"Mittendrin. Themen aus der Landeskirche"

Die Bibel zum Sehen, Schmecken, Fühlen

Evangelische Landeskirche in Württemberg

16. August 2010

Rundwanderweg zeigt Menschen und Geschichten aus dem "Buch der Bücher"

Stuttgart/Waldachtal (Kreis Freudenstadt). Pfarrer i. R. Wolfgang Lange steht vor einem Fels, der aus rotem Sandstein nachgebaut wurde. Er schlägt mit der flachen Hand dagegen und kurz darauf sprudelt das Wasser - wie im biblischen Bericht von Mose und dem Volk Israel in der Wüste. Natürlich weiß der 65-Jährige genau, wohin er schlagen muss, damit das funktioniert. Auch Mose habe das damals gewusst: In der Wüste, so berichtet Lange, gebe es viele hohle Felsen, die sich bei Regen füllen. "Aber nach dem Regen kommt der Sandsturm - und der verstopft die Ritzen im Gestein", erklärt der Führer auf dem Bibelpfad. Die Sonne trockne den Sand aus, der Verschluss werde hart. So bliebe das Wasser im Gestein. Wenn man mit einem Stab dagegen schlage, flösse das Wasser wieder. "Das vermeintliche Wunder, dass überhaupt Wasser kam, lässt sich also erklären. Für mich ist das Wunder eher, dass das Wasser für das gesamte Volk Israel gereicht hat", sagt Lange. Die Geschichte Gottes mit seinem Volk in der Wüste - für Lange ist dies ein Zeichen dafür, wie Gott die Menschen auch in schwierigen Zeiten versorgt. "Und das, obwohl wir Menschen dazu neigen, uns immer zu beschweren". So sei das Volk Gottes auch immer unzufrieden gewesen und habe sich zurück gesehnt in die Sklaverei, nach Ägypten. Veränderungen seien eben nicht immer angenehm.


Alles sammeln, was sich findet

Vor zehn Jahren hat Wolfgang Lange gemeinsam mit einigen anderen aus der Kirchengemeinde den biblischen Rundwanderweg eingerichtet. Im Religionsunterricht und auch in der Gemeindearbeit war ihm bewusst geworden, wie wichtig Anschauungsmaterial ist - und wie schnell es das Interesse weckt. "Es ist ein großer Unterschied, ob man bloß erzählt, dass der verlorene Sohn das Schweinefutter nicht essen durfte, oder ob man die Johannisbrotschoten dabei hat, sie anfassen, riechen und essen lässt", so der Pfarrer, der Anfang Juli in den Ruhestand getreten ist. Schülerinnen und Konfirmanden begannen, ihm die sprichwörtlichen "Löcher in den Bauch" zu fragen. "Woher kommen diese Schoten, wie hängen sie am Baum?", war eine davon. So begann die Sammelleidenschaft des Theologen. Seit dieser Zeit sammelt er alles, was in der Bibel vorkommt. Im Laufe der Jahre wurde das Material immer mehr. Schon auf seiner alten Pfarrstelle in Hohenlohe probierte er es aus, biblische Pflanzen in seinem Garten anzubauen. Doch die Idee kam bei den Menschen dort nicht so gut an. Erst, als er Pfarrer in Waldachtal wurde, bekam er Unterstützung, beispielsweise auch vom Bürgermeister. Und so veranstaltete Lange biblische Kochkurse, einen biblischen Töpferkurs - und leitete ein Projekt, das sich mit biblischen Duftstoffen befasste. Im Jahr 2000 gründete Lange zusammen mit anderen Menschen den Verein "Biblischer Rundwanderweg Waldachtal".


"Himmlische Aktien"

Eine Familie stellte den Grund und Boden rund um den eigenen Hof zur Verfügung, es wurde gewerkelt und gebaut. Jedes Jahr kamen neue Stationen hinzu. 90 sind es mittlerweile. Relativ am Anfang des Weges findet sich ein Torbogen, auf dem zu lesen ist "Willkommen in Eden", im Paradiesgarten also. Und dort geht es dann zur verbotenen Frucht, von der Adam und Eva auf Anraten der Schlange gegessen hatten. Die Folge: Vertreibung aus dem Paradies - und so muss auch der Besucher Eden verlassen. Die Stationen führen durch viele Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament. Joseph und seine Brüder sind darunter, Kain und Abel, aber auch die Geschichte Gottes mit dem Volk Israel. Und nicht zu vergessen: Auch die Geschichte von der Geburt des Jesus Christus, seinem Tod und seiner Auferstehung.
Allerdings: Ganz fertig ist der biblische Rundwanderweg noch nicht: "Ich wünsche mir, dass das Grab Jesu noch in Originalgröße gebaut wird - inklusive Trauer- und Besinnungsraum", sagt Lange. Doch es gibt Probleme mit der Finanzierung: So reichen die Einnahmen des Vereins für den Unterhalt des Weges aus, nicht aber für Neubauten. Deshalb hat Wolfgang Lange ein neues Projekt gestartet. Wer 100 Euro spendet, bekommt eine "Aktie". Die Rendite ist "eine sichere Geldanlage ohne Risiko und mit hohen Zinsen, frei nach Matthäus 6,20". Dort heißt es: "Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht nachgraben noch stehlen!" Die von Lange gestaltete "Aktie" lässt sich rahmen und an die Wand hängen. Und "wer in ein paar Jahren das Grab Jesu auf dem Bibelweg besichtigt, kann sich darüber freuen, dass er einen Beitrag zu dessen Bau geleistet hat", so der Ruheständler.


Kurzinfos zum Biblischen Rundwanderweg

Der biblische Rundwanderweg in Waldachtal-Tumlingen ist 900 Meter lang und für Rollstuhlfahrer geeignet. Er besteht aus derzeit 90 biblischen Stationen von der Erschaffung der Welt bis zur Wiederkunft Jesu, darüber hinaus Informationen über mehr als 100 biblische Pflanzen. Geöffnet ist der Weg durchgehend, von Mai bis Oktober ist am meisten zu sehen, weil da am meisten Pflanzen blühen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, der Eintritt ist frei. Jede Station bietet umfassende Erklärungen. Gruppen können sich auch für Führungen anmelden, für Einzelpersonen oder Interessierte gibt es auch einen ausführlichen "Wanderführer". Weitere Informationen im Internet unter www.birwa.de.

http://www.elk-wue.de/