Begegnung des bayerischen Landeskirchenrates mit dem Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden

Besorgnis über anhaltende antisemitische Tendenzen in der Gesellschaft

Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern

22. April 2004

„Der Antisemitismus in unserem Land stellt einen Angriff auf die Grundfesten der Gesellschaft dar.“ In dieser Beurteilung sind sich der Landeskirchenrat der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) und der Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern, die gestern im Rahmen einer Begegnung im Landeskirchenamt in München zusammenkamen, einig.

Besonders besorgt, so Dr. Josef Schuster, der Präsident des Landesverbandes, registriere man im antisemitischen Lager eine Zunahme von Allianzen zwischen politisch rechten Kreisen und fundamentalistischen palästinensischen Gruppen. Landesverband und Landeskirchenrat stimmten in der Einschätzung überein, dass alles nur Mögliche dazu getan werden müsse, um antisemitischen Tendenzen in der Gesellschaft entgegenzuwirken.

Landesbischof Dr. Johannes Friedrich und Präsident Dr. Schuster sprachen sich für eine offensive Auseinandersetzung mit der Jahrhunderte langen Judenverfolgung und Judenvernichtung aus. Eine wichtige Funktion, so die Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler, komme dabei der Bildung und der Erziehung zu. Sie verwies in diesem Zusammenhang auf das neue Bildungskonzept der Landeskirche, in dem das Lernen aus der Shoa als eine für die Gesellschaft wichtige Dimension beschrieben werde.

Ebenfalls Gegenstand des Austauschs war die Diskussion zur Frage, wie – beispielsweise im Rahmen des evangelischen Religionsunterrichts – ein noch besseres Verständnis für die vielfältigen Dimensionen des Judentums geweckt werden könne. Gemeinsame Projekte, die in und mit jüdischen Gemeinden durchgeführt werden, wurden seitens des Landesverbandes hierfür als besonders wichtig erachtet und konkret verabredet.

Die Begegnung war geprägt von einer angenehmen Gesprächsatmosphäre und einem offenen und konstruktiven Gedankenaustausch. Einen kontinuierlichen Austausch dieser Art halten beide Seiten für unverzichtbar. Ein Folgetreffen soll nach Möglichkeit im Laufe des nächsten Jahres stattfinden.

An der Begegnung nahmen seitens der ELKB teil: Landesbischof Dr. Johannes Friedrich, die Präsidentin der Landessynode, Heidi Schülke, die Ständige Vertreterin des Landesbischofs und Regionalbischöfin des Kirchenkreises München, Oberkirchenrätin Susanne Breit-Keßler, der Leiter des Landeskirchenamtes, Oberkirchenrat Rainer Böttner, Oberkirchenrätin Dr. Dorothea Greiner, Oberkirchenrat Helmut Hofmann, Oberkirchenrat Dr. Claus Meier, Oberkirchenrat Wolfgang Töllner, der Regionalbischof des Kirchenkreises  Bayreuth, Oberkirchenrat Wilfried Beyhl, der Regionalbischof des Kirchenkreises Augsburg, Oberkirchenrat Dr. Ernst Öffner, der Regionalbischof des Kirchenkreises Ansbach-Würzburg, Oberkirchenrat Helmut Völkel und der Regionalbischof des Kirchenkreises Regensburg, Oberkirchenrat Dr. Hans-Martin Weiss.

Seitens des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinde nahmen an der Begegnung teil: Präsident Dr. Josef Schuster, 2. Vizepräsidentin Ilse Danziger, die Präsidiumsmitglieder Ignaz Berger, Dr. Asher Khasani und Heiner Olmer, der Vorsitzende des Landesausschusses, Otto Schwerdt, sowie der Geschäftsführer Andre Berkal.

München, 22. April

Michael Mädler
Stellv. Pressesprecher