Fischer verteidigt EKD-Familienpapier gegen überzogene Kritik

Evangelische Landeskirche in Baden

04. September 2013

Landesbischof Ulrich Fischer hat die Orientierungshilfe des EKD-Rats zum Thema Familie gegen überzogene Kritik verteidigt. Zugleich räumte er Schwächen in der theologischen Argumentation ein.

In einem Brief an die badische Pfarrerschaft erinnerte Fischer daran, dass die Orientierungshilfe Impulse für familienpolitische Debatten geben solle und keine „normative Geltung“ beanspruche. Der Rat habe insofern einen Perspektivwechsel vorgenommen, als er nicht mehr von der Rechtsform der Ehe ausgehend ihre Normativität für alles familiäre Leben betone, sondern von dem inneren Kern familiären Lebens, der von Verbindlichkeit, Verlässlichkeit und Treue geprägt ist, ausgehend die verschiedenen Gestaltungsformen eines solchen Zusammenlebens in den Blick nehme. „Dass dabei der Eindruck entstehen konnte, dass die traditionelle Ehe eine überholte und nicht mehr wertzuschätzende Institution darstellt, bedauere ich außerordentlich.“

Er könne, erklärte Fischer, der selbst Mitglied im EKD-Rat ist, nach vielen Gesprächen inzwischen nachvollziehen, dass die Orientierungshilfe als „Kurswechsel im Blick evangelischer Ethik auf Ehe und Familie“ verstanden werden könne. Denn in dem Text sei es unterlassen worden, die traditionelle Ehe und Familie ausdrücklich als ‚Leitbild‘ zu bezeichnen – was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sei.

Fischer verteidigte die Argumentation der Orientierungshilfe, wonach ein normatives Verständnis der Ehe als ‚göttliche Stiftung‘ und eine Herleitung der traditionellen Geschlechterrollen aus der Schöpfungsordnung „nicht der Breite der biblischen Botschaft“ entspreche. „Gerade diese Aussage, die ich für vollkommen richtig halte, hat sehr viele Kontroversen ausgelöst und ich nehme in Kauf, dass meine Stellungnahme zu dieser Passage des Textes weitere Diskussionen auslösen wird“, schrieb der Landesbischof: „Ich verstehe die Ehe sehr wohl als eine gute Weisung Gottes für unser Leben, auch verstehe ich den Ehebund theologisch als im Bund Gottes mit uns Menschen begründet. Die Rede von der Ehe als einer ‚Schöpfungsordnung‘ ist für mich aber nicht nachvollziehbar.“

Die Kirche habe die vielfältigen Formen familiärer Konstellationen wahrzunehmen. Die notwendige Diskussion über das Verständnis von Ehe und darüber, wie Menschen in ihrem Bemühen um verlässliche Formen familiären Zusammenlebens gestärkt werden könnten, sollte sachlich geführt werden, mahnte Fischer mit Blick auf die Diskussionen auch in der badischen Landeskirche.

Karlsruhe, 04. September 2013

Evangelische Landeskirche in Baden
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