Christliches Abendland darf Flüchtlinge nicht aussperren

Präses Alfred Buß: Glaube gibt Kraft zum Einsatz für Menschenrechte

Evangelische Kirche von Westfalen

23. Januar 2011

Dortmund. „Kann man die vielen Menschen, die auf dem Weg nach Europa sind, auf Dauer wirklich aussperren, ertrinken lassen, kriminalisieren, ignorieren?“, fragte Präses Alfred Buß am Sonntag (23.1.) in seiner Predigt in der Dortmunder Reinoldikirche. Der leitende Theologe der Evangelischen Kirche von Westfalen rief dazu auf, für die Menschenwürde von Flüchtlingen einzutreten. Der Begriff „christliches Abendland“ bedeute mehr als Wohlstandssicherung. Der christliche Glaube gebe Kraft zum Einsatz für Menschenrechte, für ein friedliches Zusammenleben auf der Erde, für den Kampf gegen die Fluchtursachen wie Armut, Korruption, Krieg, Ausbeutung, Klimawandel.

Buß erinnerte an die biblische Überlieferung von der Flucht, zu der Maria und Josef gezwungen waren, um den neugeborenen Jesus zu retten. Gottes Wort habe Josef die Stärke dazu verliehen. Heute sei solche Stärke notwendig, weil Europa, nur um den eigenen Wohlstand besorgt, sich gegen Flüchtlinge abschottet. Das Armutsgefälle hat nach Worten von Präses Buß drastisch zugenommen: Vor 50 Jahren verdienten demnach Menschen in den reichen Ländern der Erde 50-mal so viel wie jene in den ärmsten Ländern – heute verdienen sie 130-mal so viel. „Arme Menschen halten es nicht für gottgegeben, dass Europa reich und unerreichbar ist, und sie arm bleiben müssen und abhängig“, sagte der Theologe.

Dabei brauche Europa gerade angesichts schrumpfender Bevölkerungszahlen junge Menschen, „die hier arbeiten, leben und Zukunft haben“. Deshalb wies Präses Buß auch auf die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge hin: In Dortmund leben etwa 500 solche Kinder und Jugendlichen, die ohne ihre Eltern nach Deutschland gelangt sind. Die westfälische Landeskirche tritt dafür ein, dass für sie die UN-Kinderrechtskonvention gilt und ihre Handlungsfähigkeit im Asyl- und Aufenthaltsrecht auf das 18. Lebensjahr festgelegt wird. Bislang werden sie, wenn sie Asyl beantragen, wie Erwachsene behandelt und sich dann vor Gericht auf sich allein gestellt.

2000 Menschen sterben pro Jahr vor Gibraltar Buß nannte weitere Zahlen und Fakten: 15.000 Kinder sterben nach vorsichtiger Schätzung der UNO Tag für Tag an den Folgen von Armut, Konflikten und Krieg. Weltweit sind zehn Millionen Menschen auf der Flucht. Sie fliehen vor politischer, religiöser, geschlechtsspezifischer oder ethnischer Verfolgung, vor Konflikten, Kriegen, Hungersnöten. Allein in der Meerenge von Gibraltar sterben jährlich 2000, schätzt das Internationale Zentrum für Migrationspolitikentwicklung in Wien.


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