Leserpreis für „Abschied“

Sabine Peters erhält Evangelischen Buchpreis 2005

Evangelische Kirche von Westfalen

Mit dem Evangelischen Buchpreis 2005 wurde Sabine Peters für ihre Erzählung „Abschied“ ausgezeichnet. Der Preis wurde der Autorin am 11. Mai in Anwesenheit von Präses Alfred Buß in der Reinoldikirche in Dortmund von Dr. Eckhart von Vietinghoff, dem Vorsitzenden des Deutschen Verbandes Evangelischer Büchereien, überreicht.

In der Begründung der Jury heißt es:

„Ein Glücksfall für Leserinnen und Leser und ein Kleinod in der deutschen Gegenwartsliteratur: Sabine Peters hat wirklich etwas zu erzählen und sie findet eine eigene Erzählsprache dafür. Es geht um den Abschied von „Doktor Phil“, einem über 80-jährigen pensionierten Studienrat, der wortgewaltig und deutungsmächtig das Familienleben bestimmte und der nun körperlich und geistig immer hinfälliger wird. Neben der Mutter sind vier Töchter in die Betreuung des Vaters involviert.

Es ist Sabine Peters Sprachkunst, die das letzte Lebensjahr des Doktor Phil aus der Sicht von Marie, Tochter Nummer drei, lebendig werden lässt. Sprudelnd gestaltet sie des Vaters Wortkaskaden, verhalten die Gefühle der Tochter zwischen Zartheit, Verstehen und zurückgehaltener Wut. In beidem behauptet sie sich als souveräne Erzählerin. Der Autorin gelingt eine berührende Mischung aus nüchternem Realismus und Humor, Empathie und Distanz und poetischer Leichtigkeit, die zeigt, was eine Familie zu leisten im Stande ist, wenn das Leben eines Mitgliedes zu Ende geht. Dabei porträtiert sie keine Helden, sondern schafft glaubwürdige Menschen, denen wir als Lesende nah sein können im Zögern, im Tun, im Schaffen und im Scheitern. Am schönsten hat die Autorin es selbst formuliert, als bange Frage: „Wo ist er, in manchem der Mensch?“ Der Antwort ist sie in ihrem Buch ein Stück näher gekommen.“

Präses Alfred Buß zur Buchpreisverleihung:

„Die Botschaft der Kirche richtet sich an den ganzen Menschen, sie spricht alle Sinne an und will sinnlich weitergegeben werden. Deshalb suchen wir mit unserer Botschaft nach angemessenen Ausdrucksformen für intellektuelle Erkenntnis ebenso wie für ethische Orientierung und religiöse Erfahrung. Wir sind offen für das Unvorhersehbare und das Unberechenbare. Das ist Grund und Voraussetzung für den Dialog mit der Kunst. Wir werden dabei befragt und auch in Frage gestellt. Und wir bringen unser Eigenes, Wahrheit, Echtheit und Unmittelbarkeit, zur Geltung.“

Der Evangelische Buchpreis wird seit 1979 jährlich wechselnd vom Deutschen Verband Evangelischer Büchereien (Göttingen) für Belletristik und Kinder- und Jugendliteratur verliehen. Er ist ein Leserpreis, dessen Auswahl ausschließlich auf Vorschlägen von Leserinnen und Lesern beruht. Ausgezeichnet werden Bücher, für die Christen sich einsetzen können. Aus den 79 Vorschlägen der Leserinnen und Leser wählte die Jury die Erzählung „Abschied“ aus und stellte eine Empfehlungsliste mit neun weiteren deutschsprachigen Titeln zusammen. Der Evangelische Buchpreis ist – mit Unterstützung der Evangelischen Kreditgenossenschaft eG – mit 5.000 Euro dotiert. Kontakt: Deutscher Verband Evangelischer Büchereien e.V., Tel. 0551/500759-0, Geschäftsführerin: Gabriele Kassenbrock

Sabine Peters, 1961 in Neuwied geboren, studierte Literaturwissenschaften, Politologie und Philosophie. Seit 1988 lebt sie als freischaffende Autorin und Kritikerin und hat Prosa und  Hörspiele geschrieben. Sie ist mehrfach ausgezeichnet worden, zuletzt für den Roman „Nimmersatt“ mit dem Clemens-Brentano-Preis der Stadt Heidelberg. „Abschied“ erschien 2003 im Wallstein Verlag Göttingen. Zur Verleihung des Evangelischen Buchpreises sagte sie: „Christliche Leser haben ein Gespür dafür, dass der Mensch etwas mehr ist als das, was ökonomische Zwänge vorgeben.“

Bielefeld 11. Mai 2005

Andreas Duderstedt
Pressesprecher