Landesbischof entsetzt über Gewalt an Christen in Mossul (Irak)

Bayerische Landeskirche stellt € 50.000 für Soforthilfe zur Verfügung – Appell an Bundesregierung

Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern

22. Oktober 2008

Nach den Morden an 12 Christen im irakischen Mossul – darunter einem 15jährigen Jungen – haben Landesbischof Dr. Johannes Friedrich und Oberkirchenrat Michael Martin in einem Brief den Familien der Opfer ihr Mitgefühl und den irakischen Kirchen die Solidarität der bayerischen Landeskirche ausgesprochen. „Wir beten, dass Gott den Glauben und die Hoffnung in den christlichen Kirchen im Irak stärke, sodass sie  allen Bewohnern Iraks ein Zeugnis christlicher Versöhnung geben können. Wir hoffen, dass auch viele Muslime guten Willens im Irak die Kraft finden, sich dem Terror entgegen zu stellen“.

In der Folge der Gewaltakte hat ein panikartiger Exodus der christlichen Familien begonnen. Über 2000 Familien sind in die Niniveh-Ebene nördlich von Mossul geflohen, teilweise bis in die kurdischen Provinzen Dokuk und Erbil, die als relativ sicher gelten. Die dortige christliche Bevölkerung hat die Flüchtlingsfamilien notdürftig aufgenommen. Sie sind momentan vor allem in Kirchen und Gemeindehallen untergebracht.

Um den Familien und vielen Kindern noch in dieser Woche eine Erstversorgung an Lebensmitteln, Decken und anderen Gütern des täglichen Bedarfs geben zu können, stellt die bayerische Landeskirche € 50.000 Soforthilfe zur Verfügung.

Dringend appelliert die Kirchenleitung der bayerischen Landeskirche an die Zentralregierung in Bagdad und die kurdische Provinzregierung im Nordirak, den Schutz der Christen zu verbessern, Sicherheitskräfte entsprechend einzusetzen und die rechtliche Situation der christlichen Minderheiten zu verbessern. Insbesondere in der Niniveh-Ebene nördlich von Mossul muss gewährleistet werden, dass Christen gemeinsam mit anderen Minderheiten sicher leben können und eine teilautonome Selbstverwaltung erhalten. Nur so kann verhindert werden, dass die Christen das biblische Zweistromland ganz verlassen und damit letztlich die Islamisten sich durchgesetzt haben.

In diesem Zusammenhang bittet die bayerische Landeskirche die Bundesregierung, weiter den wirtschaftlichen Aufbau des Iraks und insbesondere des Nordiraks zu fördern, da dies der Schlüssel für die Entwicklung der Region und unabdingbare Voraussetzung für einen Verbleib der Christen dort ist. Dies ist die feste Überzeugung der Kirchenleitung nach dem Besuch einer Delegation im Nordirak im Juni dieses Jahres.

München, 22. Oktober 2008

Johannes Minkus
Pressesprecher