Bischof Hein: Leuenberger Konkordie zur Bekenntnisgrundlage der EKD machen

Evangelische Kirche von Westfalen

12. September 2013

In seinem Vortrag anlässlich des Studientages „40 Jahre Leuenberger Konkordie“ in Kassel hat der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, dazu aufgerufen, die Evangelische Kirche in Deutschland als „versöhnte Gemeinschaft“ zu beschreiben und nicht länger von einer „versöhnten Verschiedenheit“ zu sprechen. Hein sagte wörtlich: „Die etablierte Rede von der „versöhnten Verschiedenheit“, die selbst die diesjährigen Feierlichkeiten zum 40jährigen Jubiläum der Leuenberger Konkordie bestimmt, ist irreführend! „Leuenberg“ entfaltet keine „versöhnte Verschiedenheit“, sondern begründet eine „versöhnte Gemeinschaft““, so der Bischof.

Nach Heins Auffassung ist eine gemeinsame Evangelische Kirche in Deutschland als „Kirche“ möglich, ohne die historisch gewachsenen konfessionellen Prägungen von Gemeinden oder Landeskirchen zu leugnen oder zu nivellieren. Den Weg dazu habe vor vierzig Jahren die Leuenberger Konkordie gewiesen. Jetzt sei die Zeit reif dafür, die Leuenberger Konkordie in den Passagen, die sich zu den konfessionellen Differenzen äußern und diese ausdrücklich als überwunden erklären, „zur gemeinsamen Bekenntnisgrundlage der EKD zu machen“, sagte Hein in Kassel.

Hein regte zudem an, Leuenberg als Modell für die interkonfessionelle Ökumene fruchtbar zu machen. Wenn man den Gedanken von der „versöhnten Gemeinschaft“ in den Mittelpunkt rücke, könnten Verschiedenheiten beibehalten werden. Sie seien dann nicht mehr „entscheidend und auch nicht kirchentrennend, wenn die wesentliche Bedingung der Einheit, nämlich das gemeinsame Verständnis des Evangeliums und der Sakramente, gewährleistet ist“, sagte der Bischof in Kassel.

40 Jahre Leuenberger Konkordie – Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck unter den Erstunterzeichnern
Mit dem Studientag feierten am Donnerstag, 12.09.2013, die Lippische Landeskirche und die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck als Erstunterzeichnerkirchen zusammen mit der Evangelischen Kirche von Hessen und Nassau das 40jährige Jubiläum der Unterzeichnung der Leuenberger Konkordie.

Unter den mehr als 60 Gästen waren Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann, Detmold, und Bischof Dr. Martin Bünker, Wien, zugleich Generalsekretär der Gemeinschaft der Evangelischen Kirchen Europas (GEKE). Neben weiteren Vertretern der evangelischen Kirchen wurde auch Vertreter der Katholischen Kirche Kassel sowie der Alt-Katholischen Kirche Kassel begrüßt. Aus den Reihen der Politik interessierte sich Michael Roth (MdB) für das Ereignis.

Oberkirchenrat Pfarrer Detlev Knoche, Frankfurt, eröffnete den Studientag mit einem geistlichen Impuls, musikalisch gestaltete Lara Bürger an Orgel und Klavier mit Liedern aus dem Gesangbuch der GEKE „Colours of Grace“ das Zusammentreffen. Die Vorträge blickten auf die besondere Rolle der Leuenberger Konkordie in der Vergangenheit, die Auswirkungen für die Gegenwart und die Möglichkeiten für die Zukunft. Die Leuenberger Konkordie ist als Kirchengemeinschaft weltweit zu einem Vorbild für ökumenische Annäherungen geworden und hat Nachfolger gefunden.

Hintergrund: Leuenberger Konkordie

Auf einer Tagung vom 16.-19.03.1973 in Leuenberg bei Basel verständigten sich reformatorische Kirchen mit unterschiedlichen Bekenntnissen auf ein Dokument, das die seit der Reformationszeit bestehende Kirchentrennung beendet und Kirchengemeinschaft zwischen lutherischen, reformierten und unierten Kirchen möglich macht: Die „Leuenberger Konkordie“.

Aufgrund ihrer Übereinstimmung im Verständnis des Evangeliums gewähren sie einander Gemeinschaft in Wort und Sakrament, erkennen sich gegenseitig als wahrer und voller Ausdruck der einen Kirche Jesu Christi an, gewähren gegenseitige Anerkennung der Ordination und Austausch der Amtsträger, verpflichten sich zur Vertiefung der Gemeinschaft im Leben der Kirchen und durch stete theologische Weiterarbeit und suchen eine möglichst große Gemeinsamkeit in Zeugnis und Dienst in der Welt. Seit 1973 haben 105 Kirchen in Europa und Lateinamerika die Leuenberger Konkordie unterzeichnet.

Für weitere Informationen: www.leuenberg.eu 

12. September 2013

www.ekkw.de