Altersversorgung auf Kosten der Kinderreichen

Thema Familie beim UCC-Forum der Evangelischen Kirche von Westfalen

Evangelische Kirche von Westfalen

23. September 2013

Westfalen. Für eine Sozialpolitik, die langfristig alle Generationen in den Blick nimmt, hat sich der Theologe Dr. Traugott Jähnichen ausgesprochen. Wer Kinder hat, dürfe dadurch nicht länger Nachteile in der Altersversorgung haben, sagte Jähnichen auf einer Tagung der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) am Wochenende.

Die Rentenreformen der Jahre 1957 und 1972 würden zwar den Lebensstandard im Alter in hohem Maße sichern. Doch das Leben mit Kindern und das Erziehen eigener Kinder für ein gesichertes Alter sei dadurch in Deutschland immer unerheblicher geworden, erklärte Jähnichen, der an der Ruhr-Universität Bochum Professor für Christliche Gesellschaftslehre ist. Es sei versäumt worden, entsprechend der Rentenkasse eine Kinderkasse einzurichten. Damit werde das „Drei-Generationen-Modell“ auf zwei Generationen beschnitten, kritisierte er. Die Folge: „Wer sehr wenig oder gar nichts in die Erziehung eigener Kinder ‚investiert‘, kann unabhängig davon eine ebenso gute, vielfach sogar bessere Versorgung im Alter erwarten.“ Jähnichen, der auch der Kirchenleitung der westfälischen Landeskirche angehört, hält deutliche sozialpolitische Maßnahmen für notwendig, um die Lebenssituation junger Familien zu verbessern. Dies wäre ganz im Sinne des 4. Gebotes der Bibel: „Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebest in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt.“ Das bedeute auch, dass die jeweils nachwachsende Generation die Älteren versorgt, sagte der Theologe, „da diese sowohl die Versorgung der Vorgängergeneration erlebt hat und gleichzeitig selbst von den Zukunftsinvestitionen der Elterngeneration lebt“.

„Familien stärken in allen Lebensformen“ – darum ging es beim UCC-Forum der EKvW, das gemeinsam mit Gästen der US-amerikanischen Kirche United Church of Christ (UCC) in Haus Villigst (Schwerte) stattfand. Die Kirchengemeinschaft zwischen der UCC und der westfälischen Landeskirche ist durch regelmäßigen Austausch lebendig.

Pfarrer John Vertigan, leitender Theologe des Bezirks Indiana-Kentucky der UCC, plädierte für stärkere Offenheit gegenüber neuen Formen, damit sich heutige Familien in der Kirche zu Hause fühlen. „Die Kirche muss bei der Bestimmung des Notwendigen und des Traditionellen ehrlicher sein.“ Traditionen, müssten aktuell auf den Prüfstein gestellt werden.

„Wenn es am besten funktioniert, am Sonntagmorgen um 10 Uhr zusammenzutreffen, sollten wir dies beibehalten. Wenn es am besten funktioniert, am Freitagabend in einer Kneipe zusammenzutreffen, sollten wir dies tun.“ Als wegweisende Möglichkeit nannte er die Jugendkirchen wie etwa in Hamm. Dieses Modell könnte auch in anderen Städten in Deutschland und den USA praktiziert werden.

Unter den 50 Teilnehmern des UCC-Forums waren sechs Gäste aus den USA sowie zahlreiche Jugendliche und junge Erwachsene. „So kam es zu einem wirklichen Austausch zwischen den Generationen“, sagte Christa Kronshage, Mitglied der westfälischen Kirchenleitung und Vorsitzende des Ökumene-Ausschusses.

23. September 2013

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