitarbeitslose zur Verfügung zu stellen und geht mit gutem Beispiel voran: Auch in diesem Jahr fördert sie das erfolgreiche Beschäftigungsgutschein-Projekt der Diakonie mit 500.000 Euro. Außerdem debattierten die 94 Synodalen über Erkenntnisse einer wissenschaftlichen Auswertung der Kirchenwahlen 2013 und die aktuelle EKD-Mitgliederuntersuchung.

Die Landessynode hat mit dem Nachtragshaushalt 2014 weitere 500.000 Euro für Beschäftigungsgutscheine bereitgestellt. Bisher wurden 181 Beschäftigungsmaßnahmen bewilligt. Damit konnten insgesamt 45 umfangreiche bis vollzeitige sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse geschaffen werden. 117 Gutscheine wurden im Rahmen von Ehrenamtspauschalen umgesetzt. Arbeitsfelder sind z. B. die Pflege von Grünanlagen oder Sozialkaufhäuser. Dabei gibt es auch Teilaufträge in Kirchengemeinden. Die Nachfrage sei so groß, dass die zunächst vorgesehenen Mittel erschöpft seien, berichtet Oberkirchenrat Dieter Kaufmann. Deshalb stellt die Landessynode weitere Mittel bereit. Dies ermögliche den Kirchengemeinden ein Zeichen der Verbundenheit mit langzeitarbeitslosen Menschen zu setzen und diese konkret zu unterstützen, so Kaufmann. „Kirche und Diakonie unterstreichen damit die politische Botschaft: Wir brauchen öffentlich geförderte Beschäftigung für langzeitarbeitslose Menschen in unserem Land.“

Der mit einer wissenschaftlichen Auswertung der württembergischen Kirchenwahl beauftragte Neuendettelsauer Professor für praktische Theologie, Dr. Herbert Lindner, attestierte Württemberg unter den großen Landeskirchen in Deutschland bei Kirchenwahlen die höchste Beteiligung (2013: 23,4 Prozent). Dass erstmalig 14-Jährige wählen konnten, sei gut angenommen worden, wie die hohe Wahlbeteiligung bei den Jungwählern zeige. Nach einer intensiven Phase in der Jugend, so Lindners Analyse, folge eine Zeit größerer Distanz zur Kirche, die sich in geringerer Wahlbeteiligung widerspiegele. Ab einem Alter von 35 stiege die Wahlbeteiligung wieder signifikant. Dies begründete er mit einer Wiederaufnahme von Kirchen-Kontakten, zu denen auch äußere Umstände beitrügen - etwa berufliche Etablierung, dauerhafter Wohnsitz, Einbindung in die örtliche Umgebung sowie Familiengründung. Zur Kirchenwahl gingen Lindners Auswertung nach vor allem Mitglieder mit guter Bildung und in gesicherten wirtschaftlichen Verhältnissen. „Es sind wie auch bei politischen Wahlen diejenigen Menschen, die sich als Teil des Gemeinwesens verstehen“. Oberkirchenrat Hans-Peter Duncker kündigte als erste Folgerungen aus der Analyse ein noch stärkeres Engagement bei der Gewinnung von Kandidierenden an sowie flächendeckende Briefwahl bei der nächsten Wahl 2019.

Ergebnisse der Kirchlichen Mitgliedschaftsuntersuchung der Evangelischen Kirche in Deutschland „Engagement und Indifferenz. Kirchenmitgliedschaft als soziale Praxis“ stellte Professor Dr. Gerhard Wegner vor, der das Sozialwissenschaftliche Institut der EKD in Hannover leitet. Wegner wies auf die starke Rolle der Pfarrerinnen und Pfarrer für die Verbundenheit von Menschen mit ihrer Kirche hin, die hohe Bedeutung der Diakonie sowie die Wichtigkeit des Themas Familie. Außerdem empfahl er den württembergischen Kirchengemeinden, sich stärker als bisher zivilgesellschaftlich zu engagieren. Dies wirke auch als integrative Kraft in der Gesellschaft.

Zum Tagungsauftakt am Freitag hatten die Synodalen nach einem Gottesdienst in der Hospitalkirche in einer „Aktuellen Stunde“ über die Anschaffung bewaffneter Kampfdrohnen durch die Bundeswehr debattiert und diese kritisiert. Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July warb für mehr Friedensanstrengungen: „Wir müssen unsere Intelligenz, Finanzmittel und politische Kraft viel früher dazu einsetzen, dass kriegerische Konflikte erst gar nicht entstehen. Darum sollten wir uns auch als Kirche sehr dafür einsetzen, dass wir aus dem falschen Kreislauf militärischer Logik herauskommen.“ Ethische Kritik an unbemannten Kampfdrohnen hält July allerdings für übertrieben. „Ob es einen höheren Tugendgrad hat, wenn ein Bomberpilot im Flugzeug sitzt, ist fraglich", sagte er. Konflikte wie in Ruanda, Sudan und Nigeria zeigten, dass man auf militärische Polizeigewalt, wie sie bei Blauhelmeinsätzen stattfände, als allerletztes Mittel nicht verzichten könne. Synodalpräsidentin Inge Schneider kündigte für 2016 einen Schwerpunkttag der Landessynode zu Friedens- und Rüstungsthemen an.

Die Synodalen beschlossen außerdem am Freitag den ersten Nachtragshaushalt für 2014 in Höhe von 32,2 Millionen Euro. In der Debatte über die mittelfristige Finanzplanung der Landeskirche schätzte Finanzdezernent Oberkirchenrat Dr. Martin Kastrup die Kirchensteuereinnahmen im kommenden Jahr aufgrund guter Wirtschaftsdaten auf 645 Millionen Euro, 2016 dann sogar auf 675 Millionen. Die finanzielle Situation sei „recht entspannt“.

Außerdem beschloss die Landessynode, einen elfköpfigen Strukturausschuss zu bilden. Dieser soll sich mit der Entwicklung zukunftsorientierter PfarrPlan-, Immobilien- und Strukturlösungen für Kirchengemeinden, Kirchenbezirke und der Landeskirche beschäftigen und dabei eng mit dem oberkirchenrätlichen Projekt zu diesen Themenkreisen verzahnt sein.

Die Beauftragte für das Reformationsjubiläum 2017, Kirchenrätin Dr. Christiane Kohler-Weiß, kündigte für das kommende Jahr einen Ideenwettbewerb zum Reformationsjubiläum 2017 an. Gute Ideen von der Basis sollten den Gedanken der Reformation in die Öffentlichkeit bringen. Rund 10 Millionen Euro werde die Landeskirche für Veranstaltungen bis und zum Reformationsjubiläum zur Verfügung stellen.

Detaillierte Berichterstattung, Bilder und Dokumente finden Sie hier:
www.elk-wue.de/landeskirche/landessynode/sommertagung-2014

05. Juli 2014

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