Arbeit für den Frieden

Internationale Tagung zur Seelsorge – Juden, Christen und Muslime im Gespräch

Evangelische Kirche der Pfalz

04. Oktober 2013

Als „Arbeit für den Frieden“ hat der Vorsitzende der Gesellschaft für interkulturelle Seelsorge und Beratung (sipcc), Helmut Weiß, die Seelsorge bezeichnet. Zum Abschluss einer Tagung zu Fragen der islamischen Seelsorge erklärte Weiß, die spirituell und religiös motivierte Sorge um Menschen erfordere das Gespräch untereinander und eine pragmatische Zusammenarbeit von Muslimen, Juden und Christen miteinander. Zu der unter anderem von der Evangelischen Akademie der Pfalz veranstalteten Tagung kamen rund 100 Theologen, Seelsorger und Therapeuten aus 30 Ländern in Mainz zusammen.

Für Pfarrer Georg Wenz, Islambeauftragter der Evangelischen Kirche der Pfalz, helfen die existenziellen Fragestellungen, um die es bei der Seelsorge gehe, das gegenseitige Verständnis der Religionen zu vertiefen. Neben dem eher theoretischen Austausch von religiösen Begründungen, seien es gerade die unmittelbaren Fragestellungen in der Seelsorge, die die Religionen zwängen, den Menschen in den Mittelpunkt zu rücken und von ihm her Religion und Gesellschaft in ein Verhältnis zu setzen. Daher begrüßte er die gegenwärtige Entwicklung islamischer Seelsorge in Deutschland. Wenz erinnerte an erste Ausbildungsangebote für islamische Krankenhaus- und Notfallseelsorger, wie sie zum Beispiel die Evangelische Akademie der Pfalz mit muslimischen Kooperationspartnern durchgeführt habe.

Der Osnabrücker Islamwissenschaftler Esnaf Begic verwies darauf, dass das Konzept der Seelsorge, so wie es aus der Arbeit der Kirchen bekannt sei, im Islam nicht bestehe. Man sei daran gewöhnt, seelsorgerliche Aufgaben in der Familie und dem direkten Umfeld zu übernehmen. Es gebe jedoch in Deutschland in der zweiten und dritten Generation der hier lebenden Muslime den Bedarf nach einem institutionalisierten Seelsorge-Angebot. Ein Imam sei auch als Eheberater, Schuldnerberater und Konfliktschlichter gefragt, die Qualität solcher Hilfestellungen sei innerhalb der islamischen Gemeinden zurzeit jedoch noch uneinheitlich. Daher forderte der islamische Theologe die muslimischen Verbände und Gemeinden in Deutschland dazu auf, sich verstärkt um eine professionelle Seelsorge zu bemühen.

Die Tagung in Mainz wurde neben der Gesellschaft für interkulturelle Seelsorge und Beratung von der Evangelische Akademie der Pfalz und dem Institut für Islamische Theologie in Osnabrück veranstaltet.

Literaturhinweis: Georg Wenz und Talat Kamran (Hrsg.), Seelsorge und Islam in Deutschland. Herausforderungen, Entwicklungen und Chancen, Speyer 2012.

4. Oktober 2013

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