Ethisches Investment: Diktaturen sind tabu

Kriterien Von "Brot für die Welt" an Menschenrechten orientiert

Brot für die Welt

11. März 2011

Ein Land wie Tunesien vor dem Umsturz wäre für ethisch unbedenkliche und entwicklungspolitisch orientierte Investitionen tabu gewesen. Darauf weist das evangelische Hilfswerk "Brot für die Welt" hin, das mit dem Südwind-Institut für Ökonomie und Ökumene vor einem Jahr einen Kriterienkatalog für ethische Geldanlagen vorgelegt hat. Neu daran ist, dass es nicht nur um ökonomische, sondern auch um ethische Aspekte wie die Menschenrechte geht.

Bis zum Januar 2011 hatte Tunesien als ein Hort politischer Stabilität und als die wirtschaftliche Erfolgsgeschichte Nordafrikas gegolten. So hatten Kredit-Ratingagenturen und internationale Wirtschaftsexperten vom Internationalen Währungsfonds über die Weltbank bis zur EU das Land beurteilt.
 
Wenn Tunesien in der Vergangenheit auch auf einzelnen Gebieten wie der Senkung der Kindersterblichkeit gut abgeschnitten hat, haben für die Menschen die negativen Seiten wie willkürliche Festnahmen und Folter sowie die eingeschränkte Meinungsfreiheit ganz klar überwogen. Das undemokratische System wurde durch die ausländischen Investoren gestützt.

Und es zeigte sich im Januar 2011, dass Strukturen, die den Menschen Rechte und Entwicklungsmöglichkeiten verwehren, grundsätzlich nicht nachhaltig sein können -  weder sozial noch ökonomisch. Darum setzt sich  "Brot für die Welt" entschieden dafür ein, dass die üblichen Kreditbewertungen der großen Ratingagenturen um entwicklungspolitische und menschenrechtliche Kriterien ergänzt werden.

Der Kriterienkatalog für entwicklungspolitisch orientierte Investmentfonds, an dem sich auch der vor einem Jahr von Union Investment in Zusammenarbeit mit GLS-Bank und KD-Bank für Kirche und Diakonie aufgelegte "FairWorldFonds" orientiert, ist inzwischen erweitert worden. So sind spezielle Kriterien für Entwicklungsbanken neu aufgenommen worden. Ein Ausschlusskriterium für Anleihen dieser Banken ist, wenn sie Projekte fördern, in denen es zu Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörungen kommt.

Stuttgart, 11. März 2011