Klassohn: „EU-Erweiterung ist eine große Chance“

Kirchenpräsident hebt Mittlerrolle der Ostdeutschen hervor

Evangelische Landeskirche Anhalts

30. April 2004

Kirchenpräsident Helge Klassohn hat die Erweiterung der Europäischen Union als große Chance für die Festigung des Friedens und für den wirtschaftlichen und kulturellen Austausch zwischen Deutschland und den osteuropäischen Völkern bezeichnet. Klassohn unterstrich die Brückenfunktion Deutschlands und betonte: „Insbesondere wir Ostdeutschen können vermitteln aufgrund unserer langen Erfahrungen mit den Völkern Osteuropas.“

Der 1944 im lettischen Riga geborene Kirchenpräsident verwies in diesem Zusammenhang auf seine persönlichen Kontakte u.a. zur Lettischen Lutherischen Kirche und erinnerte auch an die langjährige Partnerschaft der Evangelischen Landeskirche Anhalts mit der tschechoslowakisch-hussitischen Kirche „die uns mit ihren vielfältigen menschlichen Begegnungen stets bereichert und in unserer Arbeit befördert hat“.

Deutschland, so Klassohn, sei durch den Austausch mit Osteuropa Jahrhunderte lang, gerade auf den Gebieten Wirtschaft, Kultur und Kunst, unendlich bereichert worden, „und erst der im 19. Jahrhundert aufkommende Nationalismus hat die Menschen und Völker“ einander entfremdet. „Der deutsche Nationalsozialismus im 20. Jahrhundert führte mit seinen entsetzlichen Verbrechen und dem Rassenwahn schließlich zu tiefen Verletzungen bei sehr vielen Menschen Osteuropas, so dass sie noch heute dem deutschen Volk mit schweren Erinnerungen und großer Skepsis begegnen.“

Man müsse, sagte der Kirchenpräsident, aus deutscher Perspektive deshalb die historisch begründeten Ängste, aber auch die großen Erwartungen der neuen osteuropäischen EU-Mitglieder sehen. „Wichtig ist – unabhängig von der Größe der einzelnen Länder - ein Miteinander auf gleicher Augenhöhe, ein sorgsamer Umgang miteinander.“ Auch in Deutschland dürften keine Ängste vor Zuwanderung, kultureller „Überfremdung“ und dem Verdrängungswettbewerb auf dem Arbeitsmarkt geschürt werden. „Deshalb sollten wir den neuen EU-Mitgliedern mit Respekt, Offenheit und Lernbereitschaft begegnen“, sagte Kirchenpräsident Klassohn.

Dessau, 30. April 2004

Johannes Killyen
Pressesprecher