Keine Alternative zur gelebten Ökumene

Landesbischof Weber mahnt gemeinsames Zeugnis der Kirchen an

Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig

18. August 2007

„Um uns herum warten Menschen auf das gemeinsame Zeugnis der Christen und der Kirchen. Und weil viele in den Kirchen dieses Zeugnis der Liebe Gottes nicht finden, suchen sie es beim Dalai Lama oder in anderen religiösen Lebensformen.“ Diese Auffassung hat der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Dr. Friedrich Weber (Braunschweig), vertreten. In seiner Predigt im ökumenischen Gottesdienst anlässlich der Sebalduswallfahrt sagte er am 19. August in Nürnberg: „Manchmal denke ich, dass Gott uns dermaleinst nicht danach fragen wird, in welcher konfessionellen Form wir den Glauben bekannt und gelebt haben, sondern er wird uns fragen, warum wir ihn nicht viel deutlicher, viel fröhlicher gemeinsam bekannt haben.“

In seiner Predigt würdigte der Braunschweiger Landesbischof, dass der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Walter Kardinal Kasper, erst kürzlich in einem ökumenischen Gottesdienst in Rom auf die Irritationen, die ein Dokument der Glaubenskongregation ausgelöst hatte, mit den Worten reagiert habe: „Wir lassen uns nicht mehr los.“ Der Catholica-Beauftragte wörtlich: „Wenn dieser Wille ganz fest in unseren Herzen ist, wenn dieser Wille unser Denken und Handeln bestimmt, dann ist mir nicht bang um die Ökumene.“

Es dürfe allerdings „nicht bei wohlfeilen Erklärungen bleiben, es darf auch nicht dabei bleiben, dass wir fortgesetzt die konfessionellen Profile an- und gegeneinander schärfen“. Vielmehr müsse es um das „Wachsen der Gemeinschaft“ und des Gemeinsamen gehen, wie Papst Johannes Paul II. habe sagen können. „Zur gelebten Ökumene gibt es keine Alternative“, sagte Landesbischof Weber. „Wir müssen uns die Hände wieder reichen auf der Ebene der Kirchenleitungen und der Lehrgespräche.“ Die VELKD und die römisch-katholische Deutsche Bischofskonferenz hätten deren Wiederaufnahme gerade erst im Frühsommer beschlossen.

Am Tag zuvor hatte Weber in einem Vortrag eine „verbindliche Vergewisserung des Erreichten“ gefordert: „Ich bin sicher, dass neben der blühenden Ökumene des Lebens, dass neben der selbstverständlichen Zusammenarbeit, der gemeinsamen Feier von Gottesdiensten, der gemeinsamen Positionierung in sozialethischen Fragen nur ein verbindliches Ernstnehmen und Festhalten des im theologischen Dialog schon Erreichten, weiterführen kann.“ Diese Rezeption sei Aufgabe der Kirchenleitungen. Bislang sei diese Interaktion von Dialog und Rezeption mit der römisch-katholischen Kirche nur bei der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ im Jahre 1999 gelungen.

Wolfnebüttel, 18. August 2007

Michael Strauß
Pressesprecher