Bischof Hein: "Europa als Ganzes braucht Hoffnung!"

Predigt zum Auftakt der Aktion „Hoffnung für Osteuropa“ in Marburg

Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck

09. März 2014

Die 21. Aktion „Hoffnung für Osteuropa“ wurde heute mit einem Festgottesdienst in der Lutherischen Pfarrkirche in Marburg eröffnet. Bischof Dr. Martin Hein machte in seiner Predigt deutlich, dass „Hoffnung für Osteuropa“ ein Programm sei, dass aus der Gewissheit lebe: „Wir gehören in Europa zusammen. Wir stehen solidarisch füreinander ein.“ Gerade der Blick auf die Auseinandersetzungen in der Ukraine zeige, wie zerbrechlich das gemeinsame „Projekt Europa“ sei, wie viel Nationalismus noch vorhanden sei und wie viel Misstrauen auf allen Seiten herrsche. So werde im 21. Jahr der Aktion stärker als zuvor bewusst, wie wichtig es sei, Menschen in anderen Ländern Hoffnung zu geben, so dass diese ihr Leben in Frieden, Freiheit, Selbstbestimmung und Würde führen könnten. „Europa als Ganzes braucht Hoffnung!“, so Hein wörtlich.
 
Hein betonte, es dürfe nicht sein, dass Machtinteressen mit militärischer Gewalt durchgesetzt würden. Der einzige Weg zu einem dauerhaften Ausgleich sei der Weg des Friedens. Kritikern, die meinten, mit der Bergpredigt könne man keine Politik machen, hielt Hein entgegen: „Ohne sie erst recht nicht!“ Die Bergpredigt sei die entscheidende Orientierung und ermutige dazu, den Frieden zu wagen. Friedfertigkeit lebe nicht in der Distanz, sondern aus der Nähe. Um scheinbare Alternativlosigkeiten durchbrechen zu können, brauche es Fantasie und die Bereitschaft, sich hinein zu begeben in die oft sehr verwickelten Umstände. Ein erster Schritt sei es, Menschen anderer nationaler, religiöser und kultureller Prägung als Schwestern und Brüder zu entdecken.

Der Bischof würdigte den gemeinsamen Aufruf der verschiedenen ukrainischen Kirchen und religiösen Gemeinschaften zu einer friedlichen Lösung des Konflikts als ein ehrliches Zeichen des Ringens um Frieden. Auch der Moskauer Patriarch Kyrill habe seinem Kiewer Metropoliten versichert, er wolle alles in seiner Macht stehende tun, um die politisch Mächtigen von einer militärischen Auseinandersetzung abzubringen. Er habe betont, die Pflicht der Kirche sei es, die Bedrohten zu schützen.
 
Abschließend hob Hein hervor, nichts von dem, was im Namen der Aktion „Hoffnung für Osteuropa“ getan werde, sei vergeblich. „Alles Engagement trägt Früchte. Klein sind sie vielleicht, aber sie wirken. Und sie vernetzen uns miteinander, so dass wir uns nicht mehr egal sind.“
 
Die diesjährige Aktion steht unter dem Motto „Barmherzigkeit – na und? Soziale Verantwortung von Staat und Kirche in Europa“. Mit diesem Fokus wird das Schwerpunktthema der Reformationsdekade für das Jahr 2014 „Reformation und Politik“ aufgegriffen und an die sozialen Herausforderungen erinnert, vor denen Staat und Kirche in gemeinsamer Verantwortung stehen.
 
Im vergangenen Jahr wurden aus den Spenden für die Aktion „Hoffnung für Osteuropa“ in Kurhessen-Waldeck Projekte in Estland, der Ukraine, Rumänien und Bulgarien mit rund 30.000 Euro gefördert.
 
Stichwort: Hoffnung für Osteuropa

Die Aktion „Hoffnung für Osteuropa“ wurde 1994 von der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck ins Leben gerufen. Gefördert werden soziale Projekte im Gesundheitswesen, der Gewaltprävention, der Erziehung und Ausbildung in Mittel-, Südost- und Osteuropa. In der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck engagieren sich rund 60 Initiativen für den Austausch und die Hilfe in den Ländern des ehemaligen Ostblocks. Dabei sollen tragfähige kirchliche und diakonische Strukturen aufgebaut werden, Sachspenden und finanzielle Unterstützung dienen der direkten Hilfe vor Ort. Regelmäßig treffen sich im Diakonischen Werk die Osteuropa-Initiativen aus Kurhessen-Waldeck zum Erfahrungsaustausch, dem so genannten "Osteuropa-Hearing".
 
09. März 2014

Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck
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