Lehrstück und intellektuelle Herausforderung

Evangelische Kirche der Pfalz feiert „450 Jahre Heidelberger Katechismus“

Evangelische Kirche der Pfalz

28. September 2013

Neustadt (lk). Der Heidelberger Katechismus ist nach den Worten des Kirchenhistorikers Christoph Strohm ein Lehrstück für ein „nicht autoritätshöriges“ evangelisches Christentum und war schon bei seiner Veröffentlichung vor 450 Jahren „eine intellektuelle Herausforderung“. Strohm sprach anlässlich einer von der Evangelischen Kirche der Pfalz dem „Heidelberger“ gewidmeten Jubiläumsveranstaltung über Entstehung und Bedeutung des Glaubensbekenntnisses. Titel des Vortrags: „Trost und Fürsorge“ in Neustadt an der Weinstraße.

„Kirche hat Zukunft durch den, der uns mit seinem Trost und seiner Kraft zur Liebe auch durch unsichere Zeiten geleitet“, sagte Kirchenpräsident Christian Schad in seiner Predigt im Festgottesdienst zum Auftakt der Jubiläumsfeier am Samstag in der Neustadter Stiftskirche. Er legte die Fragen 54 und 55 aus dem Heidelberger Katechismus aus, die sich mit dem Verständnis der Kirche als „Gemeinschaft der Heiligen“ befassen. „Heilig“, so Schad, seien die Glieder dieser Gemeinschaft, weil sie „mit Christus verbunden sind, der allein heilig ist. Mit ihm und durch ihn sind wir beschenkte Menschen“. Kirche lebe außerdem davon, dass jeder Einzelne seine Begabungen und Talente „willig und mit Freuden zum Wohl und Heil der Anderen gebrauche“.

Schad erinnerte auch an die syrischen Flüchtlinge sowie die nur wenige Tage zurückliegenden Terroranschläge auf Christen in Kenia und Pakistan. Er zog eine Parallele zu den im 16. Jahrhundert in die Kurpfalz gekommenen reformierten Glaubensflüchtlinge, denen der Heidelberger Katechismus zum Trost- und Erbauungsbuch geworden war. „Wir bleiben mit ihnen verbunden und sind es aktuell mit allen, die heute aus Angst vor Verfolgung auf der Flucht sind“, sagte der Kirchenpräsident.

Das Glaubensbekenntnis, das neben Luthers „Kleinem Katechismus“ als wichtigste Lehrschrift der Protestanten weltweit gilt, ist in die drei Teile „Von des Menschen Elend“, „Von des Menschen Erlösung“ und „Von der Dankbarkeit“ gegliedert und biete ein „besonders anspruchsvolles Programm“, sagte Strohm. Hauptautor war der 1583 in Neustadt bestattete Reformator Zacharias Ursinus. Von den 129 Fragen, die Ursinus im „Heidelberger“ stellte, sei gleich die erste auch die bekannteste und wirkungsreichste gewesen: „Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?“ Manch einer, der dies in seiner Jugend auswendig gelernt habe, trage die Antwort ein Leben lang mit sich, so Strohm. Die Zusammenfassung des gesamten Inhaltes eines Katechismus in einer Leitfrage entspreche der reformatorischen Überzeugung, „dass das Zentrum des christlichen Glaubens in der Zuwendung des barmherzigen Gottes zu finden ist“.

Das Programm der Jubiläumsveranstaltung umfasste auch eine Führung durch die „Stadt des Zacharias Ursinus“, geleitet von Pfarrer Michael Landgraf. Der Leiter des Religionspädagogischen Zentrums Neustadt und Verfasser des Buches „Ursinus erzählt“ schlüpfte dafür in die Rolle des Reformators. Der Jubiläumstag schloss mit einem Festkonzert in der Neustadter Stiftskirche ab. Die Evangelische Jugendkantorei der Pfalz unter der Leitung von Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald führte Meisterwerke der Motettenkunst von Bach, Becker, Britten und Weelkes auf. Die Liturgie des Gottesdienstes gestaltete der Neustadter Dekan Armin Jung. Bezirkskantor Simon Reichert und die Stiftskantorei Neustadt waren für die musikalische Ausgestaltung verantwortlich.

28. September 2013

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