Gemeins. Bischofsbrief an die Gemeinden zu Ostern 2003

Bischof Noack und Landesbischof Kähler

Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen

Liebe Schwestern und Brüder!

Während wir Ostern feiern, haben die Menschen im Irak den Alltag des Krieges und seine Folgen auszuhalten. Müssen wir uns mit dem Tod abfinden? Die Alltagserfahrung rät dazu. Die Bilder des Todes von den Kampfplätzen im Irak und in Afrika gehen uns nahe.

Uns selbst sind Leid und Tod vor genau einem Jahr, als das schlimme Attentat am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt das ganze Land erschütterte, nahe gerückt. Der grausame Tod von Lehrerinnen und Lehrern, Polizisten und Schülern hinterließ ohnmächtiges Entsetzen und tiefes Leid bei den Angehörigen. Noch immer ringen die Betroffenen mit diesem Schicksal.

Was sagt unser Glaube angesichts solcher Erschütterungen? Zu Ostern feiern wir, dass Gottes Liebe durch den Tod hindurch gehalten hat und neu ans Licht gekommen ist. Gott hat Jesus von den Toten auferweckt und sein Leiden verwandelt - in Liebe, Vertrauen und Mut zum Leben.

Wie in schwersten Zeiten neuer Mut zum Leben wachsen kann, haben wir im Sommer vergangenen Jahres bei der Flut erlebt. Viele Menschen haben die Ärmel hochgekrempelt, angepackt und die schlimmsten Folgen der Flut beseitigt. Der Zuspruch vieler Helfer hat die Betroffenen getröstet und ermutigt, wo die Verzweiflung groß war.

Wir vermögen vieles, aber Leid und Ohnmacht werden Teil dieses Lebens bleiben.
Viele Menschen ahnen das. In Zeiten der Not gehen sie in die offenstehenden Kirchen. Sie finden zusammen, manchmal schweigend, einfach weil ihnen die Worte fehlen. Dann gibt Gottes Wort Nähe und Halt.

Davon wollen wir reden. Hier im Lande und überall in der Welt, wo Resignation herrscht. Unser Glaube hilft zum Helfen. Wir bitten Sie, suchen Sie jede Gelegenheit dazu. Gott will das Leben! Jetzt und für die bedrängten Menschen. Zu Ostern singen wir den Protest gegen die Todesverfallenheit der Welt und gegen alle Resignation:

Christ ist erstanden von der Marter alle.
Des woll'n wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein.

Mit herzlichem Gruß

Axel Noack
Bischof der
Evangelischen Kirche der
Kirchenprovinz Sachsen

Christoph Kähler
Landesbischof der
der Evangelisch-Lutherischen Kirche
in Thüringen