Kirche und Diakonie fordern mehr Engagement für „nachholende Integration“

Auftaktveranstaltung der Interkulturellen Woche am 21. September in Frankfurt

Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

17. September 2007

Frankfurt/Darmstadt, 17. September. „Die Länder müssen mehr für die Integration von Zuwanderern tun, die schon länger hier leben, aber nicht gut integriert sind“. Das haben der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) Prof. Dr. Peter Steinacker und der Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werkes in Hessen und Nassau (DWHN) Pfarrer Dr. Wolfgang Gern vor Beginn der Interkulturellen Woche gefordert. Mit Hilfe von Maßnahmen nachholender Integration seien jahrzehntelange Versäumnisse aufzuholen.

Hessen habe Ende 2004 alle Zuschüsse für Migrationssozialarbeit gestrichen und konzentriere sich seitdem auf Sprachkurse und ehrenamtliche Integrationslotsen. Das, so Gern und Steinacker, reiche aber nicht aus. Beide Seiten, die Zuwanderer und die deutsche Bevölkerung sowie Behörden und Einrichtungen, brauchten Hilfen zur besseren Integration.

Nach dem Vorbild anderer Länder müssten sie für den Umgang mit Zuwanderern weitergebildet werden, bürgerschaftliches Engagement für gute Nachbarschaft sowie auf Sozialraum bezogene Projekte, die das Zusammenleben vor Ort verbesserten, müssten gefördert und professionell begleitet werden. Zudem brauchten Zuwanderer für viele Lebensbezüge Beratung. Dafür gebe es mit den Integrationsagenturen und Beratungsstellen in anderen Ländern gute Beispiele. Eine nachhaltige Integrationspolitik brauche auch professionelle Strukturen.

„Nachholende Integration gibt es nicht zum Null-Tarif, aber weitere Desintegration  kommt uns wesentlich teurer zu stehen“, gaben Steinacker und Gern zu bedenken und wiesen darauf hin, dass lange hier lebende Zuwanderer im Bildungssystem und im Berufsleben nach wie vor benachteiligt seien. Sie seien im Vergleich zu Deutschen doppelt so oft arbeitslos, fast viermal so oft Sozialhilfeempfänger und deutlich häufiger von Armut betroffen.

Interkulturelle Woche - Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus

Steinacker und Gern bezeichneten die Interkulturelle Woche als „ein wichtiges Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus, die in dieser Zeit wieder bedrohlich zunehmen.“ Das Ziel der vor 32 Jahren ins Leben gerufenen Initiative sei bis heute noch nicht erreicht: die gleichberechtigte Teilhabe von Migrantinnen und Migranten an dieser Gesellschaft.

In Hessen und Nassau finden in Städten, Kommunen, Gemeinden und Dekanaten in der Zeit vom 21. bis 29. September mehr als 350 Veranstaltungen statt. Dazu gehören Gottesdienste, Diskussionen, Lesungen, Ausstellungen, Informationsveranstaltungen, Begegnungsfeste. Bundesweit finden circa 3.000 Veranstaltungen in 200 Städten statt.
Die Interkulturelle Woche ist eine Initiative der Evangelischen Kirche in Deutschland, der Deutschen Bischofskonferenz und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie. Die Initiative wird von den Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbänden, Kommunen, Ausländerbeiräten, Ausländerbeauftragten und deutsch-ausländischen Initiativgruppen mitgetragen. Sie findet jährlich Ende September, von Sonntag bis Samstag vor dem Erntedankfest, statt. In diesem Jahr steht sie unter dem Motto "Teilhaben - Teil werden!" und findet im Rahmen des Europäischen Jahres der Chancengleichheit statt.

Auftaktveranstaltung am Freitag, 21. September, in Frankfurt am Main

In diesem Jahr findet die zentrale Auftaktveranstaltung am Freitag, 21. September, in Frankfurt am Main statt. Sie beginnt um 17 Uhr mit einem Ökumenischen Gottesdienst in der St. Katharinenkirche. Die Predigt hält der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann. Weitere Mitwirkende sind: Metropolit Augoustinos, Griechisch-Orthodoxer Metropolit von Deutschland, und Landesbischof Dr. Kähler, stellvertretender Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche Deutschlands.


Darmstadt/Frankfurt, 17. September 2007

gez. Kathleen Niepmann, Pressesprecheirn DWHN
Stepahn Krebs, Pressesprecher EKHN