Landesbischof fordert modernes Zuwanderungskonzept

Vortrag vor bayerischen Bundestagsabgeordneten in Berlin

Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern

14. Januar 2014

Für die Entwicklung eines modernen Zuwanderungskonzepts hat sich der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm heute in Berlin vor bayerischen Bundestag-sabgeordneten eingesetzt. Das Asylrecht sei geschaffen für Flüchtlinge, aber „nicht das geeignete Instrument, um Perspektiven und faire Regelungen für die vielen Menschen zu schaffen, die aus anderen Gründen in ihren Herkunftsländern keine Lebensmöglichkeit sehen und deshalb zu uns kommen“. Nur durch eine klare Zuwanderungspolitik könnte das „Unwesen der Schleuser“ eingedämmt werden und mehr Gerechtigkeit und Verlässlichkeit geschaffen werden, „wer unter welchen Voraussetzungen als Migrant in unserem Land eine Heimat finden kann“, so Bedford-Strohm.
 
Migration fördert Kultur und sportliche Erfolge
 
Aus christlicher Sicht sollten Fremden mit Achtung und Respekt behandelt werden, betonte der Landesbischof. Grundlegend sei dabei eine „Ethik der Einfühlung“: „Stell dir vor, du wärest in dieser Situation. Würdest du dir nicht auch eine faire Behandlung wünschen?“
 
Das größte Problem bei der Migration ist nach Ansicht des Landesbischofs nicht die Migration selbst, sondern die Haltung, Migration nur als Problem zu sehen. „Migration ist nicht zuallererst Bedrohung, z.B. unserer sozialen Stabilität, sondern Chance und Bereicherung – nicht nur für aktuelle Probleme des Arbeitsmarktes, sondern auch für die dynamische Weiterentwicklung unserer Kultur oder auch den Erfolg im Sport. Wer möchte heute in der deutschen Nationalmannschaft auf die Fußballkünste von Lukas Podolski, Sami Kedira, Miroslav Klose, Jerome Boateng, Ilkay Gündogan, Sidney Sam, Mario Gomez oder Mezud Özil verzichten?“ fragte der Landesbischof.
 
Darum plädiere er dafür, beim Thema Zuwanderung den Nutzen ebenso wie die Belastungen klar anzusprechen. In vielen Fällen stelle die Zuwanderung für das Aufnahmeland einen „erheblichen wirtschaftlichen Gewinn“ dar. 25-30% der 1,5 Mio. zwischen 1986 und 1990 aus Osteuropa und der Sowjetunion zugewanderten Menschen seien Wissenschaftler und Ingenieure gewesen. In jedem stecke nach UNO-Berechnungen ein „Humankapital“ von 300.000 Dollar. Darum sei schon bei rein ökonomischer Betrachtung eine „Abwehr von Zuwanderung in Teilen der Bevölkerung zutiefst irrational“, so Bedford-Strohm.
 
Keine europäische Sozialunion durch die Hintertür!
 
Es sei zwar eine Überforderung, „wenn wir durch völlig ungeregelten Zugang zu unseren Sozialleistungen durch die Hintertür eine europäische Sozialunion einführen würden“, so sehr sie langfristig ein Ziel bleibe. Aber es sei nicht akzeptabel, vom „Braindrain“ anderer Länder zu profitieren und sich gleichzeitig die“ Sozialleistungen vom Halse halten“ zu wollen, betonte der Landesbischof. 
 
München, 14. Januar 2014

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