Chancen nutzen und Strukturwandel gestalten

IKG: Tagung zur Zukunft der ländlichen Räume / Positionspapier vorgelegt

Evangelische Kirche von Westfalen

21. Mai 2014

Westfalen/Schwerte. Die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW) wird sich auch künftig für den Erhalt und die Stärkung ländlicher Räume in Westfalen einsetzen. „Das ist eine kirchliche und politische Gestaltungsaufgabe, der wir uns stellen werden“, sagte der Theologische Vizepräsident Albert Henz am Dienstagabend (20.5.) auf einer Tagung der Evangelischen Akademie Villigst zur Zukunft der ländlichen Räume. Für die Politik sagte Johannes Remmel, NRW-Minister für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft und Natur- und Verbraucherschutz, seine Unterstützung durch weitere Förderprogramme zu.

Remmel lobte die niedrige Arbeitslosigkeit und die hohe wirtschaftliche Attraktivität – vor allem für kleinere und mittelständische Betriebe – in den ländlichen Gebieten: „Wir haben hier mehr Industriearbeitsplätze als im Ruhrgebiet.“ Stärken müssten gestärkt und Schwächen bearbeitet werden. Zu den Stärken zählte er neben der ökologischen und touristischen Bedeutung der Region auch das Zusammengehörigkeitsgefühl und bürgerschaftliche Engagement der Landbevölkerung.

Henz, der zugleich landeskirchlicher Dezernent für gesellschaftspolitische Verantwortung ist, plädierte für einen „gestalteten Strukturwandel auf dem Lande“. Demografische und strukturelle Veränderungen müssten realisiert, akzeptiert und als Chancen genutzt werden. Kirche sei die wohl am flächendeckendsten vorhandene Institution. Und das solle auch so bleiben: „Wir werden die letzten sein, die sich aus den Dörfern zurückziehen“, versprach Henz.

Das heiße aber nicht, überflüssige Doppelstrukturen zu fördern und flächendeckend  gemeindliche Angebote zu erhalten. „Kirchliche Einrichtungen und Gemeinden müssen sich von dem Gedanken verabschieden, nur an ihrer Binnenstruktur zu arbeiten.“ Möglichkeiten von Kooperationen und Zusammenlegungen müssten stärker genutzt werden.
Besser, als Altem hinterher zu trauern, sei es, neue Perspektiven zu entwickeln. Dafür sei aber ein noch stärkeres bürgerschaftliches Engagement notwendig. Ganz gleich, ob es um den Erhalt historischer Kirchengebäude oder die Organisation von Fahr- und Besuchsdiensten gehe.

„Die Seelen der Kirchen im Dorf sind in Zukunft weniger die Pfarrerinnen und Pfarrer, sondern verstärkt die Ehrenamtlichen“, so Henz. Neue Aufgabenverteilungen seien nötig. Aber wenn das funktioniere und die Kirche nicht mehr so pfarrerzentriert sei, könne sie dauerhaft in der Fläche präsent bleiben. Chancen für die Zukunft der ländlichen Räume in Nordrhein-Westfalen sieht der Theologe auch in einer „gestalteten Zuwanderungspolitik“. Denn mit einem Zuzug von Migranten könne der Rückgang der ländlichen Kernbevölkerung möglicherweise kompensiert werden. Die Tagung, die unter dem Motto „Sterben unsere Dörfer aus?“ stand, bildete den Auftakt zu einer neuen Schwerpunktreihe. Knapp 100 Interessierte aus Politik und (Land-)Wirtschaft, Kirche und Gesellschaft waren dazu nach Villigst gekommen – darunter, als weitere Podiumsgäste, auch Henner Braach (Vizepräsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes), Andreas Pletzinger (Bezirksregierung Arnsberg) und Manuel Slupina (Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung).

Ausschuss „Kirche und Land“: „Ländliche Räume als Lebensräume stärken“ 

Das jetzt vom Ausschuss „Kirche und Land“ der Evangelischen Kirche von Westfalen verabschiedete Positionspapier „Sterben unsere Dörfer aus?
Ländliche Räume als Lebensräume stärken“ setzt sich für eine aktive Gestaltung der ländlichen Räume ein. Es ermutigt Menschen und Gruppen im ländlichen Raum, sich gemeinsam für eine tragfähige und nachhaltige Zukunft ihrer Dörfer und Regionen zu engagieren. Eine aktuelle Situationsanalyse sowie der Appell für gleichwertige Leben sverhältnisse in der Stadt und auf dem Land runden den Text ab.

Der Text im Wortlaut

21. Mai 2014

Evangelische Kirche von Westfalen
www.evangelisch-in-westfalen.de