„Wir wollen keinen neuen Ost-West-Konflikt“

Kirchenpräsident Klassohn kritisiert Diskussion um „Aufbau Ost“

Evangelische Landeskirche Anhalts

22. April 2004

Helge Klassohn, Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts, hat die anhaltenden Diskussionen um den „Aufbau Ost“ kritisiert. Es werde, so Klassohn, fälschlich der Eindruck erweckt, als wären über eine Billion Euro in ein „Fass ohne Boden“ gesteckt worden. „Man muss sich immer in Erinnerung rufen, was hier Großes im Zusammenwirken von westdeutscher Hilfe und ostdeutscher Initiative geleistet worden ist“, sagte der Kirchenpräsident und betonte: „Wir wollen keinen neuen Ost-West-Konflikt.“

Klassohn wies darauf hin, dass der West-Ost-Transfer von Mitteln auch eine Konjunkturhilfe für den Westen gewesen sei, und nicht zuletzt seien viele Hunderttausend Menschen der mittleren und jungen Generation in den Westen gegangen, arbeiteten dort und zahlten dort Steuern. Außerdem dürfe nicht vergessen werden, „dass wir mit der Förderung aus dem Westen auch das gesamte überspezialisierte und schwer zu handhabende System der Rechts- und Verwaltungsvorschriften für den ökonomischen Bereich übernommen haben“.

Im Hinblick auf die bevor stehenden Veränderungen im Sozialsystem forderte Kirchenpräsident Klassohn die Kirchen auf, sich stärker an dem 1997 gemeinsam verabschiedeten Sozialwort „Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit“ zu orientieren und einzutreten für die Sorgen der Armen, Arbeitslosen und Familien. „Denn wirtschaftliche Freiheit und soziale Verantwortung, Beteiligungsgerechtigkeit und Verteilungsgerechtigkeit sind im System der Sozialen Marktwirtschaft untrennbar miteinander verbunden. Das sollten wir im Auge behalten und weiter im Sinne des ,sozialen Protestantismus’ zum Ausdruck bringen.“

Dessau, 22. April 2004

Johannes Killyen
Pressesprecher