Edmund Ratz in St. Petersburg gewählt

Bayerischer Theologe an der Spitze der flächenmäßig größten lutherischen Kirche der Welt

Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern

06. Mai 2005

Die Generalsynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland und anderen Staaten (ELKRAS) hat Bischof Dr. Dr. Edmund Ratz zu ihrem neuen Erzbischof gewählt und anschließend in sein Amt eingeführt. Er steht damit nun einer Kirche vor, die sich von der Ostgrenze der EU bis zum Pazifik erstreckt. Der bisherige Erzbischof mit Sitz in St. Petersburg, Professor D. Georg Kretschmar, hatte aus gesundheitlichen Gründen um die Entbindung von seinem Amt gebeten.

Auf der Generalsynode aller Regionalkirchen wählten die Delegierten einstimmig einen bayerischen Pfarrer zum Erzbischof der ELKRAS: Edmund Ratz stammt aus Ansbach und leitete seit 1999 als Bischof die Regionalkirche in der Ukraine. Zuvor hatte der Ökumene-Spezialist unter anderem als Auslandspfarrer in England, im Landeskirchenamt München und beim Deutschen Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes in Stuttgart gewirkt.

In einer ersten Reaktion brachte Bischof Ratz seine Hoffnung zum Ausdruck, dass diese Generalsynode "eine vertrauensvolle Grundlage für den weiteren Weg der ELKRAS" sein werde. Besondere Herausforderung für die Kirche ist derzeit, dass durch die starke Auswanderung von Russlanddeutschen in den letzten Jahren viele Gemeinden im Osten ausstarben und sich die Zahl der Mitglieder seit der Wende auf rund ein Zehntel verringert hat. Andererseits erfährt die lutherische Kirche zum Beispiel in der Ukraine Zulauf und Interesse von Ukrainern, hält ihre Gottesdienste inzwischen weitgehend in der Landessprache und hat in den letzten Jahren eine intensive Jugendarbeit aufgebaut.

Durch die intensiven Partnerbeziehungen zwischen der bayerischen Landeskirche und der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine konnte nach der Wende das kirchliche Erbe der Russlanddeutschen wieder zum Leben erweckt werden. Ratz setzte sich dort besonders für die Ausbildung und Fortbildung von Gemeindeleiterinnen und Prädikanten ein und schuf mit dem vom Staat zurückgegebenen und mit Hilfe der bayerischen Landeskirche renovierten Haus der Kirche in Odessa eine funktionierende Zentrale der etwa vierzig Gemeinden umfassenden Kirche.

Die Nachfolge von Ratz als Bischof in der Ukraine wird mit Dekan Georg Güntsch aus Castell (Unterfranken) ebenfalls wieder ein Geistlicher aus der bayerischen Landeskirche antreten. Neben ihm sind derzeit fünf bayerische Pfarrer zum Dienst in die Ukraine entsandt. Eine der Hauptaufgaben ist es, Einheimische anzusprechen und auszubilden, so dass diese junge Kirche bald eigene Pfarrer einsetzen kann.

München, 06. Mai 2005

Markus Hepp
Pressesprecher