Kirche muss in die Welt hineinwirken

Landesbischof Fischer umriss in Bericht Aufgaben der Kirche

Evangelische Landeskirche in Baden

Über Aufgaben und Ziele der Kirche handelte der „Bericht zur Lage“, den Landesbischof Dr. Ulrich Fischer am Donnerstag vor der Landessynode im Herrenalber Haus der Kirche ablegte. Zwei Drittel der 30 badischen Kirchenbezirke hat der Bischof in sechs Jahren Amtszeit besucht. Eine zukunftsfähige Bilanz, wie Fischer resümierte.

Konkrete Zielvereinbarungen, die das kirchliche Leben eines Kirchenbezirks in den nächsten Jahren bestimmen sollen, werden am Ende einer Bezirksvisitation getroffen, bei denen der Landesbischof mit Mitgliedern der Landessynode vier mal im Jahr einen Kirchenbezirk besucht. Aus den 20 Besuchen, die Fischer in seiner Amtszeit bislang machte, ergebe sich eine klare Zielsetzung kirchlicher Arbeit, so der Landesbischof. Dabei gehe es besonders darum, als Kirche in die Öffentlichkeit und die Gesellschaft zu wirken. Neben Entwicklung neuer Gottesdienstangebote und Citykirchenarbeit in Großstädten gehe es darum „Menschen zu bilden, Sachen zu klären, in die Welt hinein zu wirken, durch Taten der Liebe zu überzeugen und miteinander zu handeln“, sagte Fischer.

Zu einer gelungenen Kommunikation nach innen und außen gehöre nicht nur, sich innerhalb der Kirche besser zu vernetzen und dabei Strukturen effizienter und gemeindeübergreifender zu gestalten, sondern auch zu anderen Kirchen und politischen Institutionen gute Kontakte zu pflegen und die Zusammenarbeit zu stärken. Dazu gehöre auch schulische und außerschulische Bildung: „Sie hat einen hohen Stellenwert für die Kirche“, so Fischer. Neben dem Religionsunterricht komme dabei der Erwachsenenbildung und der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen eine besondere Bedeutung in der Zukunft zu. Als besonders gelungenes Beispiel nannte Fischer das ökumenische Bildungszentrum „sanctclara“ in Mannheim.

Zur Außenorientierung der Kirche seien auch Kontakte zur Wirtschaft und Arbeitswelt wichtig. Stets besucht die Visitationskommission einen Betrieb, woraus sich weitergehende Früchte entwickelt hätten, wie die Gründung eines Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer in Freiburg. Der Landesbischof ermutigte auch dazu, Kirchen im Alltag zu öffnen und die Kontakte zur Tourismusbranche zu stärken, „hier liegen noch viele Chancen“. Im Kirchenbezirk Wertheim sei man dabei schon viele Schritte voran gegangen. Dort arbeitet die Kirche eng mit dem Tourismusverband zusammen und bietet beispielsweise Gottesdienste und Andachten an Stationen eines Radwanderweges an.

Diakonisches und verkündigendes Handeln der Kirche als unaufgebbare Einheit zu betrachten, mahnte Fischer an: „Die diakonische Arbeit ist nicht möglich ohne eine intensive Vernetzung mit den Gemeinden eines Kirchenbezirks.“ Im Zusammenhang mit den diakonischen Arbeitsfeldern sagte Fischer, dass „die Auswirkungen der Empfehlungen der Hartz-Kommission große Sorgen bereiten“. Neben diesen schwierigen Fragen könnten die aktuellen Herausforderungen der Asylarbeit sowie die Änderung der Kindergartengesetzgebungen nicht allein von den diakonischen Werken bewältigt werden. Hier seien die Kirchengemeinden ebenso herausgefordert.

Die Kirche brauche konkrete Ziele für ihre Arbeit, doch sei das letzte Ziel der Kirche die Gemeinschaft im Reiche Gottes. In dieser Perspektive „können wir unsere Ziele gelassen formulieren, verfolgen und verwerfen in der Hoffnung, dass Gott uns zu diesem Ziel führen wird“, endete Fischer seinen Bericht. In den Ausschüssen wird dieser nun ausführlich beraten. Am Samstag bespricht das Plenum dann in seiner zweiten Sitzung öffentlich den Bericht.

Auf der Tagesordnung der Vormittagssitzung standen zudem Nachwahlen für Ämter der Landessynode, da sich personelle Veränderungen ergeben hatten. Ebenso berichteten die Entsandten in die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und die Synode des Evangelischen Missionswerk Süddeutschland (EMS) von den letzten Tagungen, an denen sie teilnahmen.

Auf dem Programm des Nachmittags stehen wiederum Sitzungen der ständigen Ausschüsse. Dort werden die Eingaben und Anträge an die Synode besprochen. Am Abend wird der Siegener Theologieprofessor und Experte für christlich-jüdischen Martin Stöhr einen Vortrag zum christlich-jüdischen Dialog halten. Mit diesem Schwerpunkt würdigt die Synode eine Erklärung von 1984, mit der sie als eine der ersten Landeskirchen in Deutschland ihr Verhältnis zum Judentum in den Gesetzgebungen verankerte.

Den gesamten Bericht von Landesbischof Dr. Ulrich Fischer finden Sie im Internet unter www.ekiba.de

Bad Herrenalb, 22. April 2004

Marc Witzenbacher
Pressesprecher