Arbeitskreis Kirche und Wirtschaft:

„Klima der Solidarität“ schaffen

Evangelische Kirche der Pfalz

16. September 2009

Neustadt. Eine neue internationale Wirtschafts- und Finanzpolitik zur Stärkung des Gemeinwohls forderte der Bamberger Sozialethiker und Theologe Heinrich Bedford-Strohm bei einem Treffen des pfälzischen Arbeitskreises Kirche und Wirtschaft am Dienstagabend in Neustadt. Ziel sei eine ökologisch-soziale und global verpflichtende Marktwirtschaft. Die Kirche müsse sich als Anwältin sozialer Gerechtigkeit und ethischer Orientierung in die öffentliche Debatte einmischen.

Bedford-Strohm, Mitverfasser der Denkschrift „Unternehmerisches Handeln in evangelischer Perspektive“ der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland) sowie des Wortes des EKD-Rates zur globalen Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise („Wie ein Riss in einer hohen Mauer“), appellierte in seinem Impulsreferat an die Vertreter von Kirche, Politik und Gesellschaft, zu einem „Klima der Solidarität“ beizutragen. In der Krise dürften nicht die Starken Opfer von den Schwächeren verlangen, sondern müssten sich vor allem selbst in die Pflicht nehmen lassen. „Was immer an Maßnahmen ergriffen wird, um die Krise zu überwinden, es muss sich letztlich in einem universal-menschlichen Horizont bewegen.“ Es gehe darum, Kriterien der gerechten Teilhabe aller weltweit zu verankern.

Von „Christen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft“ fordert der Professor für Systematische Theologie und theologische Gegenwartsfragen an der Universität Bamberg und Herausgeber der Zeitschrift „Evangelische Theologie“ eine „Grundorientierung am christlichen Glauben in ihrem Denken und Handeln“. „Wir müssen, insbesondere in reichen Ländern des Nordens, wieder neu die Dankbarkeit für das erfahrene Gut lernen. Weil wir wissen, wie sehr wir selbst das, was wir sind und was wir haben, anderen verdanken, weil wir es von unserem Glauben her als Geschenk Gottes verstehen dürfen, deswegen sind wir frei für andere“, so Bedford-Strohm.

Träger des Arbeitskreises Kirche und Wirtschaft sind die Evangelische Akademie der Pfalz, die Katholische Akademie Rhein-Neckar und die Industrieverbände Neustadt (IVN). IVN-Präsident Eduard Kulenkamp sagte in Bezug auf die gegenwärtige Krise, die große Mehrheit der Unternehmen denke und handle verantwortungsbewusst. Christoph Picker, Direktor der pfälzischen Akademie, unterstrich die „essentielle Bedeutung“ eines Dialogs zwischen Kirche und Wirtschaft für die Gesellschaft. Die Evangelische Akademie werde sich in diesem Bereich nachhaltig engagieren.

Derzeit werde unter dem Titel „Junge Akademie verantwortliches Wirtschaften“ ein Bildungsprogramm für begabte und interessierte Schüler ausgearbeitet, das Grundfragen des Wirtschaftens mit gesellschaftlichen, ethischen und religiösen Perspektiven verknüpft. Beim Arbeitskreis warb Picker um Unterstützung für das Projekt: „Wir suchen Partner aus dem Wirtschaftsleben und aus der Wissenschaft, die zur Entwicklung, Finanzierung und Durchführung des Programms beitragen und ihren ökonomischen Sachverstand einbringen.“

Hinweis: Wort des EKD-Rates zur Finanzkrise im Internet: http://www.ekd.de/download/ekd_texte_100.pdf. Evangelische Akademie der Pfalz im Internet: www.eapfalz.de

16. September 2009
 
Wolfgang Schumacher
EVANGELISCHE KIRCHE DER PFALZ (Protestantische Landeskirche)
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