Kirchen sollen den europäischen Zusammenhalt stärken

Internet-Blog „Klare Kante“ der Evangelischen Kirche von Westfalen

Evangelische Kirche von Westfalen

16. Mai 2014

Westfalen. Die Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Muhr-Nelson, hat sich dafür ausgesprochen, dass die Kirchen den europäischen Gedanken und Zusammenhalt stärken, sich einmischen und aktiv beteiligen. Europa sei nach innen und nach außen immer dann stark gewesen, wenn es seine zivilisierende Kraft eingesetzt habe, um Konflikte zu befrieden.

„Der Ausweg aus dem Säbelrasseln und der Kriegsrhetorik im Ukraine-Russland-Konflikt kann nur über einen Neuanfang für gegenseitiges Vertrauen und verbunden mit einer Chance für gemeinsame Sicherheit und Frieden gegangen werden“, so Muhr-Nelson in dem Blog „Klare Kante“ (http://klare-kante.info/) der Evangelischen Kirche von Westfalen, der seit Freitag (16.5.) am Netz ist. Die internationale Gemeinschaft brauche einen aktiven und stabilen europäischen Beitrag.

Die Not von Flüchtlingen, Rüstungsexporte und auch die bisher kaum wirksame europäische zivilen Krisenprävention – diese Fragen seien mit Nachdruck anzugehen, so Annette Muhr-Nelson, die hauptamtlich Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Unna ist.

Im Wortlaut

EU-Wahlen am 25. Mai 2014: eine Stimme für das „Friedensprojekt“ Europa!

2014 ist ein besonderes europäisches Jahr: Das Gedenken an den Beginn der beiden Weltkriege 1914 und 1939 und an den Fall der Mauer 1989 und das damit verbundene Ende des Kalten Krieges sind das Eine. Das Andere ist die bevorstehende Wahl zum Europäischen Parlament und die sich daraus ergebenden europapolitischen Entscheidungen.

Nach Finanz- und Schuldenkrise befindet sich das „Friedensprojekt“ Europa im 56. Jahr seines Bestehens in einer schweren politischen Krise:
aktuell ausgelöst durch die Ereignisse in der Ukraine und den offenen Konflikt mit Russland. Daneben sind die EU-Mitgliedsstaaten seit geraumer Zeit nicht in der Lage, wichtige Richtungsentscheidungen auf den Weg zu bringen: die Kontroversen um „Abschottung“ oder eine offene Einwanderungspolitik, die ungelösten Streitigkeiten um eine einheitliche Erweiterungspolitik, die bislang wenig erfolgreichen Versuche einer einheitlichen und gemeinsamen EU-Außen- und Sicherheitspolitik (Libyen, Syrien und aktuell Mali).

Droht damit das als zivilisierende Antwort auf die kriegerischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts begonnene „Friedensprojekt“ Europa zu scheitern? War die Verleihung des Friedensnobelpreises 2012 eine übereilte Fehlentscheidung?
In der Vergangenheit haben oft nationale Themen die Europawahlen überlagert und zu einer immer weiter sinkenden Wahlbeteiligung geführt. Aktuell  sehen Europa-Skeptiker sich im Aufwind und Rechtspopulisten setzen an, der europäischen Idee einen entscheidenden Schlag zu versetzen.

Dies dürfen die Kirchen Europas nicht zulassen!
Die EKD hat sich 2012 anlässlich der Verleihung des Friedensnobelpreises mit einem Wort „Für eine gemeinsame Zukunft in einem geeinten Europa“ für den Erhalt und die Stärkung des europäischen Gedankens und Zusammenhalts ausgesprochen.
Programmatisch heißt es dort, Kirchen müssen sich als aktiver Teil der Zivilgesellschaft dafür einsetzen und „Europa zu unserer Sache machen“.

Europa war immer dann stark – nach innen und außen –, wenn es seine zivilisierende und Konflikte deeskalierende Kraft eingesetzt hat. Der Ausweg aus dem Säbelrasseln und der Kriegsrhetorik im Ukraine-Russland-Konflikt kann nur über einen Neuanfang für gegenseitiges Vertrauen und verbunden mit einer Chance für gemeinsame Sicherheit und Frieden gegangen werden.

Als Christinnen und Christen, als Bürgerinnen und Bürger darf uns die Zukunft für das „Friedensprojekt“ Europa gerade jetzt nicht egal sein.

Die internationale Gemeinschaft mit ihren zahlreichen globalen Herausforderungen in den Bereichen Gerechtigkeit, Umwelt und Frieden braucht einen aktiven und stabilen europäischen Beitrag. Das heißt auch, dass wir in Europa so drängende Fragen wie die im Umgang mit der Not tausender Flüchtlinge, die weiterhin nur schwer zu kontrollierenden Rüstungsexporte und auch die bislang nur in Ansätzen wirksamen Instrumente einer europäischen zivilen Krisenprävention und Konfliktbearbeitung mit Nachdruck angehen müssen.

„Die Mitgliedschaft in der Europäischen Union hat ihren Preis. Europa hat vor allem einen Wert“, so die EKD 2012. Damit dies so bleibt bzw. erneuert werden kann, sollten wir uns einmischen und aktiv beteiligen.

Am 25 Mai ist eine gute Gelegenheit dazu, eine Stimme für das „Friedensprojekt“ Europa abzugeben!

16. Mai 2014

Evangelische Kirche von Westfalen
www.evangelisch-in-westfalen.de