GEKE-Präsidentin würdigt „Amman-Erklärung“ als „historisches Abkommen“

Theologische, politische und soziale Schranken trennen nicht mehr

Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE)

23. Mai 2006

Modell der Leuenberger Konkordie soll auch in Lateinamerika umgesetzt werden – Tragfähig für den ökumenischen Dialog – Kritik an Walter Kardinal Kasper – Rückkehr-Ökumene kommt für evangelische Kirchen nicht in Frage

Die Präsidentin der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) – Leuenberger Kirchengemeinschaft, Prof. Dr. Elisabeth Parmentier (Straßburg), hat die „Amman-Erklärung“ zwischen lutherischen und reformierten Kirchen im Nahen Osten als „historisches Abkommen“ gewürdigt. In dem von der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen im Nahen Osten initiierten Dokument erkennen sich die darin zusammengeschlossenen Kirchen gegenseitig an und erklären untereinander Abendmahlsgemeinschaft. „Ich freue mich sehr, dass das vom reformatorischen Einheitsverständnis inspirierte Modell, dem auch die Leuenberger Konkordie verpflichtet ist und das in Europa zwischen vorreformatorischen, lutherischen, reformierten und unierten Kirchen sowie der methodistischen Kirche Gemeinschaft hergestellt hat, ebenso in anderen Regionen der Welt erfolgreich umgesetzt werden kann“, sagte Frau Parmentier, die in Straßburg Praktische Theologie lehrt. Die „Amman-Erklärung“ wurde von der Nilsynode der Evangelisch-Presbyterianischen Kirche in Ägypten, der Synode der Evangelischen Kirche von Iran, der Nationalen Evangelischen Kirche in Kuwait, der Nationalen Evangelischen Union im Libanon, der Evangelischen Nationalsynode von Syrien und Libanon sowie von der Vereinigung der Armenischen Evangelischen Kirchen im Nahen Osten unterzeichnet. Die Vereinbarung dieser Kirchen könne nicht hoch genug eingeschätzt werden, denn „sie bringen damit ebenfalls zum Ausdruck, dass neben den theologischen auch die politischen und sozialen Schranken keinen trennenden Charakter mehr haben“.

Die GEKE-Präsidentin hofft, dass dieses Modell der gegenseitigen Anerkennung und Vereinbarung von Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft bald auch in Lateinamerika realisiert wird. Der GEKE gehören fünf südamerikanische protestantische Kirchen an.

An der Ausarbeitung der „Amman-Erklärung“ sei die anglikanische Kirche beteiligt gewesen. Dass sie das Papier nicht unterzeichnete, habe wohl eher politische als theologische Gründe. Dies zeige, dass die in der Leuenberger Konkordie entwickelten Prinzipien ein tragfähiges Modell für die Ökumene mit anderen Kirchen sein könne. Kritisch äußerte sich Frau Parmentier zu Aussagen des Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Walter Kardinal Kasper, der jüngst wiederholt dem Leuenberger Konzept der „Einheit in versöhnter Verschiedenheit“ eine Absage erteilt hat. Frau Prof. Parmentier wies darauf hin, dass die römisch-katholische Kirche in ihren Dialogen mit dem Lutherischen Weltbund und den altorientalischen orthodoxen Kirchen das der Leuenberger Konkordie zu Grunde liegende Prinzip selbst praktiziere und den „differenzierten Konsens“ suche. „Es gibt zur Zeit kein tragfähigeres Modell für den interkonfessionellen Dialog. Solange sich die römisch-katholische Kirche nicht konsequent zu einem solchen Modell des differenzierten Konsenses auch mit den reformatorischen Kirchen bekennt, wird bei evangelischen Christinnen und Christen immer wieder der Verdacht einer versteckten Rückkehrökumene laut werden“, so die GEKE-Präsidentin.

Hannover, 23. Mai 2006

Udo Hahn
Pressesprecher