"Prostitution und Menschenhandel - Kunden schaffen den Markt"

Diakonisches Werk der EKD bereitet Podium anlässlich Kirchentag vor

Diakonisches Werk der EKD (DW)

24. Mai 2005

Zu einer Podiumsveranstaltung mit einem hochaktuellen Thema: "Prostitution und Menschenhandel - Kunden schaffen den Markt" - lädt das Diakonische Werk der EKD anlässlich des 30. Evangelischen Kirchentages ein (Samstag, 10.30 - 13.00 Uhr, Convention Center, Saal 3, Messegelände). Besucher können hier aus erster Hand erfahren, was Frauenhandel und Prostitution für die Betroffenen bedeuten.

"Jede dieser Zwangsprostituierten erlebt unermessliches seelisches und körperliches Leid. Diese Frauen werden ihrer Würde, ihrer Grundrechte als Mensch, ja, ihrer Zukunft beraubt. Sie werden ausgebeutet und verlieren oft jeden sozialen Halt", so Dr. h. c. Jürgen Gohde, Präsident des Diakonischen Werkes der EKD. Es gelte nach Wegen zu suchen, wie "der Teufelskreis der Gewalt, in den sie geraten sind", zu durchbrechen ist.

Nach Schätzungen der UN werden jedes Jahr weltweit fast 700.000 Frauen und Mädchen verschleppt und zur Prostitution gezwungen. Allein in Europa,  nach "amnesty international" "einer der größten Handelsplätze des Frauenhandels", werden jährlich circa 500.000 Frauen und Mädchen Opfer von Menschenhandel.
Zielländer sind überall dort, wo sich viel Geld mit Prostitution machen lässt - Deutschland gehört dazu. Nach Schätzungen der Internationalen Organisation für Migration (IOM) werden jährlich 120.000 Frauen und Kinder aus Ost- und Südosteuropa in die EU verkauft. Bis zu 15 Prozent der Opfer insgesamt sind nach amnesty-Berichten jünger als 18 Jahre.

Prostituiertenorganisationen schätzen, dass in Deutschland täglich etwa eine Million Männer Prostituierte aufsucht. Die Umsätze, die in dieser "Industrie"
gemacht werden, kommen denen großer international operierender Konzerne gleich - laut einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung innerhalb der EU schätzungsweise mindestens zehn Milliarden pro Jahr. Die Strukturen sind mafiös. Täter operieren international, zunehmend professionell und zunehmend verdeckter.

Einmal in diesem kriminellen Netz gefangene Frauen haben kaum Möglichkeiten, sich den Tätern zu entziehen. Im Zweifelsfall laufen sie Gefahr, als illegale Immigrantinnen verfolgt zu werden. Das im September 2003 in Kraft getretene Zusatzprotokoll zur "UN-Konvention gegen das transnationale organisierte Verbrechen", das auch von der EU gezeichnet wurde, hat bisher wenig an dieser Situation geändert. Es sieht vor, jede Form von Menschenhandel unter Strafe zu stellen. Unterzeichnerstaaten verpflichten sich, die Opfer zu schützen und nicht als illegale Einwanderer zu kriminalisieren.

Einer der wirksamsten Wege, diesen professionell organisierten Menschenrechtsverletzungen auf europäischem Boden einen Riegel vorzuschieben, liegt bei Männern, die Prostituierte aufsuchen, mahnen Menschenrechtsorganisationen. Es sei oft leicht, Anzeichen für zwangsweise Prostitution zu erkennen. Freier sollten in solchen Fällen den Kontakt ablehnen.
Zudem könnten sie die Frau auf Hilfsangebote hinweisen oder die Polizei informieren. Nur Mangel an Nachfrage werde den Markt schwächen.

Beratungsstellen der Diakonie helfen Opfern von Menschenhandel und Prostituierten in Notlagen. Psychosoziale Beratung, Vermittlung von geschützten Unterkünften, Rechtsbeistand, Begleitung zu Gerichtsprozessen und Unterstützung bei der Rückkehr ins Heimatland sind nur einige der individuellen Hilfsangebote.

Für weitere Informationen stehen wir Ihnen gern zur Verfügung:  Tel.
Pressestelle: 030 83001 130. Informationen zum Thema Menschenhandel und Zwangsprostitution und zu Beratungsstellen der Diakonie auch auf der Diakonie- Webseite abrufbar unter: http://www.diakonie-menschenhandel.de/


Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland e.V.

Barbara-Maria Vahl
Pressesprecherin
Diakonie-Pressestelle