”Ein Afrikaner als Nachfolger Petri, das wäre ein Zeichen gewesen”

Bischof Axel Noack zur Wahl des neuen Papstes Benedikt XVI.

Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen

Der Bischof der Kirchenprovinz Sachsen, Axel Noack, reagierte gelassen auf die Wahl Kardinal Joseph Ratzingers zum Papst. Es bleibe abzuwarten, so der evangelische Bischof Magdeburgs, was von diesem konservativen katholischen Theologen aus einem vom Protestantismus geprägten Land zu erwarten sei.

“Ich freue mich mit den Geschwistern in den katholischen Gemeinden, ohne deshalb in Euphorie zu verfallen”, sagt Axel Noack. “Aus protestantischer Sicht ist jeder Papstwahl mit großer Gelassenheit zu begegnen.” Die Kirche stehe und falle mit dem Glauben an Jesus Christus, nicht mit der Wahl eines Deutschen zum Papst, sagt der Bischof der Kirchenprovinz Sachsen. “Ich finde es schade, dass die erforderliche Mehrheit für einen Papst aus Afrika oder Lateinamerika noch nicht zu haben war. Freilich war auch zu hoffen, dass es eine Kirche mit dem Anspruch, Weltkirche zu sein, schaffen würde, den Europa-Zentrismus zu überwinden”, so der evangelische Bischof Magdeburgs. “Gerade jetzt wäre das ein Zeichen gegenüber der gesamten Welt gewesen. Die ärmsten der afrikanischen Länder spielen in der Politik und in den Medien eine vollkommen untergeordnete Rolle. Das ist ein Wermutstropfen in der Freude über einen deutschen Papst.”

Im Anhang zu dieser Pressemitteilung steht der genaue Wortlaut des Textes von Bischof Axel Noack zur Wahl Kardinal Joseph Ratzingers zum Papst.

Magdeburg, 20. April 2005

Oliver Vorwald
Pressesprecher

Anhang zur Pressemitteilung vom 20. April 2005

Bischof Axel Noack zur Wahl des neuen Papstes Benedikt XVI.

Ich freue mich mit den Geschwistern in den katholischen Gemeinden, ohne deshalb in Euphorie zu verfallen. Aus protestantischer Sicht ist jeder Papstwahl mit großer Gelassenheit zu begegnen. Ich halte es mit Martin Luther, der schon 1539 formulierte: “Wir sind es doch nicht, die da die Kirche erhalten könnten. Unsere Vorfahren sind es nicht gewesen. Unsere Nachfahren werden´s auch nicht sein; sondern der ist's gewesen, ist's noch und wird's sein, der da sagt: Ich bin bei euch alle Tage.” Die Kirche steht und fällt mit dem Glauben an Jesus Christus. Und so wünsche ich dem neuen Papst Tatkraft und hinreichende Gesundheit, um durch sein Amt dazu zu helfen, “damit die Welt glaube” (Johannes17, 21). Dabei muss uns allen deutlich sein, dass unsere Kirchen der heutigen Welt zeigen sollen, dass der Glaube sie untereinander verbindet, auch wenn manche “Zeremonien” und Amtsstrukturen sie wohl noch längere Zeit trennen werden.

Dass mit Joseph Ratzinger seit beinah 500 Jahren zum ersten Mal wieder ein Deutscher zum Papst gewählt worden ist, freut mich. Es bleibt aber abzuwarten, was die ökumenische Bewegung von diesem konservativen katholischen Theologen aus einem vom Protestantismus geprägten Land zu erwarten hat.

Freilich war auch zu hoffen, dass es eine Kirche mit dem Anspruch, “Weltkirche” zu sein, schaffen würde, den Europa-Zentrismus zu überwinden. Ich finde es schade, dass die erforderliche Mehrheit für einen Papst aus Afrika oder Lateinamerika noch nicht zu haben war. Gerade jetzt wäre das ein Zeichen gegenüber der gesamten Welt gewesen. Die ärmsten der afrikanischen Länder spielen in der Politik und in den Medien eine vollkommen untergeordnete Rolle. Das ist ein Wermutstropfen in der Freude über einen deutschen Papst.

Axel Noack
Bischof der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen