Widerstand gegen Finanzkürzung im Religionsunterricht

Gemeinsame Erklärung mit dem Erzbistum Berlin

Evangelische Kirche Berlin - Brandenburg - schlesische Oberlausitz

Berliner Protestanten und Katholiken gehen gemeinsam am „Tag der Hunderttausend“ an die Öffentlichkeit

Am 2. Juni 2004 rufen in einer ökumenischen Initiative in ganz Berlin die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und das Erzbistum Berlin zum „Tag der Hunderttausend“ auf. Damit soll die Berliner Öffentlichkeit darauf aufmerksam gemacht werden, welche elementare und wesentliche Rolle der Religionsunterricht in unserer Stadt spielt. Über hunderttausend Schülerinnen und Schüler nehmen derzeit am Religionsunterricht teil. Kürzt der Berliner Senat – so wie bislang beabsichtigt – weiter derart drastisch die Finanzierung dieses wichtigen Unterrichtes, dann ist damit faktisch der Anfang vom Ausstieg aus der bildungspolitischen Verantwortung eingeläutet. Die evangelische Landeskirche und die katholische Kirche wollen hier gemeinsam mit Schülern und Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrern ihren Widerstand deutlich machen. Sie werden demonstrieren, was tatsächlich im Religionsunterricht gelehrt und gelernt wird.

Am Vormittag des 2. Juni 2004 können Medienvertreter, Journalisten, Politiker und Interessierte zum „gläsernen Unterricht“ direkt in die Schulen gehen. Dort werden sie über Gestaltung und Inhalte des Religionsunterrichtes umfassend informiert. Am Nachmittag zwischen 15.00 Uhr und 17.00 Uhr werden an sieben zentralen Orten und wichtigen Schnittstellen der Stadt Aktionen und Projekte, die aus dem Religionsunterricht erwachsen sind, präsentiert.

Der Religionsunterricht wird von Lehrkräften erteilt, die dazu ausgebildet und von den Kirchen beauftragt worden sind. Die Anstellung von etwa 1.000 Religionslehrkräften (ev. und kath.) ist nur möglich, weil das Land Berlin einen Großteil der entstehenden Personalkosten übernimmt, dafür  ist der Unterricht aber für alle Interessenten unabhängig von ihrer konfessionellen Bindung offen.

Der Bildungsauftrag der Kirchen in den Schulen dient dazu, Schülerinnen und Schüler mit religiösen Kompetenzen so auszustatten, dass sie etwas von dem Licht erfahren, das durch das Evangelium in unsere Welt gekommen ist, und Orientierung finden, damit sie unterscheiden lernen zwischen seriösen und gefährlichen religiösen Angeboten. Schließlich wird im Religionsunterricht jene Bildung vermittelt, die weithin nicht mehr selbstverständlich in den Familien zu Hause ist und deswegen umso mehr in den schulischen Fachunterricht gehört, damit die Schulabgänger auf ihren Lebenswegen nicht orientierungs- und hilflos der religiösen Wirklichkeit in Europa und anderen Teilen der Welt gegenüber stehen.

Berlin ist das einzige Bundesland, in dem es für den Religionsunterricht noch kein verbindliches Angebot gibt. Konfessionelle Schulen, Gemeinden, Kirchenkreise sowie Politikerinnen und Politiker unserer Stadt haben ihre Unterstützung zugesagt. Sie zeigen damit, dass das Wort vom „areligiöses Zeitalter“ falsch ist. Religionen verliert gerade nicht durch Fortschritt und Bildungsaufschwung an Bedeutung, Einfluss und Präsenz. Religion ist nicht in den Bereich des Privaten oder der kirchlichen Innenräume zu verbannen, sondern gehört zu einer lebendigen und selbstbewussten Zivilgesellschaft.

Berlin, 07. Mai 2004

Dr. Christina-Maria Bammel
Pressestelle Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg
schlesische Oberlausitz
Tel. 030 / 243 44-328

Stefan Förner
Pressestelle
Erzbistum Berlin
Tel. 030 / 32684-118

Hier können Details zur Arbeit der „lokalen“ Vorbereitungsgruppen erfragt werden:

Koordination und Kontakt zum 2. Juni 2004:

Für die Evangelische Kirche
Pfr. Michael Juschka (Evangelisches Bildungswerk)
Tel. 030-3191 297
Fax. 030-3191200
Juschka@bildungswerk-ekibb.de

Für die Katholische Kirche
Stefan Förner (Erzbistum Berlin Pressestelle)
Tel. 030-326 84 118
stefan.foerner@erzbistumberlin.de