Kirche und Staat sind zur Partnerschaft verpflichtet

Neujahrsempfang des Kirchenpräsidenten: „Reformation und Politik“ im Mittelpunkt

Evangelische Kirche der Pfalz

17. Januar 2014

Kirche tritt für politische Freiheit ein, schützt die Demokratie als Raum der Freiheit und entwickelt ihn weiter. Diese Verpflichtung ergibt sich nach den Worten von Kirchenpräsident Christian Schad aus der „inneren Übereinstimmung unserer demokratischen Verfassung mit dem christlichen Menschenbild“. Beim Neujahrsempfang am Donnerstag im Landeskirchenrat in Speyer stellte Schad das diesjährige Thema der Lutherdekade: „Reformation und Politik“ in den Mittelpunkt seiner Ansprache.

Demokratie lebe vom offenen Meinungsaustausch ihrer Bürger. Sie brauche Menschen, die sich mit Überzeugung und Leidenschaft für die freiheitliche Grundordnung einsetzen. „Dazu gehören auch wir“, sagte der Kirchenpräsident vor rund 100 Gästen aus Kirche, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft. Die Trennung von Kirche und Staat bedeute gleichzeitig Partnerschaft und „Kooperation auf der Basis wechselseitiger Unabhängigkeit“. Im säkularen Deutschland nehmen nach Schads Worten die Kirchen für ihr Handeln keinerlei staatliche Autorität in Anspruch. Sie können „nur ohne menschliche Macht ihren Auftrag erfüllen, das Evangelium zu verkündigen und Menschen einzuladen, es in Freiheit anzunehmen“. Für den Staat wiederum bedeute dies, dass er Religion respektiere, ohne sich mit ihr zu identifizieren; dass er den Glauben achte, ohne über ihn zu verfügen, und dass er den Glaubensgemeinschaften Raum gewähre, ohne sie in seine Abhängigkeit und sich in ihre Abhängigkeit zu bringen.

Die Weltlichkeit des säkularen Staates zeige sich gerade darin, dass er sich selbst eines religiös-weltanschaulichen Urteils enthalte und stattdessen die dafür zuständigen Gemeinschaften – also auch die Kirchen – aktiv fördere, sie als Kultur- und Sozialfaktor würdige, ihre öffentliche Wirksamkeit schütze und ihre finanzielle Lebensfähigkeit nicht in Frage stelle, so Schad. Das Thema „Reformation und Politik“ berühre zugleich die Frage, inwieweit die christlichen Konfessionen gegenüber dem Staat „mit einer Stimme sprechen und wann und wo sie im Staat-Kirche-Verhältnis eigene Akzente setzen“, sagte der Kirchenpräsident.

Mit der Demokratie als Verfassungs- und Lebensform habe sich der Protestantismus lange schwer getan, bekannte Schad mit Blick auf die deutsche Geschichte. Die Erinnerung an den Beginn des Ersten Weltkrieges vor hundert Jahren und seine Folgen rufe daher zu kritischer Besinnung auf. Nicht nur die freiheitlich-demokratische Grundordnung, sondern auch die presbyterial-synodale Verfassung der evangelischen Kirche lebe von einer Kultur aktiver Beteiligung. Gelegenheit dazu gibt es in diesem Jahr, wenn am 1. Advent rund 500.000 wahlberechtigte Frauen und Männer in der pfälzischen Landeskirche aufgerufen sind, ihre Presbyterien neu zu wählen. Der Kirchenpräsident forderte dazu auf, werbend auf Kandidatinnen und Kandidaten zuzugehen: „Wir brauchen Menschen, die Verantwortung übernehmen mit originellen Ideen, Gestaltungskraft und dem Willen, zu entscheiden.“

Eva Distler und Julia Neumann vom „Duo Espressi“ gestalteten den musikalischen Rahmen des Neujahrsempfangs.

Hinweis: Mehr zum Themenjahr „Reformation und Politik“ und zur Lutherdekade der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) finden Sie unter den „Spotlights“ auf www.evkirchepfalz.de.

Speyer, 16. Januar 2014 

www.evkirchepfalz.de