Hoffnung auf ökumenische Fortschritte

Schreiben an Papst Benedikt XVI. zur Einführung

Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD)

Der Leitende Bischof der VELKD, Bischof Dr. Hans Christian Knuth (Schleswig), schreibt Papst Benedikt XVI. zur Einführung am 24. April – Bereitschaft zum Dialog betont

Der Brief im Wortlaut:

„In der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands nehmen wir mit Freude und Hoffnung, mit herzlichen Segenswünschen und im Gebet Anteil an der Feier Ihrer gottesdienstlichen Einführung in das hohe Amt des Papstes der Kirche, die an der Stätte Ihrer Einführung den zentralen Ort in dieser Welt hat.

Unsere Aufmerksamkeit und unsere Herzen sind an diesem Tag wie in den Tagen zuvor nach Rom gerichtet. Mit Ihnen und allen katholischen Glaubensgeschwistern wissen wir uns in der Gewissheit des Glaubens verbunden, dass der Herr der Kirche seinen Dienern das Amt nicht nur aufträgt, sondern ihnen durch den Heiligen Geist auch Gnade, Vollmacht und Segen dazu gibt. Ihre Einführung ist ein hervorragender Anlass, Gott dafür Lob und Dank zu sagen und seinen Namen vor aller Welt zu preisen.

In dieser Stunde und auf dem Weg, den Sie im Dienst des Hirten fortan gehen, begleitet Sie zugleich unser fürbittendes Gebet. Der Herr selbst hat allem, was wir um seinetwillen und in seinem Namen verrichten dürfen, eine große Verheißung gegeben. Diese Verheißung erfülle Sie auch in Ihrem neuen Amt mit Kraft und Zuversicht, mit Freude am Herrn und an seiner Kirche.

In unseren lutherischen Kirchen würdigen wir Ihren bisherigen Dienst in der Lehre und in den unterschiedlichen geistlichen Ämtern der Kirche. Sie haben eindrücklich und Interesse weckend die Erkenntnis der Wahrheit des Evangeliums gefördert. Mit Ihren Schriften, Vorträgen und in Gesprächen haben Sie den geistigen und geistlichen Reichtum der göttlichen Botschaft für die Menschen der Gegenwart aufgeschlossen, auch über Ihre eigene Kirche hinaus. Immer wieder haben Sie wichtige Anstöße gegeben, um das Interesse für die Wahrheit des Evangeliums neu zu wecken, sie zu vertiefen und sich mit ihr auseinander zu setzen. Das ist besonders in den säkular oder auch pseudoreligiös bestimmten westlichen Gesellschaften von hoher Bedeutung. Diese Aufgabe verbindet unsere Kirchen gegenwärtig und künftig mehr als je zuvor. Möge Gott es geben, dass unsere Kirchen darin noch stärker und wirksamer zusammenwirken.

Ich weiß, dass Ihnen der apostolische Auftrag, das Reich Gottes in aller Welt auszubreiten und für die Einheit der gesamten Christenheit im Herrn einzustehen, am Herzen liegen. Deshalb weckt Ihr Pontifikat, auch bei uns große Hoffnungen.

In unseren lutherischen Kirchen sind wir dankbar, wie durch die Gnade Gottes seit dem II. Vatikanischen Konzil, an dessen theologischen Erträgen Sie maßgeblich beteiligt waren, die Gemeinschaft mit den Kirchen der Ökumene gewachsen ist und sich seitdem in vielfältigen Formen entfalten konnte. Wir wissen aber auch um Trennungen und Belastungen in der Christenheit, die uns alle weiter schmerzen. In der Überzeugung des Glaubens, dass der Herr die Einheit der Kirche auch sichtbar gestalten will, verbinden wir mit unserem Gruß an Eure Heiligkeit die Hoffnung, dass Sie die Wege unserer Kirchen aufeinander zu mit aller Kraft und neuen Impulsen beschreiten werden. Wir sind offen für den geschwisterlichen, offenen und auch um des Evangeliums willen kritisch geführten Dialog. Die bisherigen positiven Erfahrungen, vor allem die gemeinsame Grundlage in der Bibel, aber auch die lange gemeinsame Geschichte unserer Kirchen mit ihren daraus erwachsenen reichen Traditionen sind dafür eine gute Grundlage. Um des Heils der Menschen willen, müssen unsere Kirchen dem Herrn folgen, der alle beruft, Glieder an dem einen Leib zu sein.

Wir bitten den Herrn auch darum, dass es während der Zeit Ihres Pontifikats unseren Kirchen miteinander gelingen möge, ein einmütiges Zeugnis für den Weltfrieden, gegen jede Gewalt und zugunsten der Gerechtigkeit für alle Menschen geben zu können. Eine ganze Reihe von schwer wiegenden Problemen wie die Bekämpfung von Aids, die Minderung tiefster Not, soziale Kälte und Maßnahmen gegen die Unterdrückung der Frauen in einer Reihe von Ländern unseres Erdkreises, aber auch die Auseinandersetzung mit Technologien, die den Respekt vor der Schöpfung vermissen lassen und die Würde der Menschen antasten, stellen gegenwärtig und zukünftig große Herausforderungen für die Christenheit dar. Möge der Geist Gottes die Kirchen leiten, dass sie die rechten Einsichten erhalten und die Orientierung geben können, die das Leben bewahrt, die es mit Gott verbindet und es so erfüllt. Möge er der Christenheit die Kraft geben, den Namen des Herrn als Hoffnung für die Welt groß zu machen unter den Völkern.

Unsere lutherischen Kirchen und ich persönlich wünschen Ihnen, dass Sie getreu Ihrem Namen Benedikt in Ihrem Pontifikat vielfach gesegnet sind und vielen zum Segen werden.“

Hannover, 22. April 2005

Udo Hahn
Pressesprecher